Nach drei Gewinntagen in Folge macht der Wiener Aktienmarkt zunächst eine Verschnaufpause. Der ATX wird am Donnerstag vorbörslich nahezu unverändert bei 4.931 Punkten erwartet. Doch die Rekordmarke bei über 5.000 Punkten bleibt zum Greifen nah. Während Europa moderate Gewinne anzeigt, konzentrieren sich Anleger in Wien auf frische Zahlen von zwei Schwergewichten.

Wienerberger: Zwischen Rekordgewinn und Gewinnwarnung

Der Ziegelproduzent präsentiert eine zwiespältige Bilanz. Einerseits verbuchte Wienerberger in den ersten neun Monaten einen kräftigen Anstieg des Gewinns nach Steuern von 49 auf 173 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte von 3,4 auf 3,5 Milliarden Euro.

Doch der Erfolg hat seine Schattenseiten. Das Unternehmen klagt über "inflationären Kostendruck" und ein schwächelndes Neubauwohnungsgeschäft. Die Folge: Wienerberger senkte seine Prognose. Das dürfte für gemischte Reaktionen an der Börse sorgen.

Wie bewerten Experten die Zahlen?
- Barclays-Analysten: "Nicht so schlecht" - die gesenkte Prognose liege im Rahmen der Erwartungen
- Erste Group: Die Gewinnwarnung falle moderat aus, der Markt habe bereits Pessimismus eingepreist

Strabag: Bauriese mit historischem Auftragsrekord

Während Wienerberger kämpft, feiert Strabag einen Meilenstein. Der Baukonzern erreichte erstmals in seiner Geschichte einen Auftragsbestand von über 30 Milliarden Euro. Konkret stieg das Volumen um 24 Prozent auf 31,4 Milliarden Euro.

Die Bauleistung erhöhte sich parallel um 6 Prozent auf 14,4 Milliarden Euro. Analyst Michael Marschallinger von der Erste Group spricht von "besser als erwartet" ausgefallenen Ergebnissen.

Noch spannender: Das Beste könnte erst kommen. Die deutschen Infrastrukturinvestitionen haben sich laut Marschallinger noch nicht in den Zahlen niedergeschlagen. Sie sollen dem Unternehmen in den kommenden Jahren eine hohe Auslastung garantieren.

Globale Einflüsse: US-Haushaltsstreit nur pausiert

Während Wien auf Unternehmenszahlen schaut, bleibt die globale Lage angespannt. Der bisher längste Teilstillstand der US-Regierung wurde nach 43 Tagen beendet. Doch die Lösung ist nur vorläufig.

Der Übergangshaushalt gilt nur bis Ende Jänner. Steht Amerika damit bereits in zwei Monaten vor dem nächsten Shutdown? Zusätzlich unklar: Wann und in welcher Qualität die ausgefallenen Wirtschaftsdaten nachgereicht werden können.

Gestrige Börse: Voestalpine sticht hervor

Am Mittwoch hatte der ATX noch um 1,50 Prozent auf 4.931,68 Punkte zugelegt. Besonders beeindruckend:

Top-Performer:
- Voestalpine: +8,08% auf 34,78 Euro
- Lenzing: +4,80% auf 21,85 Euro
- Rosenbauer: +3,22% auf 44,90 Euro

Größte Verlierer:
- DO&CO: -3,50% auf 193,00 Euro
- AT&S: -3,36% auf 28,75 Euro
- Palfinger: -2,50% auf 29,25 Euro

Die Börse in Wien zeigt sich robust, doch die gemischten Signale von Wienerberger und Strabag werden den Handelsverlauf am Donnerstag maßgeblich bestimmen. Bleibt der ATX auf Rekordjagd oder wird die Pause zur Trendwende?