Trotz globaler Verunsicherung zeigt sich die Wiener Börse am Montag widerstandsfähig. Der heimische Leitindex ATX schloss mit einem Plus von 0,22 Prozent bei 4.658,1 Punkten. Doch was treibt die Märkte wirklich um? Die Antwort liegt in einer Mischung aus lokalen Erfolgsmeldungen und der Vorfreude auf die anstehende US-Zinsentscheidung.

Globale Spannungen belasten Stimmung

Die europäischen Börsen zeigten sich zwar überwiegend erholt, doch im Hintergrund brodelt es weiter. Die geopolitischen Risiken bleiben allgegenwärtig: Die Eskalation zwischen NATO und Russland sowie die anhaltenden Spannungen in Nahost verunsichern Anleger. Zusätzlich drückt die Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch auf die Stimmung.

Ein Marktbeobachter bringt es auf den Punkt: "Die Unsicherheit ist spürbar, doch die Märkte lernen, mit diesen Risiken zu leben." Das dürfte die erstaunliche Robustheit des ATX erklären.

Fed-Entscheidung: All eyes on Washington

Alle Blicke richten sich nun auf die US-Notenbank. Am Mittwochabend steht die nächste Zinsentscheidung an - und hier erwarten die Experten Feuerwerk. Während eine Leitzinssenkung als sicher gilt, spekulieren einige bereits über einen großen Wurf.

"Ein Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten ist durchaus im Bereich des Möglichen", so ein Marktbeobachter. Diese Erwartungshaltung scheint die Märkte bereits heute zu beflügeln.

AT&S: Rüstungsgeschäft als Game-Changer?

Zu den großen Gewinnern des Tages zählt eindeutig AT&S. Die Aktie des Leiterplattenherstellers legte beeindruckende 6,6 Prozent zu. Hinter dem Kursprung steckt eine strategische Neuausrichtung: Neue CEO Michael Mertin will das Unternehmen bis 2027 zurück in die Gewinnzone führen.

Das Besondere: AT&S entdeckt das Rüstungsgeschäft für sich. In einer von geopolitischen Spannungen geprägten Welt boomt die Verteidigungsindustrie - und der steirische Konzern will davon profitieren. Eine kluge Strategie? Der Markt applaudiert jedenfalls vorläufig.

Versicherer im Fokus: Analysten erhöhen Kursziele

Die Versicherungsbranche erlebt einen regelrechten Analysten-Hype:
- VIG: +1,5% auf 45,15 Euro - Kursziel von 47 auf 55 Euro angehoben
- Uniqa: +1,1% auf 12,56 Euro - Kursziel von 13,0 auf 14,2 Euro erhöht

Thomas Unger von der Erste Group bestätigte nicht nur die Kaufempfehlung für VIG, sondern präsentierte gleich eine ganze Sektor-Studie. Die Botschaft ist klar: Die Versicherer haben aus Sicht der Analysten noch Luft nach oben.

Strabag: Großauftrag in Polen sorgt für Euphorie

Positive Nachrichten auch von der Strabag: Österreichs größter Baukonzern hat in Polen einen Millionenauftrag der Staatsbahn PKP eingeworben. Für 268 Millionen Euro wird das Unternehmen bis Ende 2029 den Bahnhof Maksymilianowo modernisieren. Die Aktie dankte es mit einem Plus von 0,8 Prozent.

Bei den Bankwerten zeigte sich das Bild gemischt: BAWAG legte 0,5 Prozent zu, Raiffeisen verbuchte ein minimales Plus von 0,1 Prozent. Die Erste Group hingegen verharrte nahezu unverändert.

Insgesamt ein bemerkenswerter Tag für den ATX - der zeigt, dass lokale Erfolgsgeschichten globale Verunsicherung zumindest zeitweise überstrahlen können. Ob das so bleibt, wird nicht zuletzt von der Fed am Mittwoch abhängen.