VoP-Pflicht: Countdown für Europas Banken läuft

Betrug explodiert, Regulierung verschärft – in wenigen Wochen müssen 3.000 Finanzdienstleister ihre Systeme umstellen.
Europas Banken stehen vor einer gewaltigen Aufgabe: Bis zum 9. Oktober müssen alle Zahlungsdienstleister im Euroraum den neuen Verification of Payee-Service (VoP) einführen. Diese Maßnahme kommt nicht von ungefähr – Zahlungsbetrug ist 2024 um dramatische 43 Prozent gestiegen, wie eine Analyse von über 3,7 Milliarden Transaktionen zeigt.
Die EU reagiert damit auf eine Bedrohung, die längst außer Kontrolle geraten ist. KI-gestützte Betrugsmaschen und ausgeklügelte Social-Engineering-Attacken setzen Verbraucher und Finanzinstitute gleichermaßen unter Druck. VoP soll als erste Verteidigungslinie fungieren.
Betrug wird zur Pandemie
Die Zahlen sind alarmierend: Social-Manipulation-Betrug schnellte 2024 um 156 Prozent nach oben, Phishing-Attacken wuchsen um 77 Prozent. Der Grund? Kriminelle nutzen zunehmend Deepfake-Stimmen, QR-Code-Fallen und andere schwer erkennbare Methoden.
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Tietoevry Banking ermittelte in ihrer aktuellen Studie eine Betrugsrate von 5,57 Fällen pro 100.000 Transaktionen – ein drastischer Anstieg gegenüber 2,65 Fällen im Jahr 2022. Allein 2022 entstanden europaweit Schäden von 4,3 Milliarden Euro durch betrügerische Transaktionen.
Was macht die Situation besonders brisant? Die Täter werden professioneller. Wo früher Amateur-Hacker am Werk waren, operieren heute organisierte Netzwerke mit hochentwickelter Technik.
VoP: Einfach, aber wirkungsvoll
Das Verification of Payee-System funktioniert nach einem simplen Prinzip: Bevor eine Überweisung ausgeführt wird, gleicht das System den eingegebenen Empfängernamen mit dem tatsächlichen Kontoinhaber ab. Bei Unstimmigkeiten wird der Nutzer gewarnt.
Der Clou: VoP läuft automatisch im Hintergrund aller Online-Banking-Systeme und SEPA-Überweisungen. Nutzer müssen nichts aktivieren oder zusätzlich bedienen. Die Technologie zielt besonders auf Authorized Push Payment-Betrug ab – Fälle, in denen Verbraucher dazu verleitet werden, selbst Geld an Kriminelle zu überweisen.
Das britische Pendant "Confirmation of Payee" zeigt bereits seit 2020 Erfolg. Kann die EU-weite Einführung ähnliche Resultate erzielen?
3.000 Institute unter Zeitdruck
Die Herausforderung ist gewaltig: Rund 3.000 Banken und Fintech-Unternehmen im Euroraum müssen bis zum 9. Oktober ihre Systeme umrüsten. Anders als in anderen Regionen setzt die EU auf einen "Big Bang"-Ansatz – alle Institute müssen gleichzeitig startklar sein.
Branchenexperten warnen vor dem enormen Druck auf kleinere Zahlungsdienstleister. Diese müssen ihre IT-Infrastruktur für Echtzeit-Abfragen aufrüsten und einen 24/7-Betrieb gewährleisten – eine technische und finanzielle Mammutaufgabe.
Besonders komplex wird es bei grenzüberschreitenden Transaktionen. Hier müssen verschiedene nationale Datenbanken miteinander kommunizieren können.
PSD3: Die nächste Regulierungswelle
VoP ist erst der Anfang. Die geplante Dritte Zahlungsdiensterichtlinie (PSD3) wird zwischen Ende 2025 und Anfang 2026 weitere Verschärfungen bringen. Geplant sind erweiterte Rückerstattungsrechte für Betrugsopfer und ein verbesserter Datenaustausch zwischen Finanzinstituten.
Ein zentraler Baustein: Banken dürfen künftig betrugsrelevante Informationen untereinander teilen, um kriminelle Netzwerke schneller zu identifizieren. Diese Kooperation könnte den Kampf gegen organisierte Finanzkriminalität revolutionieren.
Parallel dazu wird die Starke Kundenauthentifizierung (SCA) weiter ausgebaut. Ziel ist ein lückenloser Schutz bei allen digitalen Zahlvorgängen.
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Digitale Identität als Gamechanger
Bis 2026 verpflichtet das European Digital Identity Framework alle EU-Mitgliedstaaten zur Bereitstellung digitaler Identitätsbrieftaschen für ihre Bürger. Diese sollen Authentifizierung bei Zahlungen und anderen Online-Services deutlich vereinfachen und sicherer machen.
Gleichzeitig werden KI-gestützte Betrugserkennung und maschinelles Lernen immer ausgefeilter. Statt nur zu reagieren, können Systeme künftig verdächtige Muster vorhersagen und Transaktionen präventiv blockieren.
Die Vision der EU ist klar: Ein vernetztes Sicherheits-Ökosystem, das Verbraucherschutz, technische Innovation und wirtschaftliche Effizienz miteinander verbindet. Ob dieser ambitionierte Plan aufgeht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.