Wien wird zur Design-Metropole: Seit Freitag verwandelt die 19. Vienna Design Week die österreichische Hauptstadt in eine pulsierende Gestaltungsbühne. Bis zum 5. Oktober zeigen 200 Veranstaltungen an über 50 Standorten, wie sich Luxus im Design neu definiert.

Das Festival zieht erwartungsgemäß 40.000 Besucher an. Als Festivalzentrale dienen die ehemaligen Werkstatthallen eines Autohauses in der Wiedner Hauptstraße 52 – ein 2.000 Quadratmeter großer Raum, der perfekt symbolisiert, worum es geht: Design an unerwarteten Orten.

Handwerk trifft Vision: Die Passionswege

Das Format "Passionswege" bringt internationale Designgrößen mit Wiener Handwerksbetrieben zusammen. Ohne kommerzielle Zwänge entstehen experimentelle Objekte, die den neuen Luxus verkörpern: Es geht um die Geschichte hinter dem Produkt, nicht um Massenproduktion.

Das Designduo Swedish Girls kollaboriert mit der Cucina Alchimia, einer Werkstatt zwischen Gastronomie und Kunst. Der Frankfurter Designer Kai Linke lässt in der Schnitzstube Stadlhofer aus traditioneller Verzierungsschnitzerei moderne Aufbewahrungsobjekte entstehen.

Diese Projekte machen sichtbar, was heute als wahrer Luxus gilt: den kreativen Prozess erleben und die menschliche Komponente hinter dem Design verstehen.

Nachhaltigkeit wird zum Statussymbol

Die Vienna Design Week zeigt: Luxus bedeutet heute bewussten Konsum. Das Format "Urban Food & Design" demonstriert live, wie aus Lebensmittelresten und invasiven Pflanzen hochwertige, biologische Farbpigmente entstehen.

In der Biofabrique Vienna verwandelt sich vermeintlicher Abfall in wertvolle Rohstoffe. Die "Wiener Farben" beweisen: Kreislaufwirtschaft kann luxuriös sein.

Die Gruppenausstellung "FOKUS: Ageing" geht noch weiter. Sie zelebriert Patina, Risse und Gebrauchsspuren als ästhetische Qualität. Ein klares Statement für Langlebigkeit gegen die Wegwerfgesellschaft.

Die Stadt als kuratierte Erfahrung

Wien wird zur begehbaren Ausstellung. Die ehemalige Autowerkstatt beherbergt nun Installationen, Workshops und den "Feminist Welding Club", der Schweißkurse für Frauen und queere Personen anbietet.

Wo früher Fahrzeuge repariert wurden, entstehen heute neue Ideen. Der Ortswechsel ist Programm: Design soll dort stattfinden, wo man es nicht erwartet.

Hochkarätige Talks ergänzen das Programm, unter anderem mit dem Londoner Architekten Sam Jacob. Sie fördern den intellektuellen Austausch und beleuchten Design als kritische Disziplin.

Wien im globalen Design-Diskurs

Mit der 19. Ausgabe festigt Wien seine Position als einflussreiches Design-Zentrum. Während große Messen wie der Salone del Mobile in Mailand den kommerziellen Aspekt betonen, setzt Wien auf Kultur und Prozess.

Die Region Frankfurt RheinMain ist diesjähriger Gast – sie wird 2026 "World Design Capital". Diese Partnerschaft unterstreicht Wiens internationale Vernetzung.

Die Verbindung zu den Falstaff LIVING Awards, die am 24. September im MAK verliehen wurden, schafft wichtige Synergien zwischen Design- und Lifestyle-Segment.

Impulse für die Zukunft

Die präsentierten Ideen wirken weit über die zehntägige Festivaldauer hinaus. Die Betonung von Kreislaufwirtschaft und lokalen Ressourcen wird die Debatte über nachhaltige Produktion in Österreich vorantreiben.

Die "Passionswege"-Kooperationen stärken lokale Handwerksbetriebe und zeigen internationalen Märkten das Potenzial von Tradition plus Innovation.

Die Vienna Design Week beweist: Die Zukunft des Luxus liegt nicht in Prunk, sondern in durchdachtem, nachhaltigem und erlebnisorientiertem Design.