Wien verwandelt sich vom 7. bis 14. November zur pulsierenden Kunstmetropole. Die 21. Vienna Art Week lockt mit über 100 kostenlosen Veranstaltungen unter dem Motto „Learning Systems" – und stellt dabei fundamentale Fragen unserer Zeit.

Wie lernen künstliche Intelligenz und Mensch voneinander? Was passiert, wenn historische Wahrheiten neu geschrieben werden? Das diesjährige Festival geht weit über klassische Wissensvermittlung hinaus und versteht Lernen als dynamischen Prozess des Erkennens, Verlernens und Neudenkens.

Ehemaliges ORF-Funkhaus wird zur Kunstbühne

Das Herzstück des Festivals schlägt im ehemaligen ORF-Funkhaus in der Argentinierstraße. Die zentrale Ausstellung „House of Learning Systems" nutzt bewusst diesen geschichtsträchtigen Ort, der seit den 1930er Jahren Bildung und politischen Einfluss prägt.

Künstlerischer Leiter Robert Punkenhofer und Co-Kuratorin Işın Önol präsentieren internationale und Wiener Kunstpositionen jenseits steriler Galerieräume. Das Funkhaus wird zum idealen Resonanzraum für Werke, die sich mit ökologischen Kreisläufen, mündlichen Traditionen und digitalen Archiven beschäftigen.

Kreativität erobert neue Räume

Die Tour „Creatives for Vienna - Making Spaces" öffnet ungewöhnliche Türen. In Kooperation mit der Wirtschaftsagentur Wien gewährt sie Einblicke in kreativ umgenutzte Räume wie das Kunst- und Kulturzentrum Semmelweisklinik.

Selbst renommierte Häuser wie die Heidi Horten Collection beteiligen sich mit speziellen Kuratorinnenführungen am vielfältigen Programm.

70 Partner, ein Ziel

Rund 70 Wiener Kunstinstitutionen bündeln ihre Kräfte für eine Woche gemeinsamer Kreativität. Vom großen Museum über Kunstuniversitäten bis zu unabhängigen Galerien – alle ziehen an einem Strang.

Dieses weltweit einmalige Kooperationsmodell hat bereits Städte wie Berlin, Amsterdam und Prag inspiriert. Aus einem einst exklusiven Event für geladene Gäste entwickelte sich die Vienna Art Week zu einem der wichtigsten unabhängigen Kunstevents im Donauraum mit zehntausenden Besuchern jährlich.

Kunst als Seismograf der Zeit

Das Motto „Learning Systems" trifft den Nerv globaler Debatten. Während KI von menschlichem Verhalten lernt und historische Narrative dekonstruiert werden, fungiert das Festival als öffentliches Labor für neue Weltanschauungen.

Die Künstler decken Machtstrukturen auf, die Lernprozesse beeinflussen. Sie fragen kritisch: Wer hat Zugang zu Wissen? Wer kontrolliert es? Wie wird es bewahrt oder ausgelöscht?

Die 21. Vienna Art Week verspricht intensive Debatten und nachhaltige Impulse für den gesellschaftlichen Diskurs. Wien festigt damit seine Position als dynamische Kunstmetropole und macht zeitgenössische Kunst einem breiten Publikum zugänglich.