Wien baut gegen Wohnungskrise: Milliarden-Projekte starten

Die Hauptstadt startet massive Bauprojekte, während österreichweit die Wohnungsnot verschärft. Das "Village im Dritten" und "Donaufeld" sollen zusammen 16.000 Menschen neuen Wohnraum bieten.
Grüne Quartiere statt Betonwüsten
2.000 Wohnungen auf elf Hektar - das "Village im Dritten" wird Wiens größtes autofreies Quartier. Das Herzstück: der zwei Hektar große Bert-Brecht-Park als grüne Oase mitten im Stadtgebiet.
Nachhaltigkeit prägt das gesamte Konzept. Begrünte Dächer, Erdwärme und Photovoltaik versorgen das Quartier mit Energie. Die Architektur schützt vor Sommerhitze - ein wichtiger Baustein gegen den Klimawandel.
Noch gewaltiger: das Donaufeld in Floridsdorf. Auf 60 Hektar entsteht ein kompletter Stadtteil für 14.000 Menschen. Zwei Drittel der Wohnungen bleiben dank Förderung leistbar. Eine neue Straßenbahnlinie bindet das Quartier an den öffentlichen Verkehr an.
Dramatischer Einbruch am Wohnungsmarkt
Die Großprojekte kommen zur rechten Zeit. Österreichweit sinken die Fertigstellungszahlen auf den niedrigsten Stand seit 2010. Wien könnte 2026 erstmals unter 8.000 neue Wohneinheiten fertigstellen - viel zu wenig für eine wachsende Stadt.
Die Ursachen treffen die Baubranche mit voller Wucht:
* Explodierende Baukosten durch Inflation und Materialengpässe
* Hohe Zinsen verteuern Finanzierungen drastisch
Teure Grundstücke in begehrten Lagen
* Langwierige Genehmigungen* verzögern Projekte um Jahre
Das Ergebnis: Mieten für frei finanzierte Wohnungen klettern bereits über 20 Euro pro Quadratmeter. Ein Ende des Aufwärtstrends? Nicht in Sicht.
Bundesweite Notbremse eingeleitet
Auch andere Städte reagieren auf die Krise. Graz entwickelt den Stadtteil Reininghaus, Linz investiert in neue Quartiere wie "Im Bäckerfeld". Doch reicht das?
Die Bundesregierung will mit einem Zwei-Milliarden-Euro-Paket gegensteuern. Bis 2027 sollen 20.000 günstige Wohnungen im gemeinnützigen Sektor entstehen. Gleichzeitig werden Sanierungen massiv gefördert.
Geteilte Zukunft voraus
Die Prognose ist eindeutig: Wien profitiert von den Leuchtturmprojekten, während der Rest Österreichs weiter kämpft. Experten erwarten eine zweigeteilte Entwicklung.
Einerseits setzen Projekte wie das "Village im Dritten" neue Standards für nachhaltiges Stadtleben. Andererseits wird die Wohnraumknappheit in den Ballungszentren weiter zunehmen.
Die Fertigstellungszahlen dürften bis 2027 niedrig bleiben. Ohne nachhaltige Belebung der Bautätigkeit droht sich die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage dramatisch zu vergrößern. Die Wiener Großprojekte sind ein wichtiger Schritt - aber längst nicht die Lösung für ganz Österreich.