Wien setzt neue Maßstäbe für nachhaltige Luxusmode

Die Wiener Modeszene revolutioniert gerade die Luxusbranche. Diese Woche präsentierten auf der Vienna Fashion Week 82-jährige Models ihre eigenen Upcycling-Kreationen – und sorgten damit international für Schlagzeilen.
Die Message ist klar: Nachhaltigkeit ist das neue Luxus-Statement. Während die Fast-Fashion-Industrie weiter in der Kritik steht, positioniert sich Wien als europäisches Zentrum für "Slow Fashion". Eine neue Generation von Designern verbindet dabei traditionelles Handwerk mit avantgardistischen Konzepten.
Senioren erobern den Laufsteg
Das Projekt "Fashion Reloaded" der Wiener Pensionist*innenklubs war der absolute Höhepunkt der Modewoche. 21 Models zwischen 60 und 82 Jahren präsentierten vor 500 geladenen Gästen ihre selbst entworfenen Kollektionen.
Die Kreationen entstanden aus hochwertigen, ungenutzten Stoffen wie Kaschmir, Seide und Leinen – oft Erbstücke mit persönlicher Geschichte. "Es geht uns nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch um die Botschaft, dass ältere Menschen kreativ, schön und sinnlich sein können", erklärt Projektleiterin Madlena Komitova.
Das Projekt sorgte bereits im Vorjahr für internationale Schlagzeilen bis nach Japan. Diesmal war die Resonanz noch größer.
Soziale Unternehmen schaffen doppelten Mehrwert
Umweltaktivistin Nunu Kaller setzte mit ihrer "UPLIFT"-Modenschau auf soziale Inklusion. Im Rampenlicht: Die ReFASHION gemeinnützige GmbH aus Steyr.
Das 2024 gegründete Sozialunternehmen verwandelt fehlerhafte Neuware durch Upcycling in einzigartige Couture-Modelle. Gleichzeitig entstehen Arbeitsplätze für benachteiligte Menschen und Personen mit Sprachbarrieren.
"Wir interpretieren Nachhaltigkeit mit einem sozialen Gedanken", beschreibt Geschäftsführerin Isabella Boitllehner den Ansatz. Das geht weit über reines Wiederverwerten hinaus.
Wiener Designer erobern internationale Bühnen
Abseits der großen Shows wächst eine vielfältige Designer-Szene. Nina Hollein machte mit ihren "Color Field"-Kleidern aus upgecycelten Herrenanzügen sogar auf dem roten Teppich der Met Gala Furore.
In den kreativen Bezirken Neubau und Mariahilf entstehen Labels wie:
- "Consches" von Cornelia Lindner
- "dariadéh" von Madeleine Darya Alizadeh
Sie produzieren lokal in kleinen Mengen und verwenden umweltfreundliche Materialien wie Tencel oder "Deadstock Fabrics" – überproduzierte Stoffe größerer Firmen.
Paradigmenwechsel in der Luxusbranche
Was in Wien passiert, spiegelt einen globalen Trend wider. Konsumenten fordern zunehmend Transparenz und ethische Produktionsweisen. Der Fokus auf Upcycling ist dabei mehr als nur ein Trend – es ist ein echter Paradigmenwechsel.
Während die Fast-Fashion-Industrie für Textilabfälle und prekäre Arbeitsbedingungen kritisiert wird, zeigt die österreichische Szene praktikable Alternativen auf. Mode wird nicht mehr nur als Produkt verstanden, sondern als Teil eines gesellschaftlichen und ökologischen Kreislaufs.
Wien wird zum europäischen Vorreiter
Die positive internationale Resonanz wird weitere Initiativen inspirieren. Mehr österreichische Designer setzen bereits auf lokale Produktion, zertifizierte Materialien und innovative Recycling-Methoden.
Für Konsumenten bedeutet das eine wachsende Auswahl an hochwertiger, langlebiger und ethisch unbedenklicher Kleidung. Wien steht bereit, eine führende Rolle in der Bewegung für eine elegantere und gleichzeitig grünere Zukunft der Mode zu übernehmen.