Eine große Versicherungsgruppe hat über eine Tochtergesellschaft den Einstieg in den gemeinnützigen Wohnbau in Salzburg verkündet. Das Ziel: jährlich 50 bis 60 neue Wohnungen errichten.

Der Schritt zeigt, wie attraktiv der österreichische Wohnbausektor trotz schwieriger Rahmenbedingungen bleibt. Gleichzeitig macht er deutlich, vor welchen Herausforderungen die 182 gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) stehen: Leistbarer Wohnraum wird knapper, der Wettbewerb um Grundstücke härter.

Warum gemeinnützige Bauträger so wichtig sind

Die GBVs folgen einem klaren Auftrag: Kein Profit, sondern leistbares Wohnen für breite Bevölkerungsschichten. Das Kostendeckungsprinzip macht es möglich. Die Miete darf nur die tatsächlichen Kosten für Grundstück, Bau, Verwaltung und Finanzierung decken.

Erwirtschaftete Überschüsse müssen wieder in Neubau oder Sanierung fließen. Das Ergebnis: GBV-Mieten sind 25 Prozent günstiger als am freien Markt. Jeder Mieterhaushalt spart dadurch indirekt rund 400 Euro pro Jahr.

Fast eine Million Wohnungen verwalten die gemeinnützigen Träger österreichweit – das sind 24 Prozent aller Hauptwohnsitze.

Bauen gegen den Trend

Während gewerbliche Projekte zurückgehen, halten die GBVs ihre Bauleistung konstant hoch. Im Wiener Stadtquartier am Kempelenpark etwa realisieren sie zwei Drittel der geplanten Wohnungen.

Neben Neubau wird Sanierung immer wichtiger. 2023 stellten die GBVs allein 5.950 Wohnungen auf klimafreundliche Heizsysteme um. Ein wichtiger Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit.

Neue Konkurrenz, alte Probleme

Der Einstieg finanzstarker Akteure wie Versicherungen hat zwei Seiten: Mehr Kapital könnte das Angebot an leistbaren Wohnungen erhöhen. Gleichzeitig verschärft sich der Kampf um knappe Grundstücke – was die Preise weiter nach oben treibt.

Branchenvertreter fordern deshalb eine strikte Zweckwidmung der Wohnbauförderung. Die von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanzierten Mittel sollen ausschließlich für leistbaren Wohnraum verwendet werden.

Spagat zwischen sozialem Auftrag und Marktdruck

Die Gemeinnützigkeit steht an einem Wendepunkt. Gestiegene Mieteransprüche, die Versorgung sozial schwächerer Haushalte und die Öffnung für den Mittelstand – wie passt das zusammen?

Hans-Peter Lorenz, Geschäftsführer der Vogewosi, sieht hier das zentrale Spannungsfeld der Branche. Die Balance zwischen sozialem Auftrag und ökonomischen Zwängen wird zur entscheidenden Zukunftsfrage.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die gemeinnützigen Bauträger ihren Gründungsauftrag erfüllen können: Leistbares und nachhaltiges Wohnen für alle Bevölkerungsschichten zu schaffen.