Die Donaumetropole zeigt sich von ihrer vielfältigsten Seite: Heute öffnen gleich zwei wegweisende Veranstaltungen ihre Pforten. Im Palais Festetics startet die Kunstausstellung „FACES 2025" mit über 300 jungen Künstlerinnen, die Porträts prägender Wiener Frauen zeigen. Parallel dazu findet das „Female Future Festival" statt.

Diese Events spiegeln einen größeren Wandel wider: Wien setzt verstärkt auf weibliche Perspektiven und fördert aufstrebende Talente als Kontrapunkt zu etablierten Kulturerzählungen.

Burgtheater wagt spektakuläres Experiment

Das Burgtheater startet ambitioniert in die neue Spielzeit. Besonders spannend: die Premiere von Therese Willstedts Dramatisierung von Thomas Bernhards „Auslöschung" am 16. Oktober. Die Besonderheit? Acht Schauspieler verkörpern zusammen die Hauptfigur.

Das Volkstheater Wien kontert mit eigenen Höhepunkten: die Uraufführung von „CACHÉ" nach Michael Hanekes Film und die österreichische Erstaufführung von „KOMÖDIE MIT BANKÜBERFALL". Die Volksoper Wien plant zwölf Premieren – von Kultoperette bis Rockmusical.

Auch die freie Szene mischt kräftig mit. Bühnen wie die Freie Bühne Wieden bieten experimentelle Formate, die näher am Puls der Zeit sind als manch große Repertoirestücke.

Damien Hirst erobert die Albertina

Die Museumslandschaft trumpft mit internationalen Stars auf. Der Coup: Damien Hirsts erste große Einzelausstellung in der Albertina modern ab 12. Oktober. Die Albertina selbst widmet sich Lisette Model (Ende Oktober) und der „Faszination Papier" (Dezember).

Das Leopold Museum wagt sich an Unbekanntes: „Verborgene Moderne" untersucht okkulte Einflüsse auf die Wiener Kunst um 1900. Theosophie und Geisterbeschwörung als Inspirationsquelle? Diese Schau verspricht überraschende Einblicke.

Die Galerienszene boomt ebenfalls. Die Initiative „curated by" vernetzt Wiener Galerien mit internationalen Kuratoren und schafft globalen Dialog. Das neu eröffnete Wien Museum plant 13 Sonderausstellungen für 2025.

Musikszene: Mehr als nur Walzerklang

Wien rockt auch abseits der Klassik. Das „Waves Vienna" Festival Anfang Oktober bringt Newcomer-Bands verschiedenster Genres auf die Bühne. Bands wie OEHL und Orange Orchid prägen mit Neo-Soul und elektronischen Klängen den neuen Sound der Stadt.

Künstler wie Fiio und Cari Cari mischen „Wiener Schmäh" mit Bluesrock-Anleihen. Diese Vielfalt aus etablierten Festivals, blühender Clubkultur und innovativen Acts festigt Wiens Ruf als Musikmetropole weit über die klassischen Konzerte hinaus.

338 Millionen Euro für die Kultur

Der finanzielle Rückhalt stimmt: Wien erhöhte das Kulturbudget für 2024/2025 um 25 Prozent auf 338 Millionen Euro. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler setzt auf Leistbarkeit, Zugänglichkeit und faire Arbeitsbedingungen.

Dieser Geldsegen ermöglicht nicht nur Weltklasse-Programme der großen Häuser, sondern sichert auch die vitale freie Szene. Experten diskutieren allerdings über die Verteilung: Mehr Förderung für heimische Künstler oder weiter auf Prestigeprojekte setzen?

Tradition trifft Avantgarde

Die Wiederbestellung des Wien Museum-Führungsduos für weitere fünf Jahre sichert die Vision eines „pulsierenden Ortes der Begegnung". Die neuen künstlerischen Leitungen am Burgtheater und bald in der Albertina werden das Profil der Häuser prägen.

Wiens größte Stärke: Die Stadt nutzt ihr reiches Erbe als Sprungbrett für kühne neue Visionen. Der fortgesetzte Dialog zwischen Gestern, Heute und Morgen macht Wien zu einer der aufregendsten Kulturhauptstädte Europas.