Wiener Staatsoper startet mit Ferri-Ära und Smetana-Premiere

Die Wiener Staatsoper läutet den Herbst mit einem außergewöhnlichen Programm ein. Im Mittelpunkt stehen die Neuinszenierungen von Smetanas "Die verkaufte Braut" und Beethovens "Fidelio". Doch die eigentliche Sensation ist eine andere: Mit Alessandra Ferri übernimmt eine Ballerina-Legende die Leitung des Wiener Staatsballetts.
Die neue Saison verspricht eine aufregende Mischung aus Repertoire-Klassikern und innovativen Produktionen. Kann die Staatsoper mit diesem Mix das anspruchsvolle Publikum begeistern?
Smetana mit Schmunzel-Garantie
Den Auftakt macht Smetanas komische Oper "Die verkaufte Braut". Hausdebütant Dirk Schmeding inszeniert das Werk in einer neuen deutschen Textfassung, die den Witz des Originals schärfen soll.
Am Dirigentenpult steht Tomáš Hanus, ein ausgewiesener Experte für slawisches Repertoire. Das böhmische Volksopern-Juwel erzählt vom Kampf einer jungen Frau um ihre große Liebe - inmitten dörflicher Intrigen und mit viel Humor.
Fidelio mit Weltklasse-Besetzung
Beethovens einzige Oper "Fidelio" erhält ebenfalls eine Neuinszenierung. Nikolaus Habjan bringt die Ode an Freiheit und Treue auf die Bühne, Franz Welser-Möst dirigiert die Wiener Philharmoniker.
Diese Kombination aus Habjans innovativem Regieansatz und Welser-Mösts musikalischer Tiefe verspricht eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit Beethovens Meisterwerk. Neben den Premieren glänzen internationale Stars wie Anna Netrebko, Jonas Kaufmann und Diana Damrau in Wiederaufnahmen.
Ferri revolutioniert das Staatsballett
Die eigentliche Revolution findet im Ballett statt. Alessandra Ferri, einst gefeierte Primaballerina assoluta, übernimmt die künstlerische Leitung des mehr als 100-köpfigen Ensembles.
Ihr Ziel: Tänzerinnen und Tänzer fördern, die mit Leidenschaft und Individualität auftreten. Den Auftakt macht "Giselle" in Elena Tschernischovas traditioneller Fassung - ein Werk, das Ferri einst selbst von der Choreografin erlernte.
Die neue Direktorin hat zahlreiche Neuverpflichtungen getätigt, um das Ensemble auf internationalem Spitzenniveau zu positionieren. Eine durchdachte Strategie zwischen Tradition und Aufbruch.
Ratmansky bringt griechische Liebesgeschichte
Das Highlight im Oktober: die europäische Erstaufführung von Alexei Ratmanskys "Kallirhoe". Der gefragte Choreograf präsentiert eine fesselnde griechische Liebesgeschichte in seiner unverkennbaren Tanzsprache.
Ratmansky gilt als Meister der klassischen Ballett-Neubelebung. Mit "Kallirhoe" bringt er ein klassisches Handlungsballett nach Wien, das internationale Beachtung finden dürfte.
Aufbruch mit Weltstars
Die Saison zeigt eine spürbare Aufbruchstimmung. Ferris Berufung wird in der Tanzwelt als bedeutender Schritt gewertet - ihre Vision soll das Wiener Staatsballett unter den weltweiten Top-Compagnies etablieren.
Im Opernbereich setzt Direktor Bogdan Roščić auf bewährte Qualität: Repertoirepflege auf höchstem Niveau, kombiniert mit spannenden Neuinszenierungen. Die Verpflichtung von Weltklasse-Sängern und -Dirigenten sichert den musikalischen Anspruch.
Der weitere Saisonverlauf bringt Verdis "Luisa Miller", Mozarts "La clemenza di Tito" und erstmals Bizets "Die Perlenfischer" an die Staatsoper. Eine Ballett-Gala im Juni 2026 wird Ferris erste Spielzeit krönen.
Die kommenden Monate entscheiden, ob die neue Mischung aus Tradition und Innovation das Wiener Publikum überzeugt.