Wien: Mietpreise explodieren bei Wohnungsmangel

Wien steht vor einem dramatischen Wohnungsmangel. Die Zahl neuer Wohnungen bricht ein, während die Nachfrage ungebrochen hoch bleibt - mit verheerenden Folgen für Mieter.
Nur 10.000 neue Wohnungen wurden im ersten Halbjahr fertiggestellt, ein Drittel weniger als 2023. Für das Gesamtjahr erwarten Experten lediglich 11.000 neue Einheiten. Die Mieten schießen in die Höhe: 20,42 Euro pro Quadratmeter kostet eine Wohnung im Schnitt - ein Plus von 9 Prozent binnen einem Jahr.
Die Rechnung ist simpel: Mehr Menschen wollen nach Wien, aber es gibt immer weniger verfügbare Wohnungen. Das treibt die Preise nach oben.
Baukrise erreicht historisches Tief
Die Wurzeln der Misere liegen tiefer. 2024 wurden österreichweit nur 32.100 Wohnungen genehmigt - der niedrigste Wert seit 2010. Tobias Thomas von der Statistik Austria warnt: "In den kommenden Jahren ist mit einem deutlichen Rückgang neuer Wohnungen zu rechnen, bei gleichzeitig steigender Bevölkerungszahl."
Besonders dramatisch trifft es den freien Mietmarkt. Hier entstehen 2025 voraussichtlich nur 4.700 neue Wohnungen. Gestiegene Zinsen, explodierende Baukosten und langwierige Genehmigungsverfahren haben die Bautätigkeit zum Erliegen gebracht.
Die Baukosten stiegen zwischen 2010 und 2023 um fast 50 Prozent. Entwickler rechnen sich viele Projekte schlicht nicht mehr.
Bauträger wenden sich ab
Verschärft wird die Krise durch einen Strategiewechsel der Bauträger. Statt Mietwohnungen entstehen zunehmend Eigentumswohnungen für den Verkauf. Der Grund: höhere Renditen und weniger regulatorische Unsicherheiten.
Was dem Eigentumsmarkt hilft, schadet dem Mietmarkt massiv. Jede verkaufte Wohnung fehlt als Mietobjekt. Die leichte Zinswende der EZB verstärkt diesen Trend paradoxerweise noch.
Mieten durchbrechen 10-Euro-Marke
Die durchschnittliche Miete inklusive Betriebskosten durchbrach erstmals die 10-Euro-Marke und liegt bei 10,20 Euro pro Quadratmeter.
Bei Neuanmietungen wird es noch teurer: Die Angebotsmieten kletterten auf durchschnittlich 20,42 Euro pro Quadratmeter brutto. Wer heute eine Wohnung sucht, muss deutlich mehr zahlen als noch vor einem Jahr.
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Stadt kämpft gegen den Trend
Wien versucht mit der "Offensive 2024+" gegenzusteuern. Über 20.000 neue geförderte Wohnungen sollen entstehen. Doch diese Projekte können den Einbruch im privaten Sektor kurzfristig nicht kompensieren.
Branchenvertreter fordern schnellere Genehmigungsverfahren und reduzierte Baustandards. Nur so ließen sich die Kosten senken und wieder mehr Investoren für den Wohnungsbau gewinnen.
Keine Entspannung bis 2027
Die Prognosen bleiben düster. Experten rechnen damit, dass die Fertigstellungen bis 2026 auf unter 8.000 Einheiten sinken könnten. Eine spürbare Entspannung wird frühestens 2027 erwartet.
Bis dahin müssen sich Wohnungssuchende auf einen intensiven Wettbewerb und weiter steigende Mieten einstellen. Der Druck auf die Politik wächst, wirksame Lösungen für leistbaren Wohnraum zu finden.