TSMC, Nestlé & Bitcoin: Rekorde, Radikalschnitte und 14-Milliarden-Coup

TSMC, Nestlé & Bitcoin: Rekorde, Radikalschnitte und 14-Milliarden-Coup
Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, Sie könnten einem Konzern beim Gelddrucken zusehen – genau das passiert gerade bei TSMC. Der taiwanische Chipgigant meldet einen Rekordgewinn von knapp 15 Milliarden Dollar im dritten Quartal, während die halbe Tech-Welt an seinen Lippen hängt. Doch während in Asien die Sektkorken knallen, greift in der Schweiz ein neuer CEO zum Rotstift: 16.000 Jobs fallen bei Nestlé dem Sparkurs zum Opfer. Und als wäre das noch nicht genug Drama für einen Donnerstag, beschlagnahmt die US-Regierung Bitcoins im Wert von über 14 Milliarden Dollar – die größte Krypto-Razzia aller Zeiten.
Wenn KI zur Geldmaschine wird
Die Zahlen lesen sich wie aus einem Wirtschaftsmärchen: 39 Prozent Gewinnsprung, Umsätze von über 33 Milliarden Dollar, und die Aktie markiert prompt ein neues Allzeithoch. TSMC surft auf der perfekten Welle – dem unstillbaren Hunger der Welt nach KI-Chips.
Was macht den Konzern so unersetzlich? Es ist die gleiche Dynamik wie beim Goldrausch: Nicht die Goldsucher wurden reich, sondern die Schaufelhändler. TSMC verkauft die Schaufeln der KI-Revolution – jene 3-Nanometer-Chips, die kein anderer in dieser Qualität und Menge produzieren kann. Nvidia braucht sie für seine KI-Beschleuniger, Apple für seine iPhones, und gefühlt jedes Tech-Unternehmen mit Ambitionen im maschinellen Lernen.
Das Verrückte daran: CEO C.C. Wei spricht davon, dass der Token-Verbrauch in KI-Modellen "exponentiell" wächst – alle drei Monate eine Verdopplung. Die Nachfrage explodiert schneller, als TSMC produzieren kann. Kein Wunder, dass das Unternehmen seine Investitionen auf bis zu 42 Milliarden Dollar hochschraubt und sogar überlegt, die brandneue 2-Nanometer-Produktion früher als geplant in Arizona zu starten.
Für deutsche Anleger ist das ein zweischneidiges Schwert: Einerseits profitieren sie über TSMC-Investments vom KI-Boom, andererseits zeigt sich hier die technologische Abhängigkeit Europas in aller Deutlichkeit.
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Der Schweizer Befreiungsschlag
Während TSMC vor Kraft kaum laufen kann, vollzieht Nestlé gerade eine der radikalsten Kehrtwenden seiner Geschichte. Der neue CEO Philipp Navratil, erst zwei Wochen im Amt, verkündet einen Kahlschlag: 16.000 Stellen – das entspricht etwa der Einwohnerzahl einer Kleinstadt – sollen wegfallen.
Die Aktie explodiert förmlich: Plus 7,6 Prozent, der stärkste Tagesgewinn seit 17 Jahren. Was für ein Paradoxon: Massenentlassungen als Kurstreiben. Doch die Märkte honorieren offenbar die Entschlossenheit, mit der Navratil das anpackt, was sein Vorgänger versäumt hat. Das organische Wachstum lag mit 4,3 Prozent über den Erwartungen, besonders das Kaffeegeschäft brummt.
Doch hinter den Zahlen verbirgt sich ein Strukturproblem: Der Lebensmittelriese ist zu träge geworden für eine Welt, in der Konsumenten sprunghafter und preisbewusster agieren. Die Transformation vom behäbigen Tanker zum wendigen Schnellboot wird schmerzhaft – vor allem für die Betroffenen der Stellenstreichungen.
Der Milliarden-Coup im Krypto-Untergrund
Währenddessen spielt sich in den USA ein Wirtschaftskrimi ab, der jeden Hollywood-Film in den Schatten stellt. Das Justizministerium hat Bitcoins im Wert von über 14 Milliarden Dollar beschlagnahmt – mehr als das Bruttoinlandsprodukt mancher Länder. Im Zentrum: der kambodschanische Geschäftsmann Chen Zhi und ein mutmaßlich globales Betrugsnetzwerk.
Die Dimensionen sind atemberaubend: Es ist die größte Beschlagnahme von Kryptowährungen in der US-Geschichte. Doch was passiert jetzt mit diesem digitalen Schatz? Spekulationen machen die Runde, die Regierung könnte die Coins für eine nationale Krypto-Reserve nutzen – ein Gedanke, der noch vor wenigen Jahren als absurd gegolten hätte.
Parallel dazu klettert Gold auf ein neues Rekordhoch von über 4.230 Dollar pro Unze. Die Flucht in sichere Häfen ist in vollem Gange, angeheizt durch die sich verschärfenden Handelsspannungen zwischen den USA und China. Die Angst vor einer weiteren Eskalation treibt Anleger sowohl in das jahrtausendealte Edelmetall als auch in die digitale Alternative Bitcoin.
Rüstung zwischen Boom und Beben
Die deutschen Rüstungsaktien tanzen derzeit Tango – zwei Schritte vor, einen zurück. Rheinmetall kämpft sich nach schwachen Tagen zurück und wird zum DAX-Gewinner, während die Aktien von Renk und Droneshield unter Druck geraten.
Bei Renk schlägt Chinas Exportbeschränkung für Seltene Erden voll durch: Minus 15 Prozent in einer Woche, das schmerzt. Die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen erweist sich als Achillesferse der westlichen Rüstungsindustrie. Gleichzeitig kündet Deutz eine Partnerschaft mit dem Robotik-Spezialisten ARX an – die Militarisierung schreitet auf breiter Front voran.
Die Branche steht exemplarisch für die neue Weltordnung: Geopolitische Spannungen als Geschäftsmodell, mit all ihren moralischen Ambivalenzen und praktischen Abhängigkeiten.
Zwischen Himmel und Hölle
Was bleibt von diesem außergewöhnlichen Handelstag? Die Schere zwischen Gewinnern und Verlierern öffnet sich weiter. TSMC und die KI-Profiteure scheinen in einer anderen Liga zu spielen als traditionelle Konzerne wie Nestlé, die sich mühsam neu erfinden müssen. Die Beschlagnahme der Bitcoin-Milliarden zeigt, dass Kryptowährungen längst im Mainstream angekommen sind – als Anlageklasse und als Werkzeug für Kriminelle gleichermaßen.
Morgen richtet sich der Blick auf die US-Einzelhandelsumsätze und weitere Quartalszahlen aus dem Tech-Sektor. Die große Frage bleibt: Wie lange kann die zweigeteilte Rally noch laufen – KI-Highflyer hier, abgehängte Old Economy dort? Die Geschichte lehrt uns: Solche Divergenzen lösen sich irgendwann auf, oft schmerzhaft.
Bleiben Sie wachsam und lassen Sie sich nicht von Euphorie oder Panik leiten,
Ihr Andreas Sommer