Die Wiener Börse feiert ihr Comeback: Angetrieben von starken Quartalszahlen heimischer Schwergewichte kletterte der ATX am Donnerstag auf den höchsten Stand seit rund drei Wochen. Gegen Mittag notierte der Leitindex mit einem Plus von 1,14 Prozent bei 4.728 Punkten - eine beeindruckende Erholung nach der jüngsten Schwächephase.

RBI mit Gewinnsprung: Übertrifft alle Erwartungen

Die Raiffeisen Bank International lieferte im dritten Quartal eine Glanzleistung ab. Die Aktie des Geldhauses legte um 3,4 Prozent zu und kratzte zeitweise an einem Mehrjahreshoch. Die Ursache: Der Nettogewinn außerhalb Russlands stieg in den ersten neun Monaten um gut ein Fünftel.

Das dürfte selbst erfahrene Börsianer überrascht haben. Barclays-Analysten bestätigten: "Der Nettogewinn der Gruppe außerhalb Russlands lag deutlich über den Konsensprognosen." Als Treiber nannten sie eine robuste Kostenkontrolle und geringere Wertminderungen.

Andritz trotzt den Widrigkeiten

Noch beeindruckender entwickelte sich der Anlagenbauer Andritz. Trotz rückläufiger Umsätze und Gewinne schoss die Aktie um fünf Prozent nach oben. Wie ist dieses Paradoxon möglich?

Analyst Daniel Lion von der Erste Group erklärt das Phänomen: "Andritz hat ein sehr solides Quartal abgeliefert." Besonders hervorzuheben seien der Auftragseingang und die Rentabilität. Der Konzern habe die Vorteile seiner Diversifizierungsstrategie eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Globale Signale geben Richtung vor

Während Wien feiert, blicken Anleger gespannt auf internationale Entwicklungen:

  • Die Europäische Zentralbank wird voraussichtlich ihre Leitzinsen unverändert lassen
  • Die US-Notenbank Fed senkte bereits die Zinsspanne um 25 Basispunkte
  • US-Präsident Donald Trump verkündete eine Einigung mit China im Handelsstreit

Besonders die Ankündigung Trumps könnte langfristig positive Auswirkungen haben. Die Vereinbarung mit Präsident Xi Jinping im Streit um Chinas Exportkontrollen auf seltene Erden gilt zunächst für ein Jahr.

AMAG kämpft mit schwierigem Umfeld

Nicht alle heimischen Werte konnten überzeugen. Die Austria Metall AG verzeichnete trotz leicht erhöhter Umsätze einen Gewinneinbruch. Analyst Volker Bosse von der Baader Bank urteilte nüchtern: Die Ergebnisse seien "schwach".

Als Hauptgrund nannte er das durch die Handelspolitik gedämpfte wirtschaftliche Umfeld. Ein klares Signal, dass nicht alle Unternehmen gleichermaßen von der aktuellen Börsenstimmung profitieren.

Was bedeutet das für Anleger?

Die Wiener Börse zeigt sich erstaunlich robust. Während das europäische Umfeld eher mit Abgaben tendierte, entwickelten sich heimische Werte deutlich positiver. Die starken Quartalszahlen von RBI und Andritz beweisen: Qualitätsunternehmen können auch in schwierigen Zeiten überzeugen.

Die geldpolitischen Entscheidungen und die entspannte Handelsrhetorik zwischen USA und China bieten zusätzlichen Rückenwind. Ob der Aufwärtstrend anhält? Die kommenden Tage werden zeigen, ob Wien seinen Vorsprung behaupten kann.