Wien: Performance-Königin Abramović erobert Albertina

Die Wiener Kulturszene zeigt sich heute von ihrer besten Seite. Während die Albertina Modern eine große Retrospektive der Performance-Ikone Marina Abramović eröffnet, feiert das Kunsthistorische Museum die wiederentdeckte Barockmalerin Michaelina Wautier. Gleichzeitig sorgt das neue Musical "Maria Theresia" im Ronacher für ausverkaufte Säle.
Marina Abramović: 50 Jahre zwischen Schmerz und Ekstase
Die Albertina Modern widmet der weltberühmten Performance-Künstlerin bis zum 1. März eine umfassende Werkschau. Die 1946 in Belgrad geborene Künstlerin präsentiert über fünf Jahrzehnte ihres radikalen Schaffens - von den frühen "Rhythm"-Performances bis zum legendären "Balkan Baroque", das 1997 mit dem Goldenen Löwen der Biennale di Venezia ausgezeichnet wurde.
Das Besondere: Täglich finden live Reenactments historischer Performances statt. Besucher werden selbst Teil des Kunstwerks und erleben, wie Abramović die Grenzen zwischen Künstlerin und Publikum aufhebt.
Vergessene Meisterin: Michaelina Wautier kehrt zurück
Im Kunsthistorischen Museum läuft bis 22. Februar die bisher umfangreichste Werkschau zu Michaelina Wautier (ca. 1614-1689). Die flämische Barockmalerin durchbrach mutig die damaligen Geschlechterrollen - während andere Frauen Stillleben malten, schuf sie monumentale Historienbilder.
80 hochkarätige Werke aus internationalen Privatsammlungen zeigen Wautiers Schaffen im direkten Vergleich zu Rubens und van Dyck. Eine Wiederentdeckung, die kunsthistorische Bewertungen neu schreibt.
Musical-Fieber: Maria Theresia rockt das Ronacher
Die Weltpremiere von "Maria Theresia" sorgt seit dem 10. Oktober für Begeisterung. Die Vereinigten Bühnen Wien erzählen die Geschichte der Habsburger-Herrscherin mit modernem Pop-Sound und opulenter Ausstattung.
Das Stück zeigt eine junge Frau, die sich in einer Männerwelt durchsetzt - und dabei zur mächtigsten Monarchin Europas wird. Sechzehn Kinder, unzählige Schlachten, eine Dynastie: Maria Theresia als Musical-Heldin funktioniert überraschend gut.
Viennale: Das Weltkino zu Gast in Wien
Noch bis 28. Oktober läuft Österreichs größtes Filmfestival. In fünf Innenstadtkinos präsentiert die Viennale ihre sorgfältig kuratierte Auswahl internationaler Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme.
Das Programm vereint etablierte Meister mit neuen Stimmen des Weltkinos. Diskussionen mit den Filmschaffenden runden das cineastische Erlebnis ab.
Impressionisten und Gotik: Weitere Kultur-Highlights
Das Untere Belvedere zeigt bis 8. Februar "Cézanne, Monet, Renoir" - Meisterwerke des französischen Impressionismus aus der Schweizer Sammlung Langmatt. Die Albertina kontert mit "Gothic Modern" und beleuchtet, wie die Gotik die Moderne inspirierte.
Auf den Bühnen locken heute Abend "My Fair Lady" in der Volksoper und "Die letzten Tage der Menschheit" im Burgtheater. Das Konzerthaus präsentiert den Bariton Ludovic Tézier.
Starker Herbst für Wiens Kulturszene
Nach schwierigen Jahren zeigen Wiens Kulturinstitutionen wieder ihre volle Stärke. Die Ausstellungen zu Abramović und Wautier setzen nicht nur künstlerische, sondern auch gesellschaftspolitische Akzente - beide Frauen sprengten die Grenzen ihrer Zeit.
Die kommenden Monate versprechen weitere Höhepunkte. Wien festigt seinen Ruf als unverzichtbare Kulturmetropole, die Tradition und Avantgarde meisterhaft verbindet.