Neuer ÖGJ-Vorsitzender Richard Tiefenbacher: „Zeit, dass die Unternehmen Verantwortung übernehmen”

Wien (OTS) - „Das Jammern über fehlende Fachkräfte ist nicht mehr auszuhalten. Ja, aktuell gibt es wieder mehr offene Lehrstellen, doch das macht das Versäumnis der letzten 20 Jahre, in denen Lehrstellen massiv zurückgingen, nicht einfach so wett. Nur 20 Prozent der Betriebe, die ausbilden könnten, tun das auch. Rund 10.000 Jugendliche machen eine Lehre in einer überbetrieblichen Ausbildung. Es ist Zeit, dass auch die Unternehmen, die noch nicht ausbilden, Verantwortung übernehmen“, fordert Richard Tiefenbacher unmittelbar nach seiner Wahl (mit 81,82 Prozent der Stimmen) zum geschäftsführenden Vorsitzenden der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) am 25. September in Wien.

Oberster Vertreter von 40.000 Lehrlingen

Der 23-jährige Niederösterreicher folgt auf Susanne Hofer, die den ÖGJ-Vorsitz nach dreieinhalb Jahren abgibt, und ist damit ab sofort oberster Vertreter von rund 40.000 Lehrlingen. „Ich werde alles tun, um die Interessen der arbeitenden Jugendlichen genau so engagiert und erfolgreich zu vertreten, wie es Susanne Hofer bisher getan hat. Ich bedanke mich bei ihr für ihr riesiges Engagement in den vergangenen Jahren“, sagte Tiefenbacher. Als ÖGJ-Vorsitzender will er sich vor allem für eine qualitativ hochwertige Lehrlingsausbildung und deren Aufwertung einsetzen: Betriebe müssten wieder mehr ausbilden, nur so könne der Fachkräftemangel gelöst werden.

Rechtsanspruch auf Lehre mit Matura in der Arbeitszeit

Auch weitere Schwerpunkte stehen für Tiefenbacher bereits fest:
„Qualifizierung ist das Gebot der Stunde, doch wenn Lehrlinge Lehre mit Matura machen wollen, macht man es ihnen extra schwer“, kritisiert der neu gewählte Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend und fordert neben einer Qualifizierungsoffensive für Jugendliche und junge Erwachsene, die ihnen eine fundierte Erstausbildung bzw. individuelle Unterstützung beim Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht, auch einen Rechtsanspruch auf Lehre mit Matura in der Arbeitszeit sowie eine Erhöhung des Schulstartgeldes.

Mehr Mitsprache für Jugendvertrauensräte

Ein weiterer Schwerpunkt der ÖGJ ist die Forderung nach dem Ausbau der Mitgestaltungsmöglichkeiten für Jugendvertrauensräte: Im Jahr 2019 hat die Österreichische Gewerkschaftsjugend erfolgreich verhindert, dass der Jugendvertrauensrat abgeschafft wird. „Jetzt ist es Zeit, dass die LehrlingssprecherInnen in den Betrieben noch besser eingebunden werden. Denn sie wissen, wo Lehrlingen der Schuh drückt und können zu einer Verbesserung der Ausbildung beitragen“, so Tiefenbacher.

Psychosoziale Unterstützung an Berufsschulen

Besondere Aufmerksamkeit will Tiefenbacher auch auf den Ausbau der psychosozialen Unterstützung an Berufsschulen legen. „Denn gerade jetzt während der Krise hat sich herausgestellt, wie wichtig psychische Gesundheit ist und wie hoch der Bedarf an niederschwelligen Angeboten im Bereich telefonischer und digitaler psychosozialer Beratung sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erziehungsberechtigte ist“, so Tiefenbacher.

Zur Person: Richard Tiefenbacher kommt aus der Gewerkschaft younion _ Die Daseinsgewerkschaft, deren Jugendvorsitzender er ist. Der 23-Jährige arbeitet als Bürokaufmann bei der Stadt Wien.