Liebe Leserinnen und Leser,

stellen Sie sich vor, Sie hätten vor einem Jahr Commerzbank-Aktien gekauft – heute wären Sie 185 Prozent im Plus. Doch während die Übernahmeschlacht zwischen Unicredit und der Frankfurter Bank in die entscheidende Phase tritt, erschüttert ein FDA-Hammer die Biotech-Hoffnung Valneva und Bitcoin kämpft nach der Jackson-Hole-Euphorie mit der Ernüchterung. Was für ein Montag!

Die italienische Zange schließt sich

26 Prozent – diese Zahl elektrisiert heute den deutschen Bankenmarkt. Unicredit hat über Nacht weitere Derivate in echte Commerzbank-Aktien umgewandelt und steht kurz davor, die magische 30-Prozent-Schwelle zu überschreiten. Dann wäre ein Pflichtangebot fällig.

Andrea Orcel spielt Schach, während Berlin und Frankfurt Dame spielen. Der Unicredit-Chef ignoriert sämtliche politischen Widerstände aus Deutschland und treibt sein Übernahmevorhaben unbeirrt voran. "Feindlich" nennt es der Commerzbank-Vorstand, "unfreundlich" schimpft das Finanzministerium. Doch was kümmert es die Mailänder?

Die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet der deutsche Staat ermöglichte den Italienern den Einstieg, als er im September seine Anteile reduzierte. Jetzt hält der Bund noch 12 Prozent und Kanzler Merz beschwört eine "starke und unabhängige Commerzbank". Zu spät? Die Behörden jedenfalls spielen mit: Bundeskartellamt und EZB gaben bereits grünes Licht für 29,9 Prozent.

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp kämpft mit einem radikalen Sparkurs um die Eigenständigkeit – tausende Jobs sollen fallen, der Gewinn bis 2028 auf 4,2 Milliarden Euro steigen. Die Aktionäre jubeln über die Kursgewinne, die Mitarbeiter bangen. Ein deutsches Wirtschaftsdrama in Echtzeit.

Der Impfstoff-Absturz

Von 185 Prozent Plus zu 25 Prozent Minus – selten war ein Kurssturz brutaler als heute bei Valneva. Die FDA zog dem französischen Biotech-Unternehmen über Nacht die US-Lizenz für seinen Chikungunya-Impfstoff Ixchiq. Vier neue Fälle schwerer Nebenwirkungen, drei davon bei über 70-Jährigen, reichten der Behörde für den radikalen Schritt.

Das Timing könnte kaum bitterer sein. Gerade erst hatte Valneva im ersten Halbjahr 7,5 Millionen Euro mit dem Impfstoff umgesetzt, hauptsächlich durch Lieferungen nach La Réunion, wo das Chikungunya-Virus wütet. Die Analysten von Stifel kappen ihre Absatzprognose von 85 auf 43 Millionen Euro – ein Schlag ins Kontor.

Was besonders schmerzt: Die gemeldeten Symptome waren laut Valneva bereits aus den klinischen Studien bekannt, besonders bei älteren Patienten stand sogar eine Warnung im Beipackzettel. CEO Thomas Lingelbach kämpft nun um die Reputation seines einzigen zugelassenen Produkts und prüft rechtliche Schritte. Für Anleger ein Lehrstück über Biotech-Risiken.

Bitcoin und die Jackson-Hole-Ernüchterung

117.377 Dollar – so hoch schoss Bitcoin nach Jerome Powells Zinswende-Rede am Freitag. Heute? 111.570 Dollar. Die Krypto-Märkte verdauen die Fed-Signale anders als erhofft. Die gesamte Marktkapitalisierung schrumpfte um 2,8 Prozent auf 3,87 Billionen Dollar.

Dabei hatte Powell doch genau das geliefert, was die Märkte hören wollten: Die Fed steht vor einer geldpolitischen Wende, die Risiken haben sich verschoben. Doch die Krypto-Trader scheinen zu realisieren: Zinssenkungen allein machen noch keinen neuen Bull-Run.

Besonders bitter für deutsche Anleger: Während die Bitcoin-ETFs in den USA nur moderate Abflüsse von 23 Millionen Dollar verzeichneten, bröckeln die Kurse stärker als erwartet. Ethereum zeigt sich mit einem Plus von 8,2 Prozent über die Woche noch relativ robust, doch auch hier dominiert heute Rot. Die Altcoins leiden noch stärker – Pudgy Penguins verliert über 9 Prozent, Dogecoin rutscht um 4,7 Prozent ab.

Der Kaffee-Deal des Jahres

Während alle auf Tech-Übernahmen starren, braut sich im Konsumgütersektor der Deal des Jahres zusammen: Keurig Dr Pepper schluckt JDE Peet's für 18,4 Milliarden Dollar. Jacobs, Douwe Egberts und Tassimo wandern damit in amerikanische Hände – ein Paukenschlag für die europäische Lebensmittelindustrie.

31,85 Euro je Aktie bedeuten einen Aufschlag von 20 Prozent – JDE-Aktionäre feiern mit einem Plus von 17 Prozent. Das Pikante: Nach der Übernahme soll das Kaffeegeschäft abgespalten und separat an die Börse gebracht werden. Ein 16-Milliarden-Dollar-Kaffee-Gigant entsteht, der Nestlé Paroli bieten will.

Die Timing ist kein Zufall: Kaffeepreise explodieren, Trump droht mit 50-Prozent-Zöllen auf brasilianische Bohnen ab August. Wer jetzt die Lieferketten kontrolliert, gewinnt. Für deutsche Kaffeetrinker könnte das teuer werden.

Tech-Hoffnungen und China-Realitäten

Die Woche wird spannend: Nvidias Zahlen am Mittwoch entscheiden über das Schicksal des gesamten Tech-Sektors. Die Optionsmärkte implizieren Kursschwankungen von 6 Prozent – bei einer 4-Billionen-Dollar-Company bedeutet das Marktwert-Verschiebungen von 240 Milliarden Dollar.

Besonders brisant: Trumps Deal mit Nvidia über 15 Prozent Umsatzbeteiligung bei China-Verkäufen bestimmter Chips. Gleichzeitig zeigt sich, wie abhängig China weiterhin von US-Technologie ist: DeepSeek musste nach monatelangen Versuchen mit Huawei-Chips zurück zu Nvidia wechseln. Die technologische Entkopplung bleibt Wunschdenken.

Was diese Woche außerdem wichtig wird: Die Inflationsdaten aus Deutschland und Frankreich am Freitag, Senegals IWF-Entscheidung am Dienstag und die Frage, ob Japans Premier Ishiba zurücktritt. Die Märkte bleiben nervös – zu Recht, wie der heutige Tag zeigt.

Bleiben Sie wachsam und lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Rallyes blenden. Die wahren Bewegungen kommen oft, wenn niemand damit rechnet.

Herzlichst,
Andreas Sommer

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