Wien festigt seinen Ruf als klimafreundlichste Metropole Europas. Die Stadt treibt eine ambitionierte Baustrategie voran, die innovative Architektur, erneuerbare Energien und zukunftsweisende Mobilität vereint. Neue Fortschritte bei Schlüsselprojekten unterstreichen das Bekenntnis zu einer klimaneutralen Metropole bis 2040.

Holzbau erobert die Wiener Skyline

Im Zentrum der Baustrategie steht die Abkehr von CO2-intensiven Materialien. Innovative Holz-Hybrid-Bauweisen prägen bereits neue Stadtquartiere wie das "LeopoldQuartier" im zweiten Bezirk.

Selbst der soziale Wohnbau wird radikal umgekrempelt: Die Sanierung des Gemeindebaus in der Gregorygasse erreicht durch Fassadendämmung, neue Fenster und einen Dachgeschoss-Ausbau in Holzmodulbauweise eine Energieeinsparung von 87 Prozent.

Tiefengeothermie heizt 20.000 Haushalte

Die Energieversorgung wird komplett neu gedacht. In der Seestadt Aspern förderten Bohrungen kürzlich erfolgreich Heißwasser aus 3.000 Metern Tiefe. Das Tiefengeothermie-Projekt soll ab 2028 bis zu 20.000 Haushalte mit sauberer Wärme versorgen.

Weitere Vorzeigeprojekte kombinieren verschiedene grüne Technologien:

  • B.R.I.O.: Geothermie trifft Photovoltaik
  • Biotope City am Wienerberg: Gebäudebegrünung und Regenwassersammlung gegen städtische Hitzeinseln

Der "Wien-Plan" als Kompass bis 2035

Alle Einzelprojekte folgen einer übergeordneten Vision: dem neuen Stadtentwicklungsplan STEP, dem sogenannten "Wien-Plan". Das strategische Dokument legt bis 2035 unantastbare Grünräume fest, definiert Siedlungsgrenzen und priorisiert öffentlichen Verkehr sowie Radwege.

Kernstück ist die "Stadt der kurzen Wege": Wohnen, Arbeiten und Freizeit sollen eng verknüpft werden. Pionierstadtteil Rothneusiedl zeigt auf 124 Hektar, wie Wohnraum für 21.000 Menschen mit Stadtlandwirtschaft und Grünflächen harmoniert.

Lobautunnel sorgt für Kontroversen

Die Infrastrukturstrategie bleibt zwiespältig. Während die Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 bis Hernals den öffentlichen Verkehr stärkt, begrüßen Bauvereinigungen den umstrittenen Lobautunnel als Meilenstein für neue Wohngebiete.

Doch es knirscht im Getriebe: Steigende Kosten führen zu Nachverhandlungen über das U2/U5-Budget mit dem Bund. Immerhin rollen bereits neue Wasserstoff-E-Busse durch die Innenstadt.

Integrierte Planung als Erfolgsfaktor

Wiens Stärke liegt in der Verknüpfung verschiedener Bereiche. Anders als andere Metropolen mit isolierten Leuchtturmprojekten verfolgt Wien einen ganzheitlichen Ansatz, der soziale Aspekte wie leistbares Wohnen mit ökologischen Zielen verbindet.

Experten fordern dennoch eine Beschleunigung bei gesetzlichen Grundlagen, um ökologisches Bauen auch im frei finanzierten Sektor zum Standard zu machen. Die Verleihung des "wienwood 25"-Preises für innovative Holzbauten zeigt wachsende Bedeutung nachhaltiger Materialien als Kohlenstoffspeicher.

Bürgerbeteiligung wird intensiviert

Die kommenden Jahre entscheiden über das Erreichen der Klimaziele. Der vollständige Ausstieg aus Öl und Gas im Gebäudesektor bleibt die größte Herausforderung und erfordert massive Investitionen in thermische Sanierung.

Die Stadt will Bürgerbeteiligung bei neuen Stadtteilen intensivieren. Projekte wie Entsiegelung von Plätzen und neue Grünflächen in dicht bebauten Gebieten gewinnen an Bedeutung - als Antwort auf bereits spürbare Klimawandel-Folgen.