Die Wiener Börse zeigt sich am Donnerstagmittag verhalten. Der heimische Leitindex ATX verliert 0,49 Prozent und notiert bei 5.152,10 Punkten. Die Aufmerksamkeit der Anleger ist heute jedoch vor allem auf zwei große internationale Ereignisse gerichtet: die EZB-Zinsentscheidung und die nachgereichten US-Inflationszahlen.

EZB und Fed: Warten auf Signale

Die heutige Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte wenig Überraschungen bieten. Analysten der Helaba sehen die Geldpolitik der Währungshüter als gut positioniert an. Die Hürde für eine kurzfristige Änderung der Zinspolitik wird als hoch eingeschätzt.

Spannender könnte es dagegen aus Übersee werden. Die eigentlich fälligen US-Inflationsdaten für November werden erst heute veröffentlicht. Grund ist der wochenlange Regierungsstillstand in den USA. Die Helaba-Experten rechnen jedoch nicht damit, dass die Zahlen die Erwartungen an baldige Zinssenkungen der US-Notenbank Fed befeuern werden.

Erste Group: Milliarden-Deal in Polen erhält grünes Licht

Am heimischen Parkett sorgt die Erste Group für Schlagzeilen. Die polnische Finanzaufsicht KNF hat den bereits im Mai angekündigten Mega-Deal endgültig genehmigt. Die österreichische Bankengruppe darf nun für 6,8 Milliarden Euro einen 49-Prozent-Anteil an der polnischen Santander Bank Polska erwerben.

  • Es handelt sich um eine der größten grenzüberschreitenden Bankentransaktionen Europas in den letzten Jahren.
  • Trotz dieser positiven Nachricht zeigte sich die Erste-Group-Aktie am Mittag mit minimalen Verlusten von 0,05 Prozent nahezu unverändert.

EVN mit gemischten Zahlen – Ausblick stimmt optimistisch

Energieversorger EVN legte seine Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2024/25 (bis 30. September 2025) vor. Das Bild ist durchwachsen:

  • Das Konzernergebnis sank um 7,4 Prozent auf 436,7 Millionen Euro.
  • Die Umsatzerlöse stiegen hingegen um 3,8 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro.

Als Belastungsfaktoren nannte das Unternehmen ein deutlich niedrigeres Finanzergebnis, unter anderem wegen einer geringeren Verbund-Dividende, sowie hochwasserbedingte Wertberichtigungen. Die Reaktion der Märkte fiel dennoch positiv aus: Die EVN-Aktie gewann 1,85 Prozent. Analysten der Erste Group lobten das "starke Zahlenwerk" und wiesen vor allem auf den angehobenen Ausblick für das kommende Jahr hin, der die positive Stimmung befeuere.

Weitere Bewegungen am Wiener Parkett

Die Börse zeigt am Mittag ein uneinheitliches Bild mit einigen bemerkenswerten Einzelbewegungen:

  • Voestalpine: Die Erste Group hat ihr Kursziel für den Stahlkonzern kräftig von 26,5 auf 39,5 Euro angehoben, gleichzeitig aber das Anlagevotum von "Accumulate" auf "Hold" zurückgestuft. Die Aktie fiel um 2,2 Prozent auf 37,62 Euro.
  • Vienna Insurance Group (VIG): Nach einem Kurssprung von über sechs Prozent am Vortag korrigierten die Titel des Versicherers um 3,3 Prozent. Trotzdem bleibt VIG mit einem Jahresplus von etwa 112 Prozent einer der absoluten Top-Performer im Börsenjahr 2025.
  • Banken und Technologie: Die Raiffeisen Bank International (RBI) verlor 2,2 Prozent. Im Technologiesektor gab der Leiterplattenhersteller AT&S um 1,2 Prozent nach. AT&S bleibt mit einem beeindruckenden Jahresplus von etwa 141 Prozent der Spitzenreiter im Prime Market der Wiener Börse, dicht gefolgt von Frequentis mit einem Plus von 140 Prozent.

Die weitere Handelsentwicklung wird stark von den erwarteten US-Daten und deren Interpretation durch die internationalen Märkte abhängen.