Der Wiener Wohnungsmarkt zeigt zwei Gesichter: Während Mieter unter Rekordpreisen ächzen, stabilisieren sich die Kaufpreise nach einer Durststrecke. Diese Trendwende könnte neue Chancen eröffnen.

Die durchschnittliche Miete kletterte erstmals über 10 Euro pro Quadratmeter inklusive Betriebskosten. Eine 60-Quadratmeter-Wohnung kostet damit über 1.200 Euro monatlich. Bei neuen Mietverträgen drohen sogar 6,9 Prozent Preissteigerung in zentralen Lagen.

Der Grund für diese dramatische Entwicklung liegt auf der Hand: Nur 1.800 neue Mietwohnungen entstehen 2025, während 10.000 bis 11.000 benötigt werden. Hohe Baukosten und komplizierte Genehmigungen bremsen Neubauprojekte aus.

Käufermarkt erwacht wieder zum Leben

Anders die Situation beim Immobilienkauf: Nach einer Phase der Zurückhaltung kehrt Bewegung in den Markt zurück. Die EZB senkte Ende 2024 die Leitzinsen, wodurch Kredite wieder erschwinglicher werden.

Gleichzeitig lockert das Auslaufen der strengen KIM-Verordnung die Finanzierungsvorgaben. Das Ergebnis: Immobilienpreise stiegen im ersten Halbjahr um 2,8 Prozent, Neubauten sogar um 3,6 Prozent. Der Medianpreis liegt bei 6.615 Euro pro Quadratmeter.

Wo sich der Kauf noch lohnt

Die Preisentwicklung variiert stark zwischen den Bezirken. Während die Innere Stadt mit über 26.000 Euro pro Quadratmeter Luxuspreise verlangt, bieten Favoriten, Simmering oder Floridsdorf Einstiegschancen zwischen 3.500 und 5.000 Euro.

Besonders dynamisch entwickeln sich Wieden (+11,1 Prozent) und Neubau (+10,2 Prozent). Experten raten, neben der Lage auch den energetischen Zustand zu prüfen – die EU-Gebäuderichtlinie könnte teure Sanierungen zur Pflicht machen.

Zeitfenster könnte sich schließen

Die Schere zwischen Mieten und Kaufen öffnet sich weiter. Während Mieter unter steigenden Kosten leiden, wird Eigentumserwerb durch verbesserte Finanzierungsbedingungen wieder realistischer.

Doch das günstige Zeitfenster für Käufer könnte sich bald schließen. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen zieht bereits an, was weitere Preissteigerungen befeuern könnte. Wer kaufen möchte, sollte die aktuelle Stabilisierungsphase nutzen – bevor die nächste Preisrally beginnt.

Langfristig bleibt die Bautätigkeit der Schlüssel. Ohne signifikant mehr Neubauten wird sich die Lage auf dem gesamten Wiener Wohnungsmarkt weiter verschärfen.