Tesla, Siemens & Bitcoin: Wenn Rekorde die Börse kalt lassen
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal ist an der Börse wie im Leben: Man gibt sein Bestes – und wird trotzdem nicht belohnt. Siemens meldet einen Rekordgewinn von 10,4 Milliarden Euro, die Aktie stürzt ab. Die Deutsche Telekom hebt die Prognose an und plant Aktienrückkäufe, das Papier dümpelt vor sich hin. Und Bitcoin? Der kämpft weiter mit der magischen 100.000-Dollar-Marke, während der längste US-Shutdown der Geschichte endlich endet. Heute schauen wir auf einen Donnerstag, an dem die Märkte zeigen: Erwartungen schlagen Realität – und manchmal zählt das Morgen mehr als das Gestern.
Siemens: Traumzahlen, Albtraum-Reaktion
Es hätte ein Freudentag werden sollen für Siemens-Aktionäre. Der Münchner Technologiekonzern legt Zahlen vor, die selbst optimistische Analysten überraschen: 10,4 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern, ein Plus von 16 Prozent zum Vorjahr – der dritte Rekord in Folge. Die Dividende soll um 15 Cent auf 5,35 Euro steigen. Vorstandschef Roland Busch verkündet stolz, das Digitalgeschäft bis 2030 verdoppeln zu wollen, mit jährlichen Wachstumsraten von 15 Prozent. Eine Milliarde Euro will Siemens in den nächsten drei Jahren allein in KI-Angebote stecken.
Doch statt Applaus gibt es Ausverkauf. Die Aktie verliert zeitweise über fünf Prozent, stabilisiert sich dann bei minus drei Prozent. Was ist passiert? Die Antwort liegt nicht in den Zahlen, sondern in der Strategie: Siemens will sich von seiner Medizintochter Healthineers trennen. Zunächst sollen 30 Prozent der Anteile an die eigenen Aktionäre abgespalten werden, mittelfristig will man die Beteiligung auf eine reine Finanzbeteiligung reduzieren. Healthineers macht immerhin 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus – und die Unsicherheit über die rechtliche Umsetzung und den Zeitplan verunsichert die Anleger mehr als die glänzenden Gegenwartszahlen sie beruhigen.
Charttechnisch ist die Siemens-Aktie mit über 33 Prozent Plus im laufenden Jahr ohnehin heiß gelaufen. Der faire Wert liegt Experten zufolge bei etwa 188 Euro, aktuell notiert das Papier deutlich darüber. Ein Rücksetzer bis 220 Euro wäre keine Katastrophe, sondern eine gesunde Konsolidierung. Langfristig bleibt das Potenzial intakt – doch kurzfristig zeigt sich: Auch Rekordgewinne schützen nicht vor Kursverlusten, wenn die Zukunftsgeschichte nicht überzeugt.
Deutsche Telekom: Solide Zahlen, bescheidener Applaus
Ähnlich verhält es sich bei der Deutschen Telekom. Der DAX-Konzern hebt seine Jahresprognose zum dritten Mal an: Das bereinigte EBITDA soll nun bei rund 45,3 Milliarden Euro landen, der Free Cashflow bei 20,1 Milliarden Euro. Die Dividende steigt auf 1,00 Euro je Aktie, für 2026 sind Aktienrückkäufe im Volumen von bis zu zwei Milliarden Euro geplant. Im dritten Quartal wuchs der Konzernumsatz organisch um 3,3 Prozent auf 28,9 Milliarden Euro, das bereinigte Konzernergebnis legte um 14,3 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu.
Die Aktie reagiert mit einem minimalen Plus von 0,07 Prozent – ein Schulterzucken in Kursform. Der Grund: Vieles war bereits eingepreist, und im wichtigen Heimatmarkt Deutschland schwächelt das Geschäft. Der Umsatz ging dort im vierten Quartal in Folge zurück, diesmal um 1,8 Prozent. Zwar verlor die Telekom hauptsächlich im margenarmen Geschäft mit Mobiltelefonen, doch auch im Breitbandgeschäft gingen 25.000 Anschlüsse verloren. Finanzvorstand Christian Illek erwartet kurzfristig keine Trendwende: "Der Wettbewerb hier ist hart."
Die Antwort der Telekom: noch mehr Fokus auf Glasfaser. Jedes Jahr sollen 2,5 Millionen weitere Haushalte angeschlossen werden, vor allem in ländlichen Regionen und Mehrfamilienhäusern. Die Steuererleichterungen aus beschleunigten Abschreibungen will der Konzern zusätzlich in den Ausbau investieren. Ein Bekenntnis zur Zukunft – doch bis die Früchte reifen, wird es dauern. Und so bleibt die Telekom-Aktie trotz solider Fundamentaldaten ein Seitwärtskünstler.
Bitcoin: Shutdown vorbei, Rallye verschoben
Nach 43 Tagen ist der längste Government Shutdown in der Geschichte der USA beendet. Ein neues Finanzierungsgesetz stellt die Mittelversorgung bis Ende Januar sicher, Hunderttausende Bundesangestellte erhalten ihre rückwirkenden Gehälter. Historisch betrachtet wäre das ein positives Signal für Bitcoin gewesen – nach dem letzten Shutdown ging es für die Kryptowährung steil nach oben. Diesmal aber reagiert der Markt verhalten. Bitcoin pendelt weiter in seiner Range zwischen 85.000 und 95.000 Dollar, der Fear and Greed Index verharrt im Bereich "Furcht".
Die Unsicherheit hat Gründe: Die US-Wirtschaftsdaten nach 43 Tagen Stillstand sind mit Vorsicht zu genießen. Ob die Arbeitsmarktdaten überhaupt vollständig aufbereitet werden konnten, ist fraglich. Und die Frage, ob die Inflationszahlen aus dem Oktober zurückgehalten werden, schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Markt. Für Anleger bedeutet das: Geduld. Der 200-Tage-Durchschnitt wird verteidigt, jeder Rücksetzer in Richtung der unteren Range-Grenze wird von Käufern aufgefangen. Das ist positiv.
Ein prozyklisches Kaufsignal würde erst ein Wochenschluss über 95.000 Dollar liefern – dann könnte die Rallye Richtung neue Rekordhöchststände weitergehen. Die On-Chain-Daten sind bullish: Langfristige Investoren kaufen ausschließlich außerbörslich, die Bestände an den Börsen werden massiv abgebaut. Doch kurzfristig bleibt Bitcoin ein Range-Trader. Wer auf einen Dip bis 80.000 Dollar wartet, um nachzukaufen, könnte seine Chance bekommen – allerdings nur bei klaren Bodenbildungssignalen.
Rüstungsaktien im Aufwind: Renk glänzt, Rheinmetall stabil
Während die großen Namen schwächeln, läuft es bei den Rüstungswerten rund. Der Panzergetriebe-Hersteller Renk legt starke Zahlen für die ersten neun Monate vor: Der Umsatz stieg um 19 Prozent auf 928 Millionen Euro, das bereinigte EBIT um 25 Prozent auf 141 Millionen Euro. Besonders beeindruckend: Der Auftragseingang schnellte um 45 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro nach oben, der Auftragsbestand erreicht mit 6,4 Milliarden Euro ein neues Rekordhoch. Die Prognose für das Gesamtjahr bestätigt Renk – und die Aktie springt zeitweise um über sieben Prozent nach oben.
Für die Branche ist das ein ermutigendes Signal. Rheinmetall, der große Bruder im Geschäft, zeigt sich stabil, auch wenn die Aktie leicht nachgibt. Der Rüstungsboom ist intakt, die hohe Nachfrage im Verteidigungssektor ungebrochen. Renk profitiert davon ebenso wie Hensoldt, dessen Aktie ebenfalls zulegt. Die Botschaft ist klar: In unsicheren Zeiten bleibt Sicherheit ein Wachstumsmarkt.
Während Renk und Rheinmetall bereits starke Performance zeigen, habe ich in den letzten Wochen ein systematisches Konzept entwickelt, das genau solche Champions frühzeitig identifiziert. In meinem kostenlosen Webinar stelle ich Ihnen den 10-Aktien-Millionärs-Club vor – ein Portfolio, das sich auf maximal 10 handverlesene Aktien konzentriert, die durch fundamentale Stärke, technisches Timing und positives Markt-Sentiment überzeugen. Drei dieser Champions aus den Bereichen Verteidigung, KI-Infrastruktur und Energiewende haben bereits über 1.000 Prozent Gewinn erzielt. Sie erfahren konkret, welche Aktien das sind, mit welcher Hebelstrategie diese Gewinne möglich wurden und wie Sie selbst von diesem fokussierten Ansatz profitieren können. Details zum 10-Aktien-Millionärs-Club und den drei 1.000%-Champions
Google unter Druck, Pfizer trennt sich von BioNTech
Nicht nur an den Aktienmärkten gibt es Bewegung, auch regulatorisch wird es spannend. Die EU-Kommission hat eine Kartelluntersuchung gegen Google eingeleitet – diesmal geht es um die Spam-Policy des Suchmaschinenriesen. Verlage und Medienhäuser werfen Google vor, ihre Websites in den Suchergebnissen zu benachteiligen, wenn diese Inhalte von kommerziellen Partnern einbinden. Google wehrt sich: Die Untersuchung sei "missgeleitet" und gefährde die Qualität der Suchergebnisse. Ein deutsches Gericht hatte eine ähnliche Klage bereits abgewiesen. Doch die EU bleibt hart – und das Risiko einer Milliardenstrafe schwebt über Alphabet.
Währenddessen trennt sich Pfizer vollständig von seiner Beteiligung an BioNTech. Der US-Pharmakonzern verkauft alle verbliebenen 4,55 Millionen Aktien in einem Großverkauf – mit einem Preisabschlag von bis zu 3,3 Prozent. Die BioNTech-Aktie verliert vorbörslich über drei Prozent. Das Ende einer Erfolgspartnerschaft: Pfizer und BioNTech hatten 2020 gemeinsam den COVID-19-Impfstoff entwickelt, der weltweit milliardenfach eingesetzt wurde. Doch die Pandemie ist vorbei, und Pfizer setzt auf neue Prioritäten – wie den Einstieg in den lukrativen Markt für Abnehmmittel mit der Übernahme von Metsera für bis zu zehn Milliarden Dollar.
Was das für Sie bedeutet
Die Börse ist kein Wunschkonzert. Siemens und die Deutsche Telekom liefern ab, werden aber nicht belohnt – weil Anleger schon weiterdenken. Bitcoin wartet auf den nächsten Impuls, während die Rüstungsbranche unbeeindruckt von Konjunktorsorgen weiterwächst. In den kommenden Tagen dürfte die Aufmerksamkeit auf den US-Wirtschaftsdaten liegen – sofern sie denn veröffentlicht werden. Und nächste Woche steht mit Nvidia das große Finale der Berichtssaison an. Bis dahin bleibt die Devise: Geduld bewahren, Chancen abwägen, Risiken managen.
Bleiben Sie informiert, bleiben Sie kritisch – und vor allem: Bleiben Sie diszipliniert.
Herzliche Grüße aus der Redaktion
Andreas Sommer








