Die Wiener Börse startet mit einem klaren Plus in den Freitag. Der heimische Leitindex ATX legt zur Mittagszeit spürbar zu. Hinter dem Optimismus steht eine leicht verbesserte Wirtschaftsaussicht der Nationalbank.

OeNB sieht etwas mehr Licht am Horizont

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr nach oben korrigiert. Statt der im September erwarteten 0,3 Prozent rechnen die Währungshüter nun mit einem realen BIP-Zuwachs von 0,6 Prozent für 2025. Für die Folgejahre bleiben die Erwartungen stabil:
* 2026: +0,8 Prozent
* 2027: +1,1 Prozent

Zudem soll die Inflation im kommenden Jahr deutlich sinken. Ein Hoffnungsschimmer für Verbraucher und Unternehmen.

EZB behält sich alle Optionen offen

OeNB-Gouverneur Martin Kocher, der auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sitzt, gab sich in seiner Geldpolitik flexibel. Er schloss Zinsschritte in beide Richtungen für das kommende Jahr nicht aus. "Es gibt keine Vorfestlegung", betonte er. Die EZB hatte erst am Donnerstag den Leitzins unverändert bei 2,0 Prozent belassen.

Kocher verwies auf die weiterhin unsichere Wirtschaftslage. Die volle Handlungsfähigkeit der Notenbank solle erhalten bleiben, um bei Bedarf rasch reagieren zu können. Das dürfte Anlegern signalisieren, dass die Phase der extrem hohen Zinsen vorbei ist, aber eine voreilige Wende nicht zu erwarten ist.

Finanzwerte führen die Gewinnerliste an

Unter den Einzeltiteln zeigten sich vor allem die Banken und Versicherer stark:
* Raiffeisen Bank International (RBI) erholte sich vom Vortagsminus und legte kräftig um 2,37 Prozent zu.
* Auch die Vienna Insurance Group (VIG) (+1,55 %) und die BAWAG (+1,31 %) notierten im Plus.
* Erste Group und UNIQA folgten dem Aufwärtstrend.

Eine bemerkenswerte Erholung legte Frequentis hin. Die Papiere des Flugsicherungsspezialisten machten nach dem deutlichen Vortagsverlust 3,31 Prozent wieder gut.

Diese Werte drückten auf die Stimmung

Nicht alle Titel konnten vom allgemeinen Optimismus profitieren. Deutlich unter Druck standen die Papiere des Flugzeugzulieferers FACC, die um 3,45 Prozent nachgaben. Auch der Technologiekonzern AT&S (-2,35 %) und der Motorradhersteller Pierer Mobility (-2,15 %) notierten im Minus.

Globale Signale und ein wichtiger Börsentermin

Positive Impulse kamen auch aus Übersee. Die Wall Street lieferte gute Vorgaben, und die Bank von Japan hob überraschend ihren Leitzins an. Allerdings steht dem Handelstag noch ein wichtiges Ereignis bevor: Der große Verfall von Terminkontrakten ("Options Expiry") könnte im Laufe des Nachmittags noch für erhöhte Volatilität und größere Kurssprünge sorgen. Die Mittagstendenz ist daher noch mit Vorsicht zu genießen.