Meta bringt Sprachbarrieren zum Einsturz, während Regierungen gleichzeitig Sicherheitsbedenken verschärfen. Die neue Übersetzungsfunktion übersetzt Nachrichten direkt im Chat – aber kann WhatsApp das Vertrauen offizieller Stellen zurückgewinnen?

Ende September 2025 kündigte Meta an, dass WhatsApp eine hochentwickelte Echtzeit-Übersetzungsfunktion einführt. Über drei Milliarden Nutzer können künftig Sprachhürden mit einem einfachen Fingertipp überwinden.

Doch ausgerechnet jetzt, da WhatsApp seine Position als weltweit führendes Kommunikationstool festigen will, wächst das Misstrauen von Regierungen. Ein Paradox unserer Zeit: Je mächtiger die Plattform wird, desto kritischer wird sie für sensible Kommunikation betrachtet.

Übersetzung auf Knopfdruck

Die neue Funktion integriert sich nahtlos in den gewohnten Chat-Ablauf. Nutzer müssen lediglich eine Nachricht in fremder Sprache lange drücken und "Übersetzen" auswählen. Die Technologie funktioniert in Einzelchats, Gruppengesprächen und Channel-Updates gleichermaßen.

Besonders bemerkenswert: Alle Übersetzungen laufen direkt auf dem Gerät – nicht auf Meta-Servern. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bleibt vollständig erhalten. Selbst WhatsApp kann die übersetzten Inhalte nicht einsehen.

iPhone-Nutzer haben Zugriff auf über 19 Sprachen, Android startet zunächst mit sechs: Englisch, Spanisch, Hindi, Portugiesisch, Russisch und Arabisch. Ein praktisches Extra für Android-User: Automatische Übersetzungen für ganze Chat-Verläufe lassen sich aktivieren.

Regierungen ziehen die Notbremse

Während WhatsApp Bürger weltweit verbinden will, wächst der Widerstand in offiziellen Kreisen. Im Juni 2025 verhängte das US-Repräsentantenhaus ein komplettes WhatsApp-Verbot für alle Regierungsgeräte.

Die Begründung des Chief Administrative Officer war eindeutig: "Hohes Risiko" für Nutzer. Kritisiert wurden fehlende Transparenz beim Datenschutz, unverschlüsselte Gerätespeicherung und mögliche Schwachstellen für ausländische Spionagesoftware.

WhatsApp steht nun auf einer schwarzen Liste neben TikTok und ChatGPT. Meta widersprach vehement: Die App biete ein "höheres Sicherheitsniveau" als viele zugelassene Alternativen.

Interessant der Kontrast zu Großbritannien: Dort setzt man auf Transparenz statt Verbote. Minister müssen WhatsApp-Entscheidungen lediglich ordnungsgemäß in offizielle Akten überführen.

Kampf um die Messaging-Krone

Die Übersetzungsfunktion ist WhatsApps Antwort auf wachsende Konkurrenz. Telegram, Signal und Apples iMessage rüsten ebenfalls auf – Apple führte kürzlich Live-Übersetzung für Messages ein.

Der gerätebasierte Ansatz soll WhatsApp einen Datenschutz-Vorteil verschaffen. Nutzer müssen nicht mehr auf unsichere Drittanbieter-Apps ausweichen.

Doch hier zeigt sich das Dilemma: Während Verbraucher und internationale Unternehmen die Funktion als Gamechanger für globale Zusammenarbeit sehen, könnten Sicherheitsbedenken Firmenkunden abschrecken. Signal und Microsoft Teams profitieren bereits von dieser Verunsicherung.

Zwei Welten, ein Messenger

WhatsApp fährt künftig zweigleisig. Für Privatnutzer kommen mehr KI-Features: zusätzliche Übersetzungssprachen, personalisierte Chat-Themes und Videocall-Hintergründe mit Meta AI.

Bei Behörden und Unternehmen kämpft die Plattform um verlorenes Vertrauen. Die gerätebasierte Übersetzung ist ein erster Schritt – Meta wird diese Datenschutz-Offensive verstärken müssen.

Der Erfolg im professionellen Bereich hängt davon ab, ob WhatsApp seine Sicherheitsarchitektur glaubhaft unter Beweis stellen kann. Möglicherweise durch mehr Transparenz oder verifizierbare Sicherheitsprotokolle.

Die Ironie bleibt: Der populärste Messenger der Welt vereint die Massen, wird aber in den Machtzentralen mit Argwohn beäugt.