Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
Die USA sind in einem Dilemma angekommen, aus dem sie wohl lange nicht mehr herauskommen werden. Ihre Glaubwürdigkeit ist beschädigt. Und zwar dauerhaft.
Das Sprichwort vom Lügner, dem man nicht mehr glauben mag, ist nicht weit hergeholt. In Wirtschaftsprozessen, die eine Belastbarkeit in der Aussage als Grundlage haben, und das sind eben Investitionen, Handelsbeziehungen, oder einfach nur Vorauszahlungen, ist Vertrauen das Prinzip, ohne dass es diese Prozesse nicht gibt. Wenn nun die USA fordern, nach USA zu investieren, um welche Produktionsschritte auch immer vor Ort zu tätigen, dann muss diese Entscheidung auch belastbar sein können. Man baut ja ein Werk nicht übers Wochenende. Und man braucht neben Geld auch alle möglichen Zulieferer, die die Teile dafür auch liefern. Nicht alle können aus den USA kommen, sonst wäre die Produktion ja bereits in den USA. Es wird daher durch die neuen Zölle auf ausländische Bauteile und Maschinen teurer. Ach ja, man könnte diese Lieferungen aber auch kurzfristig zollfrei machen bis das Werk steht und danach wieder Zölle darauf einheben. Natürlich, völlig logisch. Machen wir doch sofort. Sorry, jeder Manager, der diese Wege geht, sich auf diese Erwartungen einlässt, hat umgehend eine Diskussion mit seinem Aufseher, wenn nicht ein viel größeres Thema, nämlich, dass er es offensichtlich machen „muss“. Und das ist ein Problem, das sich meist von selbst am Insolvenzgericht löst.
Ist schon klar, die Lüge kommt in der Politik bereits als Grundvoraussetzung an. Wer hier immer ehrlich sein möchte, bekommt bald Erkenntnisgewinne der unangenehmen Art geliefert. Die Lüge, oder im aktuellen Fall, die Miss-Information, zum Zentrum der eigenen Agitation zu machen, setzt schon eine gewisse Hingabe zum Unwahren voraus. Wer das tut, ist sich bewusst, dass die Lüge irgendwann erkannt wird und sich danach die Liste an Freunden wieder einmal kürzt, bis keine mehr da sind. Also wer in einem solchen Ausmaß wie jetzt Mr. President die Welt ver … missinformiert, der geht davon aus, bald keine Freunde mehr zu haben. Und das ist die Krux, mit der sich neben allen mit den USA in irgendeiner Art Handel Treibenden, aber auch die KapitalmarktteilnehmerInnen stellen müssen. Das Ergebnis ist klar, Vertrauensverlust bringt Risiko, Risiko kostet Potenzial, Potenzialverlust kostet Perspektive und am Ende wird man generell vorsichtiger. Der Entzug von Vertrauen ist ein Prozess, den man an vielen Börsen schmerzhaft erkennen durfte. Russland als Beispiel der härtesten Art.
Die USA sind Opfer ihrer eigenen Regierung geworden. Sie sind Geschädigte. Die ersten, noch vor den Konsumenten, werden die Aktienmärkte sein. Die Gewinnerwartungen für den S&P 500 fallen bereits. Diese Entwicklung wird man so schnell nicht wieder aufholen können, man wird sie lange spüren. Und dann kommt noch der Bewertungsvorsprung der US-Aktien gegenüber vielen anderen Börsen zum Tragen. Der wird sich schwer halten können. Trotzdem wird der Entzug von Vertrauen über die Anleihen am stärksten gespürt werden. Einem Staat mit einer Verschuldung von 127% der gesamten Wirtschaftsleistung, mit einer jährlichen Neuverschuldung von mehr als 6% wird man in diesem Umfeld der unsicheren Planbarkeit kaum mit Begeisterung die Schulden abkaufen. Die USA werden mehr bezahlen müssen. Sie wissen ja, wie das geht. Das haben sie mit ihren Entwicklungshilfekrediten an ärmere Staaten bereits jahrzehntelang geübt. Die jetzt damit verbundene Schwäche des US-Dollars als Absicht darzustellen, ist nichts anderes als eine weiter Chuzpe, die ins Puzzle passt. Verantwortungslosigkeit nennt man das. Gleichzeitig macht man aber die Entwicklungsländer happy, weil die viele ihre Schulden in USA Dollar zurückzahlen. Eigentor möchte man denken. Und auch diese Schulden werden weniger, denn nicht nur Investitionen, auch Kredite macht man mit dem, dem man vertrauen kann.
The Art of the Deal is a Deal. Hinter jedem Deal steckt, auf irgendeine Art und Weise, immer Vertrauen. So, where is The Deal?