Vor Olympia: Halbes ÖSV-Skisprung-Team bricht weg

Ausgerechnet vor den Olympischen Spielen 2026 erlebt das österreichische Frauenskispringen einen dramatischen Aderlass. Drei Top-Athletinnen haben sich binnen weniger Wochen verabschiedet – das Erfolgsteam der vergangenen Jahre steht vor der größten Bewährungsprobe.
Drei Schläge in kurzer Folge
Die Hiobsbotschaften für den Österreichischen Skiverband (ÖSV) reißen nicht ab. Ende August verkündete Sara Marita Kramer mit nur 23 Jahren ihr Karriereende. Die Gesamtweltcup-Siegerin von 2022 hatte zuletzt mit schwierigen Jahren zu kämpfen.
Nun folgte ihr Jacqueline Seifriedsberger. Die 34-Jährige beendet nach 13 Weltcup-Saisonen ihre Karriere. Noch in der Vorsaison war sie die beständigste Springerin des ÖSV. Doch die Überwindung für einen weiteren Winter fehlte ihr.
Der dritte schwere Schlag traf das Team am vergangenen Wochenende. Bei einem Olympia-Test in Predazzo zog sich Eva Pinkelnig einen Kreuzbandriss zu. Für die 37-Jährige könnte dies das vorzeitige Karriereende bedeuten. Sie hatte bereits angekündigt, sich nach Olympia 2026 der Familienplanung widmen zu wollen.
Trainer Diethart sieht "wichtige Stützen" gehen
"Mit dem Rücktritt von Jacqueline Seifriedsberger, jenem von Sara Marita Kramer und der Verletzung von Eva Pinkelnig verlieren wir für die kommende Saison natürlich drei wichtige Stützen", räumt Cheftrainer Thomas Diethart ein. Der ehemalige Vierschanzen-Tournee-Sieger übernahm erst im April das Frauenteam.
Doch Diethart betont auch: "Nichtsdestotrotz haben wir weiterhin starke Athletinnen im Team, die im Sommer intensiv und engagiert gearbeitet haben." Sein Ziel ist klar: Die Trainingsleistungen müssen in die Wettkämpfe übertragen werden.
Nachwuchs soll Lücke füllen
Kann der ÖSV den personellen Kahlschlag kompensieren? Florian Liegl, Sportlicher Leiter Skisprung und Nordische Kombination, zeigt sich optimistisch: "Die Entwicklungen der letzten Tage stellen uns zwar vor neue Herausforderungen, doch wir blicken positiv nach vorne."
Die Hoffnung ruht auf den verbliebenen Springerinnen und dem Nachwuchs:
- Lisa Eder, Julia Mühlbacher und Chiara Kreuzer sammelten bereits Weltcup-Punkte
- In den Nachwuchszentren warten "vielversprechende Talente"
- Die Individualität jeder Athletin soll gefördert werden
Die große Frage bleibt: Reicht das für die Olympischen Spiele in eineinhalb Jahren? Der ÖSV steht vor einer Zeitenwende – und sucht verzweifelt nach neuen Gesichtern für seine traditionsreiche Skisprung-Geschichte.