WhatsApp führt Nutzernamen-System ein

WhatsApp testet aktuell ein Reservierungssystem für Benutzernamen – und läutet damit eine neue Ära des privaten Messagings ein. Erstmals können sich Nutzer ohne Preisgabe ihrer Telefonnummer vernetzen.
Die Funktion wurde diese Woche in der Android-Beta-Version 2.25.28.12 entdeckt und markiert einen fundamentalen Wandel für den weltweit meistgenutzten Messenger. Über ein Jahrzehnt lang war die Handynummer der einzige Weg, auf WhatsApp Kontakte zu knüpfen – ein Datenschutz-Problem, das besonders in Gruppen-Chats oder bei unbekannten Kontakten störte.
Mit über zwei Milliarden Nutzern weltweit reiht sich WhatsApp nun in die Liste der Messenger ein, die bereits Benutzernamen anbieten. Telegram und Signal sind hier längst Vorreiter.
Vorab-Reservierung verhindert Chaos
Das neue Reservierungssystem ermöglicht es Beta-Testern bereits jetzt, ihren Wunsch-Benutzernamen zu sichern – noch bevor die komplette Funktion öffentlich wird. Diese Vorlaufphase soll einen fairen Start gewährleisten und verhindern, dass beliebte Namen im Handstreich vergriffen sind.
WhatsApp zeigt sich beim Rollout ungewöhnlich vorsichtig. Der stufenweise Ansatz erlaubt es dem Meta-Konzern, die Leistung zu überwachen und mögliche Probleme zu beheben, bevor das System für alle 2,2 Milliarden Nutzer aktiviert wird.
Strenge Regeln für Benutzernamen: Mindestens ein Buchstabe ist Pflicht, erlaubt sind nur Kleinbuchstaben, Zahlen, Punkte und Unterstriche. Namen dürfen weder mit "www." beginnen noch mit Domain-Endungen wie ".com" enden – Verwechslungen mit Webseiten sind damit ausgeschlossen.
Telefonnummer bleibt endlich privat
Der Kern der Neuerung: Nutzer können künftig ihre Handynummer vor unerwünschten Kontakten verstecken. Statt der Nummer erscheint in Chats und Gruppen der gewählte Benutzername – ein massiver Datenschutz-Gewinn.
WhatsApp entwickelt zusätzlich einen "Benutzernamen-Schlüssel" als optionale Sicherheitsebene. Wer diese aktiviert, kann nur noch kontaktiert werden, wenn sowohl Benutzername als auch der individuelle Schlüssel bekannt sind. Die bewährte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bleibt bei allen Unterhaltungen bestehen.
Besonders Geschäftskunden und Nutzer großer Communities dürfte diese Entwicklung freuen. Bisher bedeutete jeder neue WhatsApp-Kontakt automatisch die Preisgabe der privaten Rufnummer.
Aufholjagd zu Telegram und Signal
WhatsApp hinkt mit dieser Funktion der Konkurrenz hinterher. Telegram und Signal bieten Benutzernamen bereits seit Jahren als datenschutzfreundliche Alternative zur Telefonnummer-basierten Kontaktaufnahme.
Für den deutschen Markt besonders relevant: Während hierzulande WhatsApp dominiert, punkten alternative Messenger wie Signal vor allem bei datenschutzbewussten Nutzern. Das neue Feature könnte WhatsApp helfen, diese Zielgruppe zurückzugewinnen.
Branchenexperten sehen den Schritt als überfällige Modernisierung. Die schrittweise Einführung zeigt jedoch, welche technische Herausforderung die Umstellung für eine Plattform dieser Größe bedeutet.
Wann kommt die Funktion für alle?
Einen offiziellen Starttermin nennt Meta bislang nicht. Die aktuelle Beta-Phase deutet darauf hin, dass zunächst die Reservierungsfunktion breiteren Nutzerkreisen zugänglich gemacht wird, bevor das komplette System folgt.
Nutzer sollten in kommenden App-Updates nach der Option "Benutzername reservieren" in den Einstellungen Ausschau halten. Die Einführung wird eine der bedeutendsten Datenschutz-Verbesserungen in WhatsApps Geschichte markieren – und dem Messenger endlich das Privacy-Upgrade verschaffen, auf das Millionen Nutzer gewartet haben.