Weltfondstag 2025: Anhaltend hohes Interesse an Fonds
- Weltfondstag 2025: Steigende Nachfrage nach Investmentfonds in Österreich – 980 Mio. Euro Nettomittelzuflüsse im Q1/2025
- Internationale Fondsbranche verzeichnet deutlichen Zuwachs auf 71 Bio. Euro (Dezember 2024)
- Integral-Umfrage: Wertpapiere und Fonds weiter im Trend
- VÖIG-Präsident Bednar und VAIÖ-Vorständin Frühwald: Ruhe bewahren und überlegt handeln
Geopolitische Unsicherheiten und die Turbulenzen rund um die Zollpolitik der neuen US-Administration unter Präsident Trump bewegen aktuell die Finanzmärkte. Investmentfonds in Österreich verzeichneten trotz des jüngsten Anstiegs der Marktvolatilität im 1. Quartal 2025 Nettomittelzuflüsse von knapp einer Milliarde Euro und setzen damit ihren Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fort. „Das hohe Interesse an Fonds spiegelt die Erfahrungen der Anlegerinnen und Anleger und die positive Wertentwicklung der letzten Jahre in den meisten Anlagesegmenten wider“ zieht Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG), ein erfreuliches Resümee, anlässlich des Weltfondstages 2025, den die Fondsverbände traditionell gemeinsam am 19. April begehen.
Fondsvolumina in Österreich im 1. Quartal 2025 leicht gesunken
Das österreichische Fondsvolumen der Wertpapier-Verwaltungsgesellschaften (VWGs) ist seit Jahresbeginn gegenüber Ultimo 2024 um rund 1,1 Prozent auf 217,5 Mrd. Euro gesunken. „Hier kommt die Konsolidierung der Marktentwicklung nach den Rekordständen an den Aktienmärkten Mitte Februar zum Tragen“, so Bednar. Dennoch verzeichneten die Fondsgesellschaften in Österreich erfreuliche Nettomittelzuflüsse, die zum Ende des 1. Quartals 2025 rund 980 Mio. Euro betrugen, wobei auf institutionelle Anleger 883 Mio. Euro entfielen und auf den Publikumsfondsbereich 97 Mio. Euro. Aktienfonds erreichten einen Nettomittelzufluss von rund 1,1 Mrd. Euro, Rentenfonds registrierten einen Nettomittelzufluss von rund 215 Mio. Euro. Dagegen kam es im Segment der vermögensverwaltenden Fonds zu Nettomittelabflüssen in Höhe von rund -317 Mio. Euro.
Die gemischten Fonds bleiben mit einem Anteil von 47,4 Prozent am Gesamtvolumen die mit Abstand wichtigste Fondsklasse, gefolgt von Rentenfonds (31,2 Prozent) und Aktienfonds (21,3 Prozent). Der Anteil der Aktienfonds blieb gegenüber dem Vorjahr fast unverändert, ist aber um rund die Hälfte höher als vor zehn Jahren.
Europa-Aktienfonds mit bester Performance
Seit Jahresbeginn (3 Monatszeitraum) performten Aktienfonds Europa ex. UK mit 16,0 Prozent am besten, gefolgt von Aktienfonds Österreich mit 15,7 Prozent. Aktienfonds Euroland performten mit 8,4 Prozent.
Im Ein-Jahres-Zeitraum performten ebenfalls Aktienfonds Europa ex. UK mit 15,8 Prozent, Aktienfonds Österreich mit 14,0 Prozent und Aktienfonds Euroland mit 8,1 Prozent.
Nachhaltige Investmentfonds gefragt
Das österreichische Fondsvolumen der nachhaltigen Investmentfonds verringerte sich seit Jahresbeginn um rund 1,8 Mrd. Euro auf 113 Mrd. Euro. Dieser leichte Rückgang ist ebenfalls der Marktentwicklung geschuldet, nicht aber einer Änderung des Anlegerverhaltens: Denn die Nettomittelzuflüsse der nachhaltigen Investmentfonds betrugen im 1. Quartal 2025 rund 392,8 Mio. Euro und unterstreichen den Trend zum verantwortungsvollen Investieren.
Fondsvolumen von offenen Immobilienfonds rückläufig
Das Fondsvolumen der offenen Immobilien-Investmentfonds verringerte sich seit Jahresende 2024 um 4,6 Prozent auf rund 7,4 Mrd. Euro, wobei sich die Nettomittelabflüsse auf 347,4 Mio. Euro und die Kursverluste auf rund 12,7 Mio. Euro beliefen. Die 5 Immobilien-Investmentfondsgesellschaften verwalteten 13 Fonds (8 Publikumsfonds und 5 Spezialfonds). Die durchschnittliche Ein-Jahres-Performance betrug 1,3 Prozent. Die 10-Jahres Performance betrug 2,0 Prozent pro Jahr.
Weltweites Fondsvermögen auf neuem Höchststand
Nach einem deutlichen Rücksetzer im Jahr 2022, fast gleichbleibendem Fondsvolumen 2023, hat das weltweite Fondsvolumen 2024 einen neuen Höchststand markiert: Laut Zahlen der EFAMA (European Fund and Asset Management Association) waren im Vorjahr 71 Bio. Euro Nettovermögen in registrierten offenen Fonds investiert. Das entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr (62 Bio. Euro Ende 2023) von mehr als 14 Prozent. Auch die Anzahl der weltweit registrierten Investmentfonds ist auf rund 144.000 gestiegen.
Weltweit sind nach wie vor Aktien mit 48 Prozent die beliebteste Anlageklasse (2023: 46 Prozent). Anleihen blieben mit 19 Prozent auf dem gleichen Niveau wie im Jahr zuvor, während sich der Anteil von gemischten Fonds leicht von 11 Prozent auf 10 Prozent reduzierte. 58 Prozent des Volumens betrafen Nord- und Südamerika (nach 54 Prozent 2023), 31 Prozent Europa und 11 Prozent den asiatisch/pazifischen Raum. Europa verzeichnete mit einem Zuwachs von 20,1 Bio. Euro auf 22,7 Bio. Euro Fondsvolumina ein Wachstum von 13 Prozent, die USA wuchsen um 22 Prozent.
Die europäische Fondsbranche konnte 2024 insgesamt 665 Mrd. Euro neues Geld einsammeln, wobei UCITS (= OGAWs – Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapiere sind Investmentvermögen – alle übrigen sind AIFs – Alternative Investment Funds) ein Plus von 617 Mrd. Euro verzeichneten, AIFs konnten nur bescheidene 48 Mrd. Euro an zusätzlich verwalteten Geldern verbuchen. Bonds führten dieses Ranking mit 312 Mrd. Euro an zusätzlich veranlagten Geldern an, gefolgt von geldmarktnahen Fonds mit Nettozuflüssen in der Höhe von 220 Mrd. Euro. Erst dann folgten Aktienfonds mit einem Plus von 138 Mrd. Euro, wohingegen AIFs bei Aktien Abflüsse von 28 Mrd. Euro verzeichneten. Die großen Gewinner von 2024 waren wieder ETFs mit Zuflüssen von insgesamt 261 Mrd. Euro nach Zuflüssen von 171 Mrd. Euro im Jahr 2023. Die neu zu veranlagenden Gelder in ETFs flossen mit 192 Mrd. Euro vorwiegend in Aktien ETFs, gefolgt von Zuflüssen von 52 Mrd. Euro in Anleihen ETFs.
Wachstum und steigender Kostendruck
Stark an Bedeutung gewinnen, global betrachtet, die Segmente Private Equity, alternative Kreditfinanzierung von Unternehmen in den Privaten Märkten, Infrastruktur-Aktien und Infrastruktur-Finanzierung. „Diese Anlageklasse war in der Vergangenheit vor allem institutionellen Investoren vorbehalten“, so Frühwald. Privatanleger können nun Zugang zu Private Assets in Form von ELTIF 2.0. (European Long Term Investment Fund 2.0.) erhalten.
Die wachsende Bedeutung der passiven Fonds in den vergangenen drei Jahren werden zu noch mehr Wettbewerb, aber auch zu Innovationen bei aktiven Managern führen, ist VAIÖ-Vorständin Frühwald überzeugt. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit werde die Europäische Union ihre führende Position beibehalten und die Entwicklung weiter vorantreiben, um die „grüne Transformation“ mit 2050 erfolgreich abschließen zu können.
Integral-Umfrage: Unverändert hohes Interesse an Wertpapieren und Fonds
Die positive Entwicklung des Investmentfondssektors kommt nicht von ungefähr: Eine im Auftrag der VÖIG durchgeführte INTEGRAL-Umfrage (Erhebungszeitraum 4.-11. März 2025) zeigt, dass 47 Prozent der Befragten dem Thema Geld anlegen in Form von Fonds, Aktien und Anleihen positiv bis sehr positiv begegnen. Das Interesse bleibt damit verglichen mit den Vorjahreswerten auf dem gleichen, relativ hohen Niveau.
Das wichtigste Motiv für die Investition in einen Fonds ist der “Erhalt der Kaufkraft“, gaben 79 Prozent der Befragten an. Ähnlich starke Zustimmungswerte zeigen die abgefragten Motive “Hohe Ertragschancen nutzen“ und “langfristige Vorsorge“. 31 Prozent der Befragten würden verstärkt Gelder in Wertpapiere oder Fonds anlegen, wenn die Kapitalertragsteuer für den Zweck der Pensionsvorsorge gestrichen würde. Angesichts dieses deutlichen Ergebnisses spricht sich VÖIG-Präsident Bednar einmal mehr für eine Stärkung der privaten Pensionsvorsorge (3. Säule) und die Einführung eines steuerbefreiten Vorsorgedepots aus. Dies würde langfristig die durch die budgetären Sparzwänge und die demografische Entwicklung strapazierten staatlichen Pensionsausgaben entlasten.
Die Bankberater sind nach wie vor die wichtigste Informationsquelle, wenn es um das Thema “Geld anlegen“ geht: 45 Prozent der Befragten informieren sich bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank. 34 Prozent geben an, Familie und Freunde zu fragen, 31 Prozent recherchieren laut eigener Angabe im Internet. Beim Fondskauf halten sich Bankberater und Online-Kanäle mittlerweile die Waage: 49 Prozent bevorzugen den traditionellen Weg über Bankberater, 26 Prozent die Online-Schiene der Hausbank und 15 Prozent Online-Broker, hebt VÖIG-Präsident Bednar hervor.
Die Studie belegt auch die Bedeutung der Finanzbildung: 79 Prozent der Befragten halten es für sehr oder eher wichtig, dass Finanzwissen bereits in der Schule vermittelt wird. Übrigens: 35 Prozent fühlen sich in Bezug auf Veranlagungen in Investmentfonds gut informiert. 40 Prozent geben an, dass sie sich wenig bis gar nicht auskennen.
Von den abgefragten Themen stoßen Gesundheit (72 Prozent sehr und eher interessiert), Erneuerbare Energien (70 Prozent), Soziale Themen (68 Prozent) und Zukunftstechnologien (59 Prozent) auf das größte Interesse: 73 Prozent bzw. relativ wenig interessiert sind die Befragten am Thema Kryptowährungen mit lediglich 20 Prozent.
Turbulente Märkte: Überlegt handeln und Merkmale von Fonds nützen
Die Idee, Geld in Form von Fonds zu veranlagen, geht auf den niederländischen Kaufmann Abraham van Ketwich zurück, der im 18. Jahrhundert lebte und erkannte, dass man mit Hilfe eines Fonds das Risiko breiter streuen und gleichzeitig die Kosten für die Anteilsinhaberinnen und Anteilsinhaber senken kann. Interessantes Detail: Da er an einem 19. April geboren wurde, wird der Weltfondstag jedes Jahr an diesem Tag gefeiert.
Breit streuen - Abraham van Ketwich legte den Grundstein
Mit seinem Fonds Eendracht Maakt Magt (Eintracht macht stark) wurde der Grundstein für Investmentfonds in der heutigen Form gelegt, die es mittlerweile tausendfach in den verschiedensten Ausprägungen gibt. Allein in Österreich sind über 2.000 Investmentfonds zum Vertrieb zugelassen. Das Motto von Abraham van Ketwich hat über die Jahrhunderte nichts von seiner Strahlkraft verloren und ist angesichts der jüngsten Kursschwankungen aktueller denn je. In Zeiten solcher Marktvolatilität ist es entscheidend, besonnen zu handeln. Die Fondsverbände VÖIG und VAIÖ formulieren Empfehlungen, die Anlegerinnen und Anleger gerade in unruhigen Zeiten in Betracht ziehen können:
1. Diversifikation des Portfolios – gemischte Portfolios oder Investmentfonds
Man sollte die Investitionen über verschiedene Anlageklassen und Regionen streuen, um das Verlust-Risiko zu minimieren. Es gibt interessante breit gestreute Investmentfonds, die aktiv die Gelder in die verschiedenen Anlageklassen je nach Einschätzung verschieben und dabei auch kurzfristige Chancen nutzen und gleichzeitig versuchen Risiken abzufedern.
2. Investition in defensivere Sektoren durch aktives Management
Branchen wie Gesundheitswesen, Versorger und Basiskonsumgüter tendieren dazu, in unsicheren Zeiten stabiler zu sein. Wer in solche Aktien anlegen möchte, sollte einen aktiv gemanagten Fonds in Betracht ziehen, der nicht nur stur an einem Index klebt, sondern auch die Titel umschichtet.
3. Mit “Cost-Averaging” den Einstiegspreise glätten
Anstatt alles auf einmal zu investieren, sollte man den geplanten Investitionsbetrag in mehrere Schritte über die nächsten Monate aufteilen. Ein Fondssparplan ist dafür eine bewährte Variante. Den optimalen Tiefstkurs wird man zwar nicht erreichen, aber es ist eine Möglichkeit den Einstiegskurs über die Zeit zu glätten.
4. Safe-haven assets wie Gold oder kurzlaufende Anleihenfonds
Sogenannte “Safe-haven assets” sind in so einer Phase gefragt. Der Goldpreis konnte in den vergangenen Wochen von dem Trend in sichere Anlageklassen zu investieren massiv profitieren. Auch kurzlaufende Anleihefonds sind von Kursschwankungen nicht so betroffen, da sie immer wieder die Gelder in kurze Laufzeiten veranlagen und auch von kommenden möglichen Zinssenkungen profitieren könnten. Möglicherweise macht es Sinn generell mehr Anleihen als Aktien zu halten, wenn man sich unwohl fühlt.
5. Investiert bleiben
Auf lange Sicht schlagen Aktien viele andere Anlageklassen, besonders das „Sparbuch”. Manche Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger sind verängstigt, sobald die Kurse zu schwächeln beginnen und verkaufen. Diese Reaktion mag im Einzelfall verständlich sein, widerspricht aber der Langfristigkeit des Vermögensaufbaus. Der “lange Atem“ hat sich allemal besser bewährt.
6. “Rein und Raus“ reduziert den Ertrag
Manche Anlegerinnen und Anleger reagieren auf Kursschwankungen mit hektischen Kauf- und Verkaufsorders. Der Börsenspruch: „Vielmal hin und her macht Taschen leer” gilt an der Börse. Durch die Spesen und der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs sinkt der Nettoertrag erheblich.
7. Verlusten nicht durch Spekulation “nachlaufen“
Manche Anlegerinnen und Anleger versuchen jetzt die turbulenten Kurse zu kurzfristigen Trades zu nutzen. In diesen turbulenten Zeiten ist das Risiko hier immer auf der falschen Seite zu liegen sehr hoch. Besser ruhig bleiben und kurzfristige Aktionen vermeiden.