Warum Frau der bessere Anleger ist (von Bullen und Bären mit Julia Kistner)
In Folge 76 des Podcasts „Von Bullen und Bären“ hatten wir die Finanzjournalistin, Moderatorin und Hobby-Reiterin Julia Kistner zu Gast. Und Harald Schartner, Leiter des Privatkundengeschäfts und des Kundenservice-Centers der DADAT Bank.
Gleich vorweg und bevor dem Autor dieser Zeilen klischeehaftes, mit Vorurteilen durchsetztes Denken vorgeworfen wird (immerhin wird erstmals das Hobby eines Gast bereits im Vorspann erwähnt - frauentypisches Reiten...). Aber nein, denn Reiten und Kapitalmarkt zeigen durchaus Gemeinsamkeiten - und ja, wen das bereits stört, der sollte den Podcast aufgrund diverser Klischee-Anmerkungen lieber nicht anhören... Noch schlimmer: Julia Kistner ist unser 1. weiblicher Gast seit 17! Folgen. Das kommentiert Julia Kistner jedenfalls höflich, wie ein Gast nur sein kann.
Bleiben wir gleich bei Julia Kistner: Hubtischen Lesern und Leserinnen als langjährige stv. Chefredakteurin des Gewinn bekannt, aktuell z.B. aus dem Börsianer und dem Börsen-Kurier. Dazu gibt es jeden Samstag den Podcast „Die Börsenminute”, bei dem sie sich an Kapitalmarkteinsteiger, vor allem aber an Kapitalmarkteinsteigerinnen wendet. Sonntag gibt es die „Geldmeisterin”, die sich an die kapitalmarktaffine Anlegerschaft richtet. Und es gibt einen Podcast rund ums Reiten, der 2. großen Leidenschaft Kistners neben dem Kapitalmarkt.
Womit wir schon wieder beim Beginn gelandet sind und Julia als eine der Gemeinsamkeiten sieht, dass man nie ausgelernt ist: „Wenn man sich nicht weiterbildet und am Ball bleibt, ist man kein guter Anleger” - und sie auch nach mehr als 30 Jahren Pferde-Erfahrung immer wieder Trainings-Stunden bucht. Auch lernt man beim Reiten das sich fokussieren - für Kistner am Kapitalmarkt eine hilfreiche Sache. Für Harald Schartner ist’s ein bisschen wie wieder aufsteigen, wenn man abgeworfen wurde (und etwa einem falschen ganz, ganz heißen Aktientipp aufgesessen ist).
Zeit, wieder in die Klischee-Kiste zu greifen und nach Unterschieden im Anlageverhalten der beiden Geschlechter zu suchen. Am auffälligsten ist wohl die deutlich stärkere Absenz der Frau vom Kapitalmarkt, untermauert mit Daten der DADAT Bank. Dort wurden weniger als ein Viertel der Wertpapierkonten von Frauen eröffnet (bei Sparkonten ist es in etwa ein Drittel). Als einer der großen Gründe wird das im Vergleich geringere frei verfügbare Einkommen genannt, was nicht zuletzt auf dem Gender-Gap beim Einkommen beruht (und das nicht zuletzt wegen der erhöhten Teilzeitbeschäftigung). Es gilt aber auch die These, dass Frauen Risiko höher gewichten als Männer - eher als Männer auf Dinge wie sharpe-ratios achten (auch ohne zu wissen, dass es das gibt...). Womit Kistner Studien aufs Spielfeld bringen kann, laut denen Frauen die besseren Anleger sind. Auch da sie weniger geneigt sind, mit geringer Wahrscheinlichkeit dem hohen Gewinn hinterherzulaufen, wenn die Wahrscheinlichkeit des Verlusts hoch ist (vielleicht zieren aber auch deshalb Namen wie Nick Lesson, Bernard Madoff bis hin zu Rene Benko die Liste der größten Finanz-Skandale).
Der geschlechterspezifische Anlagegap dürfte sich aber schön langsam schließen. Kistner erzählt von jüngsten Veranstaltungen wie „Finanztipps für Frauen von Frauen” bei der DADAT Bank, wo die Generation Gen Z mittlerweile die Mehrheit der Teilnehmerinnen stellt. Erfahrung: Wenn das Wort Frau im Titel vorkommt, fühlen sich diese auch angesprochen und besucht die Veranstaltung. Andernfalls füllen mehrheitlichst Männer die DADAT-Seminare. Und noch eine Erfahrung: Frauen fragen öfters nach als Männer (was man auch im alltäglichen Leben z.B. aus dem Straßenverkehr kennt).
All das führt auch dazu, dass Frauen langfristiger anlegen als Männer. Aber auch mehr die gesellschaftliche Verantwortung einer Veranlagung sehen, womit das Thema ESG hier immer noch ein deutlich größeres Gewicht hat, als bei Männern, die in der gewinnorientierteren Veranlagung auch schon mal zu Waffenproduzenten etc. greifen. Man könnte Frauen wohl das systematischere Veranlagen zuschreiben, belegt durch die bei Männern schneller eintretende Langeweile, wenn es um Kapitalmarkt-Regeln geht, Frauen hingegen lieben die Systematik, konstatiert Kistner.
Und wie bringt man Frau wie Mann noch mehr an den Kapitalmarkt? Für Kistner und Schartner ist die Erhaltung der Kaufkraft der Schlüsselreiz, um Geld nicht nur am Sparbuch der Inflation ziemlich ungeschützt auszusetzen. Wenn Frau dann auch noch einen der Gaps schließen möchte... Mehr dazu gibt’s im Podcast hier - mehr zur Geldmeisterin hier und die Börsenminute gibt’s hier.








