Der Versicherungskonzern Wiener Städtische steigt in den angespannten Salzburger Wohnungsmarkt ein. Mit einer neuen Tochtergesellschaft will der Finanzriese ab 2027 jährlich dutzende leistbare Wohnungen errichten und etablierte Bauträger herausfordern.

Die „Neue Heimat Salzburg Wohnbau GmbH" wurde diese Woche offiziell gegründet. Das Unternehmen ist eine Schwesterfirma der in Oberösterreich bereits etablierten gemeinnützigen Neuen Heimat. Martin Panosch, Landesdirektor der Wiener Städtischen in Salzburg, bezeichnete Salzburg als „weißen Fleck auf unserer Landkarte in Sachen Wohnbau".

Der Konzern verantwortet im restlichen Österreich bereits rund 20 Prozent des gesamten gemeinnützigen Wohnbauvolumens. Diese Expertise soll nun auch in Salzburg eingebracht werden. Das Anerkennungsverfahren als gemeinnütziger Bauträger läuft bereits.

50 bis 60 neue Wohnungen pro Jahr geplant

Die Pläne sind konkret: Ab 2027 sollen jährlich zwischen 50 und 60 neue, leistbare Wohnungen im Bundesland entstehen. Robert Oberleitner, Geschäftsführer der Neuen Heimat, bestätigte diese ehrgeizigen Ziele.

Die Stadt Salzburg verfolgt bei Neubauprojekten einen Anteil von mindestens 80 Prozent an geförderten Wohnungen. Der Einstieg der Wiener Städtischen passt perfekt in diese Strategie und wird als dringend benötigter Impuls gesehen.

Die größte Herausforderung bleibt jedoch die Verfügbarkeit geeigneter und vor allem leistbarer Grundstücke. An diesem Problem scheiterten bereits viele Projekte.

Neuer Wettbewerb für etablierte Bauträger

Bisher dominierten wenige große Akteure wie die GSWB und die Salzburg Wohnbau den Salzburger Markt. Der Markteintritt der Wiener Städtischen bringt frisches Kapital und erhöhten Wettbewerbsdruck mit sich.

Experten erwarten positive Auswirkungen auf Bautätigkeit, Innovationskraft und möglicherweise auch auf die Preise. Für Versicherungskonzerne wird der gemeinnützige Wohnbau zunehmend zu einem attraktiven und stabilen Investmentfeld.

Solche Projekte erfüllen wichtige soziale Funktionen und entsprechen den immer wichtiger werdenden ESG-Kriterien für nachhaltiges Investieren.

Signal an den gesamten Immobilienmarkt

Die Expansion ist mehr als nur ein einzelnes Bauvorhaben – sie sendet ein strategisches Signal an den österreichischen Immobilienmarkt. Während die Baubranche mit gestiegenen Kosten und Finanzierungshürden kämpft, zeigt ein finanzstarker Akteur das langfristige Potenzial von leistbarem Wohnraum auf.

Diese Entwicklung könnte andere institutionelle Investoren ermutigen, ebenfalls in den gemeinnützigen Sektor zu investieren. Das Land Salzburg unterstützt mit neuen Förderinstrumenten wie einem zinsfreien Annuitätenzuschuss die Schaffung von Wohneigentum.

Erste Spatenstiche für 2027 anvisiert

Mit der Gründung Mitte September ist der erste Meilenstein erreicht. Der nächste entscheidende Schritt ist der Abschluss des Anerkennungsverfahrens als gemeinnütziger Bauträger.

Parallel beginnt das Unternehmen mit der Akquise geeigneter Grundstücke – die größte Hürde für einen raschen Baubeginn. Die ersten Spatenstiche sind für 2027 geplant.

Der Erfolg wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, in Partnerschaft mit den Gemeinden ausreichend Bauland zu mobilisieren. Der Salzburger Wohnungsmarkt steht vor einer spannenden Entwicklung.