Wien: Wohnungsnot erreicht dramatischen Höhepunkt

Der Wiener Wohnungsmarkt kollabiert. Nur noch 11.000 neue Wohnungen entstehen 2025 – ein Drittel weniger als im Vorjahr. Die Mietpreise explodieren auf über 20 Euro pro Quadratmeter, während Wohnungssuchende verzweifelt nach bezahlbarem Raum suchen.
Neubau bricht dramatisch ein
Die Zahlen schockieren selbst Experten: Im ersten Halbjahr 2025 wurden lediglich 10.000 neue Wohnungen fertiggestellt. Besonders verheerend trifft es den frei finanzierten Mietwohnungssektor – hier droht ein Rückgang um über 50 Prozent auf nur noch 4.700 neue Mietwohnungen.
Was steckt hinter diesem Kollaps? Die Baukosten stiegen seit 2010 um fast 50 Prozent, hohe Zinsen und endlose Genehmigungsverfahren machen Bauprojekte unrentabel. Viele Entwickler ziehen sich vollständig aus dem Markt zurück.
Der Tiefpunkt ist noch nicht erreicht: Experten prognostizieren für 2026 österreichweit weniger als 50.000 Fertigstellungen – ein historischer Tiefstand.
Mietpreise durchbrechen alle Grenzen
19,93 Euro pro Quadratmeter – so teuer ist Wohnen in Wien mittlerweile. Das entspricht einem Anstieg von 7,6 Prozent binnen eines Jahres. Andere Analysten sprechen sogar von 9 Prozent Steigerung auf durchschnittlich 20,42 Euro.
Kleine Wohnungen bis 50 Quadratmeter kosten in Bezirken wie Hernals oder Ottakring bereits über 20 Euro pro Quadratmeter. Erstmals durchbrach die durchschnittliche Miete inklusive Betriebskosten die 10-Euro-Marke und erreichte 10,20 Euro pro Quadratmeter.
Die Rechnung ist brutal: Eine 60-Quadratmeter-Wohnung kostet monatlich über 1.200 Euro – für viele Wiener unbezahlbar.
Soziale Spaltung verschärft sich
Während sich der Eigentumsmarkt durch sinkende Zinsen stabilisiert, leiden Mieter unter extremem Preisdruck. Bauträger verkaufen geplante Mietprojekte direkt als Eigentumswohnungen – das Mietwohnungsangebot schrumpft weiter.
Besonders junge Menschen trifft die Krise hart. Der Traum von der eigenen Wohnung wird unrealistisch, selbst die Suche nach bezahlbarer Miete zur Zerreißprobe.
Politik unter massivem Handlungsdruck
Die Wien-Wahl 2025 rückt näher – und das Wohnungsthema dominiert die Debatte. Die Forderungen reichen von erweiterten Gemeindebau-Zugängen über Wohnungskautionsfonds bis zur Reform des Wohn-Tickets.
Die Wirtschaftskammer Wien warnt bereits vor einer "schweren Krise" und fordert den Abbau bürokratischer Hürden. Doch können politische Maßnahmen noch gegensteuern?
Keine Entspannung in Sicht
Die Prognosen sind düster. Da bereits 2024 die wenigsten Baugenehmigungen seit 2010 erteilt wurden, wird die Wohnungsnot in den kommenden Jahren weiter eskalieren.
Wien – einst Vorbild für leistbares Wohnen – steht vor seinem größten sozialen Problem seit Jahrzehnten. Über 60 Prozent der Wiener leben im sozialen Wohnbau, doch der private Markt gerät völlig außer Kontrolle.
Ohne drastische Maßnahmen droht eine dauerhafte Spaltung: teure Eigentumswohnungen für Wohlhabende, unerschwingliche Mieten für alle anderen. Die soziale Frage des Wohnens wird zur Existenzfrage für Wien.