Wien startet die größte Wohnbau-Offensive seit Jahren.

Die österreichische Hauptstadt reagiert damit auf steigenden Wohnungsmangel und hohe Marktpreise. Parallel reformiert die Stadt das Vergabesystem für geförderte Wohnungen grundlegend - weg von starren Regeln, hin zu flexiblen Kriterien.

Die ersten Änderungen greifen bereits, weitere folgen 2026. Mehr als 45.000 Menschen sollen von der Initiative profitieren.

Massive Investition in leistbaren Wohnraum

Die "Wohnbau-Offensive 2024+" umfasst 22.200 geförderte Wohnungen mit einem Investitionsvolumen von 2,8 Milliarden Euro. Rund 6.100 Wohnungen werden über Bauträgerwettbewerbe zwischen April 2024 und Ende 2026 vergeben.

Bereits 16.100 Wohnungen befinden sich in Vorbereitung, Planung oder im Bau. "Wien geht den weltweit renommierten Erfolgsweg des Wiener Wohnbaumodells entschlossen weiter", erklärt Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál (SPÖ).

Die Initiative sichert laut Stadtregierung über 50.000 Arbeitsplätze und wirkt als wichtiger Konjunkturmotor.

Klimaschutz als Baukriterium

Alle Neubauprojekte müssen strenge Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Die Bauträgerwettbewerbe fokussieren auf:

  • Ressourcenschonendes Bauen
  • Fassaden- und Dachbegrünungen
  • Alternative Energielösungen
  • Kreislaufwirtschaft-Prinzipien

Wien will damit Impulse für die gesamte Bauwirtschaft setzen und die Dekarbonisierung im Wohnbau vorantreiben.

Schluss mit starren Vergaberegeln

Das neue System "Wohnungsvergabe NEU" bricht mit jahrzehntelangen Traditionen. Seit 1. Mai 2025 müssen Wohnungssuchende nicht mehr zwei Jahre an derselben Adresse gemeldet sein.

Jetzt reicht: Zwei Jahre durchgehender Hauptwohnsitz irgendwo in Wien. Das erleichtert besonders jungen Menschen, Studierenden und Personen nach Trennungen den Zugang erheblich.

Eine neue Vergabekategorie berücksichtigt erwerbstätige Haushalte, die trotz Einkommen ihre Wohnkosten kaum tragen können. Ein positiver "Wohnbeihilfe Neu"-Bescheid qualifiziert automatisch.

2026: Das zentrale Wohn-Ticket kommt

Ab 2026 revolutioniert Wien die Wohnungsvergabe komplett. Ein zentrales "Wiener Wohn-Ticket" bündelt alle Anmeldungen für Gemeinde- und geförderte Wohnungen.

Die größte Neuerung: Starre "Wohnbedarfgründe" weichen einem flexiblen Punktesystem. Dieses berücksichtigt individuelle Lebenssituationen wie:

  • Familienzuwachs
  • Pflegebedarf
  • Aus- und Weiterbildungsphasen
  • Besondere Wohnverhältnisse

"Wohnraum muss so flexibel sein wie das Leben der Menschen", begründet Gaál die Reform. Details zum Punktesystem werden derzeit ausgearbeitet.

Vorbild gegen globale Wohnungskrise

Wien bekräftigt seinen Ruf als Hauptstadt des sozialen Wohnbaus. Über 60 Prozent der Bevölkerung leben bereits in geförderten oder kommunalen Wohnungen - das dämpft die Preise am gesamten Markt.

Während Metropolen weltweit mit explodierenden Mieten kämpfen, geht Wien den umgekehrten Weg. Die Kombination aus massivem Neubau und flexiblerer Vergabe soll das bewährte Wiener Modell zukunftssicher machen.

Sozialorganisationen fordern bereits, bei der Entwicklung des Punktesystems eingebunden zu werden. Besonders vulnerable Gruppen wie Wohnungslose sollen ausreichend berücksichtigt werden.

Bis 2026 werden die ersten Projekte der Offensive bereits im Bau sein. Für Wohnungssuchende bedeutet die Doppelstrategie: mehr Angebot und faireren Zugang zu leistbarem Wohnraum.