Österreichs erfolgreichster Turner hängt die Ringe an den Nagel. Vinzenz Höck verkündete heute sein sofortiges Karriereende - mit nur 29 Jahren und auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit.

Der Steirer war Vize-Europameister und zweifacher Gesamtweltcupsieger an den Ringen. Seine Entscheidung markiert das Ende einer Ära, die den heimischen Turnsport international auf ein neues Level hob. Statt weiter zu trainieren, will sich der Grazer seiner beruflichen Zukunft als Web-Entwickler widmen.

Das Feuer ist erloschen

"Das Feuer der Leidenschaft ist kleiner geworden", erklärte Höck seinen Entschluss. "Ich bin schlichtweg nicht mehr bereit, alles dem Turnsport unterzuordnen."

Die Motivation für den extrem fordernden Trainingsalltag habe nachgelassen. Der Rücktritt sei ein Prozess gewesen, der nach der Europameisterschaft im Vorjahr begann. Damals nahm sich Höck eine bewusste Auszeit vom Profisport.

Entscheidend war das bittere Verpassen der Olympia-Qualifikation für Paris 2024 - aufgrund einer ungünstigen Regel-Arithmetik. Dieses Ereignis gab den Ausschlag, den Fokus neu auszurichten.

Eine beispiellose Erfolgsbilanz

Höck prägte den österreichischen Turnsport wie kein anderer vor ihm. Seine Spezialdisziplin Ringe wurde zur Bühne für internationale Triumphe:

  • EM-Silber 2020 in Mersin - erste EM-Medaille für Österreich überhaupt
  • Gesamtweltcup-Siege 2021 und 2023 an den Ringen
  • Sieben Weltcupsiege insgesamt
  • Sechs WM- und EM-Finals
  • 13 Staatsmeistertitel

Schon als Junior sorgte er für Furore: 2014 wurde er Junioren-Europameister an den Ringen. Diese beeindruckende Liste macht ihn zum erfolgreichsten österreichischen Turner der Neuzeit.

Große Lücke im Nationalteam

Turnsport-Austria-Präsidentin Gabriela Jahn würdigte den Athleten emotional: "Du hast den österreichischen Turnsport nicht nur sportlich bereichert - du hast ihm Gesicht und Herz gegeben."

Der Rücktritt reißt eine erhebliche Lücke ins Nationalteam. Als unangefochtener Leistungsträger war Höck das Zugpferd der Mannschaft. Ohne ihn wird es für Österreichs Turner schwieriger, sich für Mannschaftsbewerbe zu qualifizieren.

Die Augen richten sich nun auf jüngere Athleten, die aus dem Schatten ihres großen Vorbilds treten müssen.

Neue Herausforderungen warten

Der diplomierte Mechatronik-Ingenieur will sich nun seiner Privatwirtschafts-Karriere als Web-Entwickler widmen. "Die Welt ist so facettenreich, es gibt noch so viel außerhalb der Turnhalle zu entdecken", so Höck.

Er deutete an, dem Turnsport in anderer Form erhalten bleiben zu wollen. Sein enormes Fachwissen und seine Erfahrung wären für den österreichischen Turnnachwuchs von unschätzbarem Wert.

Höcks Vermächtnis reicht weit über Medaillen hinaus - er bewies, dass man auch von Österreich aus die Turnwelt erobern kann.