Volkswagen versucht sich mit voller Kraft zum Elektroauto-Konzern zu wandeln – und hat Erfolg: 2021 verkaufte der Wolfsburger Autohersteller fast 453.000 Elektroautos, ein Wachstum von 96 % gegenüber dem Vorjahr. Damit verkaufte VW 2021 fast so viele E-Autos wie der größte Wettbewerber Tesla im Jahr zuvor und übertraf außerdem die diesjährige Wachstumsrate des amerikanischen Herausforderers, die bei „nur“ 87 % lag.

Volkswagen scheint Tesla mit einem Jahr Rückstand auf den Fersen zu sein und schneller zu wachsen. Dennoch wird die VW-Aktie nicht ansatzweise so ambitioniert bewertet wie die Tesla-Aktie. Das ist kein Fehler des Aktienmarktes, sondern hat rationale Gründe.

Die Wachstumsziele von Tesla sind höher

Ja, Volkswagen scheint Tesla aktuell auf den Fersen zu sein. Doch der Aktienmarkt achtet vorrangig auf die Zukunft. Und dort hat sich Elon Musk ein etwa vier Mal höheres Ziel gesetzt als Herbert Diess.

Denn während bei VW bis 2030 die Hälfte der Verkäufe aus vollelektrischen Fahrzeugen bestehen soll, was 5 bis 6 Mio. Einheiten entsprechen könnte, möchte Tesla ganze 20 Mio. E-Autos ausliefern.

Das ist ein ambitioniertes Ziel, keine Frage. Kein einzelner Autohersteller verkauft heute so viele Autos. Aber es gibt keinen Grund, Teslas Ziel als unrealistischen Fiebertraum abzuschreiben und gleichzeitig VWs Zielmarke als gesetzt hinzunehmen. Beide Unternehmen werden ihr Möglichstes tun, um ihre jeweiligen Pläne durchzuführen. Und so rechne ich fest damit, dass Teslas Stückzahlen 2030 sehr deutlich über denen von Volkswagen liegen werden.

Volkswagen kämpft an zwei Fronten

In der Vergangenheit galt die Existenz eines profitablen Bestandsgeschäfts oft als Vorteil der VW-Aktie gegenüber der Tesla-Aktie. So profitiere Volkswagen vom existierenden Wissen beim Fahrzeugbau und könne die hohen Investitionen finanzieren.

Doch das parallele Hochfahren und kontrollierte Herunterfahren zweier konkurrierender Geschäftsfelder ist schwer. Viele Interessengruppen haben ganz unterschiedliche Ansichten darüber, wie Volkswagens Zukunft aussehen soll. Das Management muss sie alle unter einen Hut bekommen. Das raubt Kraft und Energie, die ein Konkurrent wie Tesla, der ohne Altlasten agiert, besser investieren kann.

Tesla ist produktiver und rentabler

Das amerikanische Unternehmen benötigt weniger Mitarbeiter und weniger Anlagen, um eine bestimmte Anzahl Autos herzustellen. Gleichzeitig hat Tesla Volkswagen letztes Jahr bei der Gewinnmarge überflügelt. All das resultiert in einer extrem unterschiedlichen Eigenkapitalrendite.

Volkswagens Automobilsparte besitzt eine Eigenkapitalrendite von 8,0 %, wenn man die Performance des dritten Quartals aufs Gesamtjahr hochrechnet. Tesla erzielt einen Wert von 23,3 %. Ein in Teslas operatives Geschäft investierter Euro ist also fast dreimal lukrativer als ein Euro, den man in Volkswagen steckt. Daher verdient das amerikanische Unternehmen eine höhere Börsenbewertung.

Die Unternehmenskulturen unterscheiden sich

Tesla denkt in vielerlei Hinsicht wie ein Tech-Start-up. Wichtige Teile der Wertkette übernimmt Tesla lieber gleich selbst. Zudem verfügt Elon Musks Unternehmen über ein enormes Innovationstempo. Das half dem Autohersteller, von der Chipkrise weniger stark betroffen zu sein.

Volkswagen ist derweil in ein jahrzehntelang etabliertes Netz eingeflochten, was schnelles Handeln und radikale Innovationen hemmt. Es steht zu erwarten, dass Tesla auch zukünftige Krisen besser navigieren können wird.

Aus all diesen Gründen denke ich, dass der Bewertungsunterschied zwischen der Tesla-Aktie und der Volkswagen-Aktie absolut gerechtfertigt ist.

Der Artikel Trotz Elektroauto-Wachstums: Warum die VW-Aktie so viel günstiger ist als die Tesla-Aktie ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Christoph Gössel besitzt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla und Volkswagen AG.

Motley Fool Deutschland 2022