Wien startet Wohnbau-Offensive mit neuen Vergaberegeln

Die Hauptstadt treibt den sozialen Wohnbau mit elf neuen Gemeindebauten voran und modernisiert ab 2026 ihre Vergabekriterien. Über 1.170 neue Wohnungen entstehen derzeit in neun Bezirken.
Die Projekte setzen neue Standards: Der Friederike-Mayröcker-Hof in Margareten nutzt ausschließlich Wärmepumpen und Photovoltaik, verzichtet komplett auf Gas. Fassaden- und Dachbegrünungen verbessern das Stadtklima. Im "Village im Dritten" entstehen 146 Wohnungen mit innovativer Bauteilaktivierung für saisonales Heizen und Kühlen.
"Es geht nicht nur um günstigen Wohnraum, sondern um hohe Lebensqualität", erklärt Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál die neue Philosophie.
Flexiblere Meldekriterien bereits aktiv
Seit Mai gelten gelockerte Voraussetzungen: Statt zwei Jahre an derselben Adresse reicht ein durchgehender Hauptwohnsitz in Wien. Das hilft besonders jungen Menschen in flexiblen Wohnsituationen.
Eine neue Vergabekategorie erfasst Haushalte, die trotz Arbeit ihre Wohnkosten nicht stemmen können. Ein positiver Bescheid der Wohn- oder Mietbeihilfe genügt als Nachweis.
Das neue "Wiener Wohn-Ticket" kommt 2026
Die größte Reform startet 2026: Ein einheitliches Punktesystem ersetzt starre Wohnbedarfsgründe. Es berücksichtigt individuelle Situationen wie Familienzuwachs, Pflegebedarf oder Ausbildung stärker.
Das System gilt für Gemeinde- und geförderte Wohnungen gleichermaßen. Bewährte Prinzipien wie unbefristete Mietverträge bleiben erhalten.
Wien stemmt sich gegen Mietexplosion
Über 60 Prozent der Wiener leben in Gemeinde- oder geförderten Wohnungen – das dämpft die Preise am gesamten Markt. Während andere Metropolen unter explodierenden Mieten leiden, hält Wien an seinem sozialen Modell fest.
Die neuen Gemeindebauten setzen ökologische Maßstäbe. In der Donaustadt entsteht der erste CO2-neutrale Gemeindebau der Stadt.
5.700 neue Wohnungen geplant
Die aktuelle Offensive soll 5.700 Gemeindewohnungen für rund 13.000 Bewohner schaffen. Projekte in der Berresgasse (221 Wohnungen) und Wehlistraße (102 Wohnungen) werden noch 2025 fertig.
Weitere 1.500 Wohnungen sind für die Folgejahre beschlossen. Das neue Punktesystem soll ab 2026 sicherstellen, dass der wertvolle Wohnraum denen zugutekommt, die ihn am dringendsten brauchen.