Nachdem wir es zuletzt bereits vermutet hatten, ist es nun tatsächlich eingetreten. Vergangene Woche wurde von der SPÖ ein Misstrauensantrag gegen die Bundesregierung im österreichischen Parlament eingebracht, welcher von der FPÖ und der Liste JETZT unterstützt wurde und somit eine Mehrheit fand. Zu Wochenschluss verkündete Alexander van der Bellen, dass Brigitte Bierlein die erste österreichische Bundeskanzlerin der Geschichte wird. Nicht nur aufgrund ihres Nachnamens, der bei einigen wohlwollende Assoziationen weckt, scheint diese Wahl sowohl in der Parteienlandschaft, als auch bei der Bevölkerung auf große Zustimmung zu stoßen. Und gab es Reaktionen am Aktienmarkt auf das jüngste Tohuwabohu? Auch diese Woche müssen wir Sie dahingehend enttäuschen und festhalten, dass die politische Krise sich nicht auf den österreichischen Finanzmarkt niederschlug. Die Märkte zeigten sich zwar von einer sehr turbulenten Seite, jedoch waren hierfür andere Dinge als der Sturz der österreichischen Regierung verantwortlich. Teilweise sorgte das starke Abschneiden der Lega Nord in Italien für Beunruhigung und zum anderen machte Donald Trump wieder auf sich aufmerksam.

Was war unternehmensseitig los in der vergangenen Woche? Immofinanz berichtete am Dienstag nachbörslich seine Ergebnisse des ersten Quartals, welche zum wiederholten Male einen robusten Eindruck hinterließen. Man konnte beim Betriebsergebnis und beim FFO1 deutliche Steigerungen verzeichnen, während die Finanzierungskosten weiter sanken und nun bei 1,94% liegen. In diesem Zusammenhang hat definitiv das zu Beginn des Jahres von S&P erhaltene BBB- Rating dazu beigetragen, eine attraktive Refinanzierung zu ermöglichen. Das Unternehmen fokussiert sich derzeit auf das standardisierte Bürokonzept myhive und das Einzelhandelskonzept STOPSHOP (Retail Parks) und plant hierbei kontinuierliche Standorterweiterungen. Im Hinblick auf STOPSHOP sollen im laufenden Jahr noch 5-7 neue Standorte folgen während mittelfristig die Anzahl von derzeit 80 auf 100 geschraubt werden soll. Aus geographischer Sicht stellt weiterhin der CEE-Raum mit hohen Renditen einen attraktiven Markt für die geplante Expansion dar. Auch das Aktienrückkaufprogramm ist in vollem Gange und es wurden seit Mitte 2018 bereits 7 Mio. Aktien erworben (3,5 Mio. seit Jahresbeginn).

Und auch eine andere Saga setzt sich fort, die der weltweiten Handelskonflikte und der damit verbundenen Zölle. Diesmal lagen Mexiko und China im Fokus der Schlagzeilen und zeigten signifikantere Auswirkungen auf die Märkte als der Vertrauensentzug gegenüber der österreichischen Bundesregierung. Einerseits trat wie gewohnt Donald Trump in Erscheinung und verkündete Strafzölle gegen Mexiko wegen der Begünstigung illegaler Migration. Trump kündigte am Donnerstagabend in einer Mitteilung des Weißen Hauses an, vom 10. Juni an würden Zölle in Höhe von 5% auf sämtliche Einfuhren aus Mexiko erhoben. Diese Zölle würden bis zum 1. Oktober schrittweise auf 25% ansteigen, sollte Mexiko nicht wirksame Maßnahmen ergreifen, um den Zustrom illegaler Migranten durch das Land in die USA zu stoppen. Welche konkreten Maßnahmen dies sein sollten wurde jedoch offen gelassen. Andererseits machte China mit Vergeltungszöllen gegen die USA auf sich aufmerksam. Nachdem die USA zuletzt neue Strafzölle von bis zu 25% auf chinesische Waren im Wert von rund 200 Mrd. US-Dollar einführte, reagierte Peking mit Handelsbeschränkungen in Höhe von 60 Mrd. US-Dollar. Nachdem noch vor einigen Wochen der Eindruck erweckt wurde, dass es erste Annäherungen zwischen beiden Ländern geben könnte, ist es nun somit wieder zu einer weiteren Verschärfung des Konflikts gekommen.

Genug von diesen lästigen Zöllen, kommen wir wieder zurück zu etwas erfreulicherem, nämlich der Immobilienbranche, die weiterhin auf der Welle der niedrigen Zinsen surft. Auch wenn wir uns derzeit in einer späten Phase des Zyklus befinden scheinen die Rahmenbedingungen für Immobilieninvestitionen immer noch sehr attraktiv zu sein. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Kapital in den Markt fließt und Druck auf die Renditen ausübt. Der Weg der größten gelisteten österreichischen Immobilienunternehmen, nämlich in den CEE-Ländern zu investieren und somit attraktivere Margen zu erzielen, scheint durchaus sinnvoll zu sein. In Deutschland boomt der Wohnimmobilienmarkt und verhilft derzeit den wichtigsten deutschen Playern rund um Vonovia, Deutsche Wohnen oder LEG Immobilien zu starken Neubewertungsergebnissen. Im Hinblick auf den Immobiliensektor wollen wir auch etwas Werbung in eigener Sache betreiben und Ihnen den vor kurzem veröffentlichen Wiener Privatbank Real Estate Sector Report ans Herz legen, welcher die österreichischen Immobilienunternehmen in einen internationalen Kontext setzt. Falls Sie noch nicht Kunde der Wiener Privatbank sind, so wird es höchste Zeit, damit auch Sie die interessanten Einblicke in den Sektor unseres Analyseteams bekommen! Da Selbstlob bekanntlich stinkt, wollen wir hier nicht zu sehr übertreiben und entlassen Sie in eine angenehme Woche. 

Eine Grafik mit den Bewertungen von Immofinanz und Co im Peergroupvergleich finden Sie hier.