Wien: Wohnungsnot erreicht dramatische Ausmaße

Die Wiener Wohnungskrise eskaliert dramatisch. Nur noch 10.000 Neubauten im ersten Halbjahr stehen einer ungebrochenen Nachfrage gegenüber – mit verheerenden Folgen für Mieter.
Die Zahlen sind alarmierend: Erstmals überschritten die durchschnittlichen Mieten in Österreich 10 Euro pro Quadratmeter. In Wien stiegen die Angebotsmieten binnen eines Jahres um neun Prozent auf durchschnittlich 20,42 Euro pro Quadratmeter. Für viele Haushalte bedeutet das: Wohnen wird zum unbezahlbaren Luxus.
Das Problem verschärft sich rasant. Während Wien jährlich über 10.000 neue Wohnungen benötigt, wurden im ersten Halbjahr 2025 gerade einmal 10.000 Einheiten fertiggestellt. Experten prognostizieren für 2026 einen weiteren Einbruch auf unter 8.000 Wohnungen.
Bauträger wenden sich vom Mietmarkt ab
Die Ursachen der Krise sind vielschichtig. Gestiegene Zinsen, explodierende Baukosten und langwierige Genehmigungsverfahren machen Bauprojekte unrentabel. Viele bereits bewilligte Vorhaben werden verschoben oder komplett gestoppt.
Besonders problematisch: Bauträger konzentrieren sich verstärkt auf Eigentumswohnungen statt Mietobjekte. Die Rechnung ist simpel – höhere Renditen und weniger regulatorische Unsicherheiten locken. Jede verkaufte Eigentumswohnung fehlt jedoch im angespannten Mietmarkt.
Der "1. Österreichische Neubaubericht" zeichnet ein düsteres Bild: Bis 2026 droht ein Einbruch der Bauaktivität um 40 Prozent. Im Mietwohnungssegment könnte der Rückgang sogar 50 Prozent überschreiten.
Vom Käufer- zum Verkäufermarkt
Was bedeutet das für Wohnungssuchende? Experten von Immo Analytics erwarten bis 2026 eine komplette Trendwende. Der bisherige Käufermarkt verwandelt sich in einen Verkäufermarkt – mit allen negativen Konsequenzen für Mieter.
Die Verhandlungsmacht liegt dann eindeutig bei den Anbietern. Wohnkosten übersteigen bereits heute bei vielen Haushalten einen erheblichen Teil des Einkommens. Besonders betroffen: einkommensschwächere Gruppen und die Mittelschicht.
Politische Lösungsansätze gefordert
Die Stadt Wien versucht mit unbefristeten Gemeindewohnungen gegenzusteuern. Diese Maßnahmen können die Lücke im frei finanzierten Markt jedoch nur bedingt schließen.
Branchenvertreter fordern dringend:
* Beschleunigte Baugenehmigungsverfahren
* Investitionsanreize im Mietwohnungsbau
* Entlastung bei Baukosten und Finanzierung
Ohne entschlossenes Handeln droht Wien eine soziale Zerreißprobe. Was jahrelang als entspannter Wohnungsmarkt galt, entwickelt sich zur Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Bundeshauptstadt.
Die Prognosen lassen wenig Hoffnung: Solange Baukosten hoch und Finanzierungsbedingungen schwierig bleiben, ist keine Trendwende absehbar. Für viele Wiener wird Wohnen damit zum unerfüllbaren Traum.