Wien: Immobilienmarkt erwacht aus der Eiszeit

Der Wiener Immobilienmarkt sendet im Herbst 2025 deutliche Erholungssignale. Nach einer Phase der Abkühlung sorgen stabilisierte Preise und verbesserte Finanzierungsbedingungen für neuen Optimismus in der Branche.
Besonders das bevorstehende Auslaufen der strengen KIM-Verordnung und die jüngsten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank beleben die Nachfrage. Experten beobachten eine Zunahme der Transaktionsaktivitäten und prognostizieren für die kommenden Monate eine weitere Belebung des Marktes.
Preise stabilisieren sich nach Korrektur
Nach den Preiskorrekturen der Jahre 2023 und 2024 zeigt sich der Wiener Immobilienmarkt widerstandsfähig. Während die Preise in den meisten Segmenten stagnieren oder nur noch leicht nachgeben, ziehen sie in begehrten Lagen bereits wieder an.
Experten prognostizieren für 2025 eine Preissteigerung von bis zu 3,4 Prozent. Besonders in zentralen Lagen wird mit einem Anstieg von etwa 5,5 Prozent gerechnet, während am Stadtrand ein Plus von rund 2,9 Prozent erwartet wird.
Der durchschnittliche Kaufpreis für eine Wohnung in Wien liegt Ende August bei etwa 6.509 Euro pro Quadratmeter. Im ersten Halbjahr 2025 verteuerte sich Wohneigentum bereits um durchschnittlich 0,8 Prozent.
KIM-Verordnung läuft aus - Zinsen fallen
Zwei Entwicklungen prägen die Finanzierungslandschaft für Immobilienkäufer: Die Zinssenkungen der EZB seit Ende 2024 haben Kredite wieder erschwinglicher gemacht. Aktuell bewegen sich die Zinsen für Wohnbaukredite zwischen 3,25 und 3,50 Prozent - deutlich unter den Vorjahreswerten.
Noch wichtiger: Das Auslaufen der KIM-Verordnung zum 30. Juni 2025 gibt Banken wieder mehr Flexibilität bei der Kreditvergabe. Die restriktive Verordnung schrieb bisher einen Eigenkapitalanteil von mindestens 20 Prozent vor. Der Wegfall dieser Hürden erleichtert besonders jungen Familien und Erstkäufern den Zugang zu Eigentum.
Nachfrage steigt, Angebot wird knapp
Die verbesserten Rahmenbedingungen führen zu einer spürbaren Belebung der Nachfrage. Vor allem im mittleren Preissegment zieht das Interesse an Eigentumswohnungen wieder an.
Diese Entwicklung trifft jedoch auf ein sinkendes Angebot, insbesondere im Neubausektor. Die Zahl der Fertigstellungen ist rückläufig, was die bereits bestehende Wohnraumknappheit weiter verschärft. Dieser Nachfrageüberhang stützt die Preise und lässt weitere moderate Steigerungen erwarten.
Optimismus mit Bedacht
Für den Rest des Jahres 2025 erwarten Experten eine Fortsetzung der positiven Entwicklung. Analysten prognostizieren für 2025 einen durchschnittlichen Preisanstieg von rund 0,5 Prozent für ganz Österreich, ab 2026 könnten die Preise jährlich um etwa 3 Prozent zulegen.
Die größte Herausforderung bleibt das knappe Angebot. Für Käufer bedeutet dies: Trotz verbesserter Finanzierungsmöglichkeiten bieten sich gute Einstiegschancen, die Preise werden aber voraussichtlich nicht weiter signifikant fallen. Der Markt wird voraussichtlich dynamisch bleiben - die weitere Zinspolitik der EZB wird entscheidend sein.