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Die bekanntesten Kreditmythen können Kreditnehmern wirklich Probleme bereiten. Aus diesem Grund sollten diese immer genauer hinschauen. Bildquelle: @ Smava.de

 

Mythos 1: Dispo statt Kredit

Rund um den Dispo ranken sich viele Erzählungen. Eigentlich bräuchte dieser Mythos schon einige Unterkategorien, so viele sind es. Aber was spricht gegen die simple Aussage, dass die Nutzung des Dispos besser sei, als einen Kredit aufzunehmen? Viel:

Kosten

Sie sind tückisch, da sie erst einmal gar nicht auffallen. Kein Disponutzer wird gleich mit den Zinsen konfrontiert – anders als bei einem herkömmlichen Kredit. Doch Hand aufs Herz: Wer würde einen Kredit mit Zinsen von über 10 Prozent aufnehmen? Das sind aktuell die durchschnittlichen Zinsen, die bei der Disponutzung erhoben werden. Dennoch muss klar gesagt werden:

  • Kurzzeitige Nutzung – wer den Dispo mal für einen Tag oder eine Woche nutzt, trägt diese hohen Kosten natürlich nicht.
  • Notfall – liegt ein absoluter Notfall vor, der dazu führt, dass das Konto für wenige Tage oder Wochen überzogen wird, geht es auch noch.

Gefahren

Von der Disponutzung geht eine erhöhte Gefahr aus, sich vollständig zu überschulden. Da es keine festen Rückzahlungsregelungen gibt, fehlt oft die Disziplin, praktisch an sich selbst eine Rate zu bezahlen, um die Minussumme auf dem Konto auszugleichen.

Spätestens dann, wenn der Disporahmen überzogen wird, schlagen Zusatzkosten zu Buche, außerdem muss der Dispo im Regelfall sehr fix wenigstens zurück in den Rahmen gebracht werden. Die Banken können ihn auch kündigen. Aber ab wann wird es gefährlich?

  • Dauerhafte Natur – ist das Konto ständig im Minus und rutscht der Kontostand von Monat zu Monat dichter an die Dispogrenze? Gerade dann, wenn der Disporahmen erweitert werden muss, herrscht Gefahr.
  • Ausgleichsregel – im Regelfall wird gesagt, dass der genutzte Dispo binnen drei Monaten ausgeglichen werden soll. Bei kleineren Beträgen gelten natürlich kürzere Zeitspannen.
  • Fehlender Überblick – sobald durch die Nutzung des Dispos der Überblick über das tatsächlich vorhandene Geld verloren geht, ist ein Besuch der Schuldnerberatung sinnvoll. Alternativ kann auch eine klare und ernsthafte Haushaltsplanung helfen, die Schwachstellen zu finden, damit Möglichkeiten genutzt werden können.

Ein gewöhnlicher Ratenkredit ist stets zu bevorzugen. Die Zinsen sind günstiger, die Rückzahlung ist klar geregelt. Ein Ratenkredit kann übrigens auch dazu genutzt werden, den genutzten Dispo endlich auszugleichen. Dafür stehen sogar spezielle Kreditarten zur Verfügung, die mit niedrigen Kosten aufwarten.

Mythos 2: In den Händen der SCHUFA

Es ist die SCHUFA, die über die Kreditvergabe entscheidet.

Dieser Satz wird oft geäußert und ist in dieser Form leider falsch. Die SCHUFA als Institution fällt keinerlei Entscheidungen über die Vergabe von Krediten.

Dennoch hat die SCHUFA-Auskunft einen gewissen Einfluss:

  • Fakt – die SCHUFA ist an der Kreditaufnahme beteiligt. Nahezu jede Bank holt eine entsprechende Bonitätsauskunft bei der SCHUFA ein – und entscheidet dann anhand interner Vorgaben, ob dieser Kunde für einen Kredit infrage kommt.
  • Fake – die SCHUFA entscheidet selbst. Nein. Die SCHUFA listet zwar Daten über Verbraucher, doch erstellt sie daraus schlichtweg Punktwerte, die wiederum an Banken auf Anfrage weitergereicht werden. Bei überwiegend positiven Daten ist der Punktwert hoch, bei negativen Daten verschlechtert er sich. Doch eine Entscheidungsgewalt hat die SCHUFA nicht.

Grundsätzlich empfiehlt es sich aber, einmal im Jahr wenigstens die kostenlose Datenauskunft der SCHUFA einzuholen und die Anfragen und Einträge zu prüfen. Konkretere Daten gibt es über den zahlungspflichtigen Zugang. Stehen veraltete Einträge oder falsche Daten in der eigenen Datei, sollten diese zur Löschung angemahnt werden. Auf diese Weise haben es Bürger selbst in der Hand, wie sie gegenüber Finanz- und Vertragspartnern dargestellt werden.

Lustigerweise könnte die Bonitätsauskunft gerade Denjenigen Probleme bereiten, die bislang weder Kreditkarten noch Kredite nutzten und älter als 35 Jahre sind: In dem Fall ist es der SCHUFA unmöglich, eine Einschätzung über die Zuverlässigkeit bei längeren Zahlungsverpflichtungen abzugeben, was sich bei einer Kreditanfrage zumindest ganz leicht negativ auf die Bonität auswirkt.

Mythos 3: Die Werbung zählt

Jeder hat schon einmal Kreditwerbung gesehen. Ob im TV, auf Plakaten oder als Werbeanzeige anderswo. In der Werbung wird meist eine Summe genannt, ein Zinsbeispiel gegeben und praktisch auch die monatliche Rate ausgewiesen. Das Schaufensterbeispiel ist eigentlich nichts Anderes, als die Finanzierungswerbung hinter der Frontscheibe eines Autos im Autohaus: Auch dort wird alles genannt.

 

Aber zählt dieses Schaufensterbeispiel? Früher gab es dort echte Missverständnisse, da die Kreditanbieter aus dem Vollen schöpfen konnten.

Heute gilt:

  • Repräsentatives Beispiel –ein Rechenbeispiel darf vom Gesetz her nicht mit Fantasiezahlen bestückt werden. Die angegebenen Daten, insbesondere der Zinssatz, müssen auf gut zwei Drittel der mit der Werbung angesprochenen Personen zutreffen.
  • Abweichungen – selbst innerhalb der zwei Drittel gibt es bei einem konkreten Kreditangebot letztendlich Abweichungen. Das Beispiel muss zwar auf diese Gruppe zutreffen, doch orientiert sich der eigentliche Zinssatz anhand der persönlichen Verhältnisse und der Bonität des Kunden.

Bei Online-Kreditvergleichen lohnt es sich, zusätzlich die angegebene Zinsspanne zu prüfen. Sie sagt aus, wie günstig (Musterkunde) und wie teuer (gerade noch akzeptierter Kunde) der Zinssatz bei einem einzigen Kredit ausfallen kann.

Mythos 4: immer nur zur Hausbank gehen

Früher galt dieser Satz durchaus, weshalb er auch kein absoluter Mythos ist. In der Tat, auch heute kann er noch Bestand haben. Dennoch stammt er aus einer Zeit, in der es die Internetmöglichkeiten nicht gab und Kreditgeschäfte zumeist mit der eigenen Bank abgeschlossen wurden. Aber was gilt heute?

  • Kreditvergleich – es sollte stets ein Kreditvergleich genutzt werden. Der findet online statt, schließt aber nicht aus, ein Angebot der Hausbank gegenüberzustellen.
  • Worauf achten? – ein moderner Kredit ist ganzheitlich zu betrachten. Zinskosten, Laufzeit, aber auch zusätzliche Konditionen wie Sondertilgungen und Absicherungen stehen im Fokus.

Kann die Hausbank den Vergleich gewinnen? Ausgeschlossen ist das nicht. Die Hausbank ist übrigens für Selbstständige oder Personen, die in der Vergangenheit einmal finanzielle Probleme hatten, durchaus eine gute Alternative, sofern die Geschäftsbeziehung schon lange besteht. Hausbanken haben einen Einblick über die gesamte Beziehungsspanne, Online-Anbieter hingegen nur über die SCHUFA und die aktuelle Finanzsituation. In einigen Fällen mag die Hausbank somit eher dazu geneigt sein, einen Kredit anzubieten, als Fremdanbieter. Die Zinsen könnten nun aber höher sein.

Mythos 5: Ein Kredit ist unkündbar

Dies ist an und für sich kein Mythos, sondern echte Fake News. Auch ein Kredit ist immer kündbar:

  • Kostenlos – in den vierzehn Tagen nach der Kreditaufnahme gilt das übliche Widerrufsrecht, der Kunde kann also schriftlich den Kredit kündigen, ohne dass Kosten entstehen. Sollten natürlich von der ausgezahlten Summe Gelder entnommen worden sein, müssen sie mit der Gesamtsumme zurückgezahlt werden.
  • Kostenpflichtig – auch während der Laufzeit kann ein normaler Ratenkredit stets gekündigt werden. Nun werden aber Gebühren fällig, die von der Bank und vom Gesetz festgelegt werden. Das Gesetz regelt die sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung und gibt das Höchstmaß vor, die Bank darf diese Summe unterschreiten. Eine Ausnahme gibt es: Banken müssen der vorzeitigen Kündigung eines Baukredits nicht zustimmen, sofern keine triftigen Gründe vorliegen.

Oft stelle sich eher die Frage, wie realistisch eine vorzeitige Kündigung ist. Eine Autofinanzierung wird in den seltensten Fällen vorab aufgelöst, denn meist müsste der Wagen verkauft werden, um überhaupt die Kreditsumme im Ganzen zu besitzen.

Anders verhält es sich bei kleineren Krediten mit überschaubaren Summen. Ist die Laufzeit länger, könnten sich zum Positiven veränderte Lebensverhältnisse durchaus dafür sprechen, den Kredit vorzeitig zu kündigen und zurückzuzahlen. Dieser Fall hat dann Sinn, wenn kurz darauf eine größere Anschaffung geplant ist und nicht zwei Kredite gleichzeitig bedient werden sollen. Die vorzeitige Rückzahlung nach der Kündigung wirkt sich schnell in der SCHUFA aus, denn der Kredit wird als »erledigt« eingetragen und als positives Verhalten des Bürgers eingestuft.

Um einen Kredit zu kündigen, ist stets eine schriftliche Kündigung mit Kundennummer, Vertragskontonummer und weiteren Daten notwendig. Dies gilt sowohl für die Kündigung während der Widerrufsfrist als auch später.

In einigen Mythen steckt ein Funke Wahrheit

Die heutigen Kreditmythen stammen oft noch aus der Zeit vor dem Internet und den heutigen Möglichkeiten. Früher ging niemand zur »fremden« Bank, sondern schlichtweg zur Hausbank – ganz egal, welches Anliegen auf dem Tisch lag. Kunden blieben vom ersten Konto an bei der Hausbank und die Enkelkinder waren den Bearbeitern oft schon im Kleinkindalter bekannt. Das ist heute natürlich anders, weshalb der Onlinekreditvergleich heute unumgänglich ist, um ein gutes Angebot zu erhalten.

Absolut falsch ist die Legende, dass der Dispo besser sei als ein Kredit. Die Disponutzung geht immer auf die Kosten des Kunden, zugleich kann er schnell in die Dispofalle geraten und nur noch schwer aus den roten Zahlen herauskommen, was sich auch in der SCHUFA auswirken kann. Die Institution hat mit der Kreditaufnahme jedoch nur indirekt eine Verbindung, denn sie liefert den Kreditgebern nur Daten, ohne eigenständig zu entscheiden. Was die Bank letztendlich aus den Daten macht, wird von hauseigenen Regeln bestimmt. Wenigstens können Kunden heute das Schaufensterbeispiel beachten, denn es folgt gesetzlichen Regeln und darf nicht mehr aus der Luft gegriffen sein.