Die britische Regierung startet eine Offensive für künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen: Diese Woche kündigte sie die Gründung einer nationalen Kommission zur Regulierung von KI in der Medizin an. Gleichzeitig entsteht eine landesweite Cloud-Plattform zum Testen neuer Technologien. Das Ziel: Diagnosen beschleunigen und die Patientenversorgung im gesamten Land verbessern.

Die neue Kommission bringt Experten aus Technologie-Konzernen, klinischer Forschung und Patientenvertretungen zusammen. Gemeinsam sollen sie ein "Regelwerk" für den sicheren und effektiven Einsatz von KI entwickeln – ein Signal für den weltweiten Trend, intelligente Systeme in die medizinische Versorgung zu integrieren.

Neue Ära zwischen Regulierung und Innovation

Die UK National Commission on the Regulation of AI in Healthcare soll Regulierungsbehörden dabei beraten, wie sich modernste Technologien sicher und schnell in den National Health Service (NHS) einbinden lassen. Geleitet wird sie von Alastair Denniston, dem Leiter des britischen Zentrums für Regulierungswissenschaft in KI und digitaler Gesundheit. Die Kommission wird die Arzneimittel- und Gesundheitsbehörde (MHRA) dabei unterstützen, einen Rahmen zu schaffen, der Innovation und Patientensicherheit in Einklang bringt.

Der Vorstoß kommt zu einem Zeitpunkt, da KI im Gesundheitswesen weltweit boomt. In den USA setzen Gesundheitssysteme bereits KI für administrative Abläufe und komplexe Diagnosen ein. Besonders gefragt: Ambient-Listening-Technologie, bei der KI Gespräche zwischen Ärzten und Patienten aufzeichnet und automatisch Behandlungsnotizen erstellt. Das spart Medizinern stundenlange Papierkram.

Ähnlich will auch Großbritannien KI nutzen, um medizinische Bilder zu analysieren und Krankheiten wie Krebs früher zu erkennen. Die Hälfte aller britischen Krankenhäuser setzt bereits KI ein, um Lungenkrebsdiagnosen zu unterstützen – mit beeindruckenden Ergebnissen: Studien zeigen 42 Prozent weniger Diagnosefehler in Kliniken mit KI-Unterstützung.

Nationale Testplattform für KI-Studien

Ergänzend zur Regulierungskommission kündigte die Regierung AIR-SP an – eine neue KI-Forschungsplattform mit knapp sechs Millionen Euro Förderung. Diese NHS-weite Cloud-Plattform ermöglicht es Krankenhäusern im ganzen Land, gleichzeitig modernste KI-Screening-Tools zu testen. Ein sicheres System für effiziente Tests und Validierung neuer diagnostischer Lösungen – Zeit und Kosten drastisch reduziert.

Die erste große Studie auf der Plattform konzentriert sich auf Brustkrebs-Screening mit 700.000 Frauen. Die KI soll subtile Veränderungen im Brustgewebe identifizieren, die auf frühe Krebsanzeichen hindeuten könnten. Experten begrüßen die Investition: Ein gemeinsames System macht Tests für KI-Tools schneller und einfacher – Tools, die Früherkennung erheblich verbessern und das nationale Brustkrebsvorsorge-Programm effektiver machen könnten.

Revolution der digitalen Gesundheit

Großbritanniens fokussierter Vorstoß in KI-Regulierung und -Tests spiegelt eine weltweite Revolution im digitalen Gesundheitswesen wider. Wearable-Technologie wird zunehmend ausgereifter: Neue Entwicklungen umfassen smarte Kleidung, die kontinuierlich EKG- und Atemwegsdaten ohne Kabel oder Klebestreifen sammelt, sowie Smartwatches für Frühdiagnose schwerer Herzkreislauf-Erkrankungen.

Diese Geräte sind Teil eines wachsenden Ökosystems digitaler Gesundheitstools – von mobilen Apps bis zu Fernüberwachungsplattformen für chronische Erkrankungen.

Strategische Partnerschaften erweisen sich als entscheidend: Diese Woche kündigte das Digital-Health-Unternehmen DarioHealth eine Zusammenarbeit mit OneStep an, um Smartphone-basierte Technologie zu integrieren, die das Sturzrisiko bei älteren Erwachsenen bewerten kann – ein kritisches Thema in der Präventivmedizin.

Globaler Kontext und Ausblick

Die doppelte Ankündigung einer Regulierungskommission und nationalen Testplattform adressiert zwei der größten Hürden bei der Einführung digitaler Gesundheitstechnologien: regulatorische Unsicherheit und die Schwierigkeit, Innovationen in großen Gesundheitssystemen zu skalieren.

Dieser strukturierte Ansatz gewinnt global an Zugkraft. In Abu Dhabi bereitet sich die Gesundheitsbehörde darauf vor, eigene KI-gestützte Gesundheitslösungen auf der kommenden GITEX Global 2025-Konferenz zu präsentieren. Währenddessen betont ein aktueller Bericht der australischen Wissenschaftsbehörde CSIRO die kritische Notwendigkeit indigener Führung bei der KI-Entwicklung im Gesundheitswesen.

Die nächsten 12 bis 24 Monate werden entscheidend für die digitale Transformation des Gesundheitswesens. Die neue britische KI-Kommission will ihr Regelwerk nächstes Jahr veröffentlichen – lang erwartete Klarheit für Entwickler und Investoren. Die AIR-SP-Plattform, deren Aufbau zwei Jahre dauern wird, soll zum Eckpfeiler der NHS-Forschung werden.

Der Erfolg hängt davon ab, ob neue Technologien nicht nur ihre Wirksamkeit beweisen, sondern sich auch nahtlos in bestehende klinische Arbeitsabläufe integrieren lassen. Können KI und andere digitale Gesundheitsanwendungen dies schaffen, versprechen sie ein proaktiveres, personalisierteres und effizienteres Gesundheitssystem für kommende Generationen.