Die Wiener Staatsoper feierte am Sonntag die triumphale Rückkehr von Smetanas "Die verkaufte Braut" nach 35 Jahren Pause. Doch während das Publikum jubelte, sorgen die angespannten Budgetverhandlungen für 2025/26 hinter den Kulissen für erhebliche Unruhe.

Comeback mit Starbesetzung begeistert Wien

Unter der musikalischen Leitung von Tomáš Hanus entfaltete sich die heitere Dorfgeschichte in völlig neuem Gewand. Regiedebütant Dirk Schmeding holte das tschechische Meisterwerk zurück auf die große Bühne des Hauses am Ring.

Die slowakische Sopranistin Slávka Zámečníková glänzte in ihrem Rollendebüt als Mařenka, während Pavol Breslik als Jeník das erfahrene Gegenstück bildete. Peter Kellner gab den verschlagenen Heiratsvermittler Kecal, Michael Laurenz den stotternden Vašek.

Für diese Produktion entstand eine neue deutsche Textfassung – die spritzigen Dialoge Smetanas sollten dem heutigen Publikum noch näher gebracht werden. Das Ergebnis: stürmischer Beifall.

Rekordauslastung reicht nicht mehr

Was paradox klingt, ist bittere Realität: Trotz einer Sitzplatzauslastung von 99,94 Prozent in der Saison 2023/24 kämpft die Staatsoper mit finanziellen Sorgen. Direktor Bogdan Roščić warnte bereits Anfang des Jahres, dass es immer schwieriger werde, überhaupt noch ein genehmigungsfähiges Budget zu erstellen.

Die Basisabgeltung für die Bundestheater steigt zwar 2025 und 2026 um 9,9 Millionen Euro auf jeweils 204,2 Millionen Euro. Doch gleichzeitig schrumpfen andere Kulturtöpfe – was die finanzielle Flexibilität einschränkt.

Roščić und andere Intendanten fordern eine automatische Valorisierung: Die Subventionen sollen künftig an die Inflation gekoppelt werden, um Planungssicherheit zu schaffen.

Staatsoper als Wirtschaftsmotor

Gegen Sparforderungen wehrt sich das Haus mit harten Zahlen: Eine Studie der Wirtschaftskammer Wien belegt einen volkswirtschaftlichen Beitrag von fast 300 Millionen Euro jährlich.

Die Staatsoper sichert demnach rund 3.700 Arbeitsplätze und generiert 79 Millionen Euro an Steuern und Abgaben – etwa so viel wie die staatliche Basissubvention beträgt.

"Wir sind kein Kostenfaktor, sondern ein Wirtschafts- und Standortfaktor", betont Roščić. Die Zahlen sprechen für sich: Jeder investierte Euro fließt mehrfach in die österreichische Volkswirtschaft zurück.

Entscheidende Wochen stehen bevor

Die kommenden Verhandlungen über das Doppelbudget 2025/2026 und den Bundesfinanzrahmen bis 2029 werden den Spielraum für die nächsten Jahre festlegen. Für Roščić, dessen Vertrag bis 2030 verlängert wurde, geht es um den Spagat zwischen künstlerischer Exzellenz und ökonomischen Realitäten.

Die Premiere von "Die verkaufte Braut" hat eindrucksvoll gezeigt, welchen kulturellen Schatz das Haus am Ring darstellt. Ob dieser Glanz auch künftig strahlen kann, entscheidet sich in den politischen Verhandlungsräumen der Bundeshauptstadt.