Wien verschärft den Kampf um bezahlbaren Wohnraum. Seit Mitte 2024 dürfen Wohnungen nur noch 90 Tage pro Jahr an Touristen vermietet werden. Gleichzeitig startet die Hauptstadt ihre größte Wohnbau-Offensive seit Jahrzehnten.

Die Doppelstrategie zeigt bereits erste Erfolge: Die Zahl der Airbnb-Inserate geht spürbar zurück, während tausende neue Gemeindewohnungen entstehen. Kann Wien damit seinem Ruf als Metropole des leistbaren Wohnens gerecht werden?

Schluss mit Airbnb-Wildwuchs

Die neue 90-Tage-Regel gilt stadtwerkt ohne Ausnahmen. Wer länger an Touristen vermieten will, braucht eine Sondergenehmigung der Baupolizei – und die ist schwer zu bekommen. Alle Miteigentümer einer Liegenschaft müssen schriftlich zustimmen. Bei Verstößen drohen bis zu 50.000 Euro Strafe pro Wohnung.

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Eine eigene Kontrollgruppe bei der Baupolizei durchkämmt Online-Plattformen und verfolgt Anzeigen. "Wohnungen sind zum Wohnen da und nicht, um Geschäfte zu machen", betont Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.

Airbnb bestreitet massive Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Die Plattform verweist darauf, dass ihre Unterkünfte nur 1,4 Prozent des Wiener Wohnungsbestandes ausmachen. Das Unternehmen meldet dennoch einen deutlichen Rückgang der Inserate seit Juli 2024.

Gemeindebau NEU: Grün und gemeinschaftlich

Parallel zur Airbnb-Regulierung baut Wien massiv aus. Das Programm "Gemeindebau NEU" setzt neue Maßstäbe: 22.200 geförderte Wohnungen für über 45.000 Menschen sollen entstehen.

Die neuen Projekte punkten mit:
* Nachhaltiger Energie: Geothermie und Photovoltaik als Standard
Grüne Architektur: Fassaden- und Dachbegrünungen für besseres Mikroklima
*
Soziale Infrastruktur*: Gemeinschaftsräume, Co-Working-Spaces, integrierte Kindergärten

Aktuelle Baustellen in der Stumpergasse und Donaustadt zeigen bereits, wie der moderne Gemeindebau aussehen kann. Die Stadt investiert nicht nur in Quantität, sondern auch in Qualität und Gemeinschaft.

Wien im europäischen Trend

Die österreichische Hauptstadt steht nicht allein da. Barcelona, Amsterdam und Paris haben ähnlich strenge Airbnb-Regeln eingeführt. Der "Airbnb-Effekt" – die Verknappung von Wohnraum durch Umwandlung in Ferienwohnungen – beschäftigt Metropolen weltweit.

Wiens Ansatz gilt international als vorbildlich. Bereits 60 Prozent der Wiener leben in Gemeinde- oder geförderten Wohnungen. Das hält die Mieten im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten moderat.

Strenge Kontrollen, nachhaltiges Wachstum

Wien will beide Strategien konsequent fortsetzen. Die Baupolizei kontrolliert weiter die 90-Tage-Regel, neue Gemeindebau-Projekte gehen in die Planungsphase.

Die Herausforderung: ein Gleichgewicht zwischen Tourismus und Recht auf Wohnen finden. Mit der Kombination aus harter Regulierung und innovativem Wohnbau könnte Wien seine Position als eine der lebenswertesten Metropolen der Welt festigen.