Unicredit, Trump & Puma: Macht, Märkte und Milliardenpoker

Liebe Leserinnen und Leser,
selten war ein Dienstagmorgen so aufgeladen mit Spannung: Donald Trump feuert per Tweet eine Fed-Gouverneurin und erschüttert damit die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Die Unicredit erhöht ihren Griff nach der Commerzbank auf 26 Prozent. Und bei Puma könnte sich ein Eigentümerwechsel anbahnen, der die Aktie gestern explodieren ließ. Was diese Machtspiele für Ihre Investments bedeuten, erfahren Sie heute.
Trump zündelt an den Fundamenten der Fed
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Donald Trump kündigte gestern Abend an, Fed-Gouverneurin Lisa Cook zu entlassen. Der Vorwurf? Falsche Angaben bei Hypothekenanträgen – ironischerweise genau das, was ein New Yorker Gericht letzte Woche bei Trump selbst feststellte. "Das entbehrt nicht einer gewissen Komik", kommentierte ein Händler trocken.
Doch der Fall ist alles andere als komisch. Noch nie hat ein US-Präsident versucht, ein Fed-Mitglied zu feuern. Die Märkte reagieren nervös: Gold kletterte auf ein Zwei-Wochen-Hoch von 3.375 Dollar, der Dollar schwächelt. Sollte Trump tatsächlich durchkommen und Cook durch einen eigenen Kandidaten ersetzen, hätte er drei von sieben Stimmen im Fed-Board kontrolliert.
Die Implikationen reichen weit über die USA hinaus. Eine politisierte Fed würde das Vertrauen in den Dollar als Weltreservewährung untergraben. Für deutsche Anleger könnte das paradoxerweise kurzfristig positiv sein: Ein schwächerer Dollar stärkt tendenziell den Euro und macht US-Aktien für hiesige Investoren günstiger.
Commerzbank im Zangengriff – Unicredit macht Ernst
Während sich alle auf Trump fixieren, vollzieht sich in Frankfurt ein nicht minder dramatisches Schauspiel. Die Unicredit hat ihre Beteiligung an der Commerzbank auf 26 Prozent aufgestockt und signalisiert: Das ist erst der Anfang. Die Commerzbank-Aktie brach heute um fast 5 Prozent ein, nachdem die Bank of America sie auf "Underperform" herabstufte.
Der Timing könnte kaum brisanter sein. Die Bundesregierung und der Commerzbank-Vorstand wehren sich vehement gegen eine Übernahme. Doch die Italiener spielen geschickt: Statt einer direkten Übernahmeschlacht nutzen sie Finanzinstrumente, die sie "zu gegebener Zeit" in Aktien umwandeln können. Ein Katz-und-Maus-Spiel auf höchstem Niveau.
Für Commerzbank-Aktionäre ist die Lage verzwickt. Einerseits hat sich der Kurs seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. Andererseits warnt die Bank of America, die Bewertung sei "überzogen". Die Wahrheit liegt vermutlich dazwischen: Ohne Übernahmefantasie wäre die Aktie niedriger, mit erfolgreicher Übernahme könnte sie noch steigen. Ein klassisches Prisoner's Dilemma.
Puma – wenn der Hauptaktionär die Reißleine zieht
Die spektakulärste Story des Tages lieferte gestern Puma. Die Aktie explodierte um über 16 Prozent – der größte Tagesgewinn seit 20 Jahren. Der Auslöser: Berichte, dass die Familie Pinault ihren 30-Prozent-Anteil verkaufen könnte.
Heute folgt die Ernüchterung: Minus 4 Prozent, Schlusslicht im MDAX. Die UBS bleibt bei ihrer Verkaufsempfehlung und mahnt: Sollten sich die Spekulationen in Luft auflösen, rücke wieder die schwache operative Entwicklung in den Vordergrund. Tatsächlich hat Puma im Jahresverlauf immer noch 50 Prozent verloren.
Der mögliche Pinault-Ausstieg wirft ein Schlaglicht auf ein strukturelles Problem des deutschen Sportartikelmarktes. Während Adidas und Nike davonziehen, kämpft Puma mit sinkenden Margen und fehlendem Momentum. Ein neuer Eigentümer könnte frischen Wind bringen – oder die Probleme verschärfen.
Cannabis-Euphorie trifft auf Apple-Ernüchterung
Abseits der großen Dramen entwickeln sich zwei bemerkenswerte Nebengeschichten. Tilray schoss nach oben, nachdem Trump signalisierte, Cannabis von Schedule I auf Schedule III herabstufen zu wollen. Jefferies hob das Kursziel auf 2 Dollar an. "Wir werden bald voranschreiten", erklärte Trump – für eine Branche, die seit Jahren auf Liberalisierung wartet, klingt das wie Musik.
Apple hingegen kassierte eine schallende Ohrfeige vom Frankfurter Landgericht. Die Apple Watch darf nicht mehr als "CO2-neutral" beworben werden. Das Urteil ist brisant: Die Richter zweifelten an der Langfristigkeit der Kompensationsprojekte. Ab 2026 sind solche Werbeaussagen EU-weit ohnehin verboten. Ein Vorgeschmack darauf, wie ernst es Europa mit Greenwashing-Bekämpfung meint.
Der deutsche Markt zwischen allen Stühlen
Der DAX verliert heute moderate 0,5 Prozent, gefangen zwischen Trump-Turbulenzen und hausgemachten Problemen. Besonders hart trifft es die Banken: Neben der Commerzbank verliert auch die Deutsche Bank. Neue Sorgen um den französischen Haushalt belasten zusätzlich – Premier Bayrou will ein Vertrauensvotum, hat aber nicht die nötigen Stimmen.
Hoffnungsschimmer gibt es bei Thyssenkrupp: Kanadas Premier Carney nannte den Konzern als einen von zwei Finalisten für einen milliardenschweren U-Boot-Auftrag. RENK startet die Entwicklung eines "zukunftsweisenden" Panzergetriebes. Doch selbst diese News verpuffen im allgemeinen Abwärtssog.
Was diese Woche noch wichtig wird
Morgen richtet sich alles auf Nvidia. Die Quartalszahlen nach US-Börsenschluss könnten zum Stimmungstest für den gesamten Tech-Sektor werden. Analysten erwarten 46 Milliarden Dollar Umsatz – ein Plus von 53 Prozent. Wedbush zeigt sich "extrem bullisch". Doch die Messlatte liegt gefährlich hoch.
Ebenfalls im Fokus: Die BayWa-Hauptversammlung heute. Nach 1,6 Milliarden Euro Verlust dürfte es ungemütlich werden für Vorstand und Aufsichtsrat. Die Aktie bleibt ein Spielball für Zocker – mit allen Risiken.
Die Märkte befinden sich in einer Phase extremer Fragilität. Trumps Angriff auf die Fed-Unabhängigkeit, Übernahmeschlachten in Europa, dazu Greenwashing-Urteile und Cannabis-Hoffnungen – selten war die Nachrichtenlage so disparat. Für Anleger heißt das: Diversifikation ist wichtiger denn je. Wer jetzt alle Eier in einen Korb legt, spielt mit dem Feuer.
Bleiben Sie wachsam und bewahren Sie kühlen Kopf,
Ihr Andreas Sommer
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