Tesla, Palantir & Novo Nordisk: Wenn die Luft raus ist
Tesla, Palantir & Novo Nordisk: Wenn die Luft raus ist
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal braucht es nur einen Funken, um eine ganze Rally ins Wanken zu bringen. Diese Woche war so ein Moment. Was monatelang wie eine unaufhaltsame Aufwärtsbewegung aussah – getrieben von KI-Euphorie, Krypto-Hoffnung und Rüstungsbooms – zeigt plötzlich Risse. Tesla-Aktionäre nicken Elon Musks Billionen-Gehaltspaket ab, während der Kurs abrutscht. Palantir gerät unter Druck, nachdem Shortseller Michael Burry seine Wetten öffentlich macht. Und im Pharma-Sektor tobt ein Übernahmekampf um Metsera, der zeigt: Auch die Giganten haben Angst, den Anschluss zu verlieren. Willkommen in einer Woche, in der Bewertungen auf dem Prüfstand stehen.
Musk bekommt sein Geld – Tesla-Aktionäre ihre Zweifel
Über 75 Prozent haben zugestimmt. Tesla-Aktionäre gaben Elon Musk grünes Licht für ein Vergütungspaket, das bis zu einer Billion Dollar wert sein könnte – wenn die Ziele erreicht werden. Eine Billion. Zum Einordnen: Das entspricht mehr als dem doppelten Jahresumsatz von Tesla. Die Abstimmung war umstritten, die Gerichte hatten das ursprüngliche Paket gekippt. Nun ist es durch.
Doch die Börse feiert nicht mit. Die Tesla-Aktie verlor in dieser Woche rund 4,5 Prozent. Kein Absturz, aber ein deutliches Signal: Investoren fragen sich, ob Musks Fokus noch bei Tesla liegt – oder längst bei X, SpaceX und seinen politischen Ambitionen. Cathie Woods ARK ETF verkaufte am Freitag Tesla-Aktien im Wert von knapp 32 Millionen Dollar. Nicht das erste Mal in dieser Woche. Selbst die treuesten Fans scheinen nervös zu werden.
Dabei gibt es durchaus Lichtblicke. Musk kündigte an, bis Jahresende mindestens 1.000 Robotaxis in der Bay Area und 500 weitere in Austin einzusetzen. Deutsche Bank schätzt, dass Tesla damit bis Mitte 2026 über 2.500 autonome Fahrzeuge auf den Straßen haben könnte. Zum Vergleich: Waymo eroberte in San Francisco mit geschätzt 800 Fahrzeugen bereits über 20 Prozent Marktanteil. Die Technologie funktioniert. Aber reicht das, um die aktuellen Bewertungen zu rechtfertigen?
Palantir im Fadenkreuz – wenn Burry short geht
Michael Burry hat ein Händchen für Timing. Der Mann, der die Finanzkrise 2008 vorhersah, setzt jetzt auf fallende Kurse bei Palantir und Nvidia. Seit Bekanntwerden seiner Short-Positionen steht die Palantir-Aktie unter Druck. Von über 200 Dollar ging es binnen Tagen um mehr als zehn Prozent nach unten. Burry spricht von einer Blase. Palantir-Chef Alex Karp ist stinksauer.
Die Bewertung ist tatsächlich atemberaubend. Palantir wird mit einem Vielfachen seines Umsatzes gehandelt – selbst für Tech-Standards extrem. Die Geschäftszahlen sind stark, keine Frage. Aber die Erwartungen sind noch stärker. Analysten sind gespalten. Manche sehen die Aktie bereits an der Grenze zwischen Hype und Realität. Andere verweisen auf die Pipeline und das Wachstumspotenzial in der öffentlichen Verwaltung und im Verteidigungssektor.
Interessant wird sein, wie sich das auf den breiteren Tech-Sektor auswirkt. Nvidia verlor ebenfalls an Boden, obwohl CEO Jensen Huang von "sehr starker Nachfrage" nach den neuen Blackwell-Chips spricht. TSMC-Chef C.C. Wei bestätigte, dass Huang nach Wafern gefragt habe – die Stückzahl bleibt vertraulich. Trotzdem: Die Nervosität ist spürbar. Wenn selbst die Vorzeigeaktien der KI-Rally wackeln, stellt sich die Frage: Wer hält das Ganze noch oben?
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Pharma-Poker: Pfizer schnappt sich Metsera – vorerst
Zehn Milliarden Dollar. So viel zahlt Pfizer für Metsera, einen Entwickler von Adipositas-Medikamenten. Der Deal kam erst zustande, nachdem Novo Nordisk mit einem unaufgeforderten Angebot dazwischenfunkte und die Preise in die Höhe trieb. Am Ende zog Novo am Freitag die Reißleine. Die Begründung: finanzielle Disziplin. Die Wahrheit: Die US-Kartellbehörde FTC hatte deutlich gemacht, dass eine Übernahme durch Novo rechtliche Risiken birgt.
Für Pfizer ist Metsera ein Befreiungsschlag. Nach gescheiterten internen Entwicklungen im Bereich Gewichtsreduktion braucht der Konzern dringend ein Standbein in diesem boomenden Markt. Meteras Pipeline umfasst zwei experimentelle Wirkstoffe, die zusammen ein Umsatzpotenzial von fünf Milliarden Dollar haben könnten. Analysten von Bernstein sind skeptisch. Sie rechnen vor: Pfizer müsste bis 2040 Umsätze von elf Milliarden Dollar generieren, um den Kaufpreis zu rechtfertigen – fast das Doppelte der aktuellen Prognosen.
Novo Nordisk hat derweil andere Sorgen. Die Aktie fiel auf neue Tiefststände, nachdem Präsident Trump weitere Pharmaunternehmen zu Preiszugeständnissen zwang. Der dänische Konzern verliert Marktanteile an Eli Lilly und kämpft darum, seine einst dominante Position im Adipositas-Markt zurückzuerobern. Der gescheiterte Metsera-Deal ist ein Rückschlag, aber kein Knockout.
Bitcoin verliert den Glanz – Krypto-Märkte angeschlagen
Auch Bitcoin blieb nicht verschont. Die größte Kryptowährung verlor in dieser Woche merklich an Wert. Die Euphorie, die noch vor Wochen durch die Märkte ging, ist verflogen. Morgan Stanley veröffentlichte eine Studie, die aufhorchen lässt: Entgegen der Annahme, dass Krypto als sicherer Hafen bei Währungsturbulenzen dient, zeigt die Analyse das Gegenteil. In Schwellenländern sinkt die Nachfrage nach Kryptowährungen, wenn die Devisenmärkte volatil werden. Anleger sehen Bitcoin offenbar eher als Risiko-Asset denn als Absicherung.
Das passt ins Bild. Die Korrelation zwischen Bitcoin und Tech-Aktien bleibt hoch. Wenn Nvidia und Palantir fallen, zieht Krypto mit nach unten. Die Hoffnung auf institutionelle Adoption ist noch da, aber die Realität sieht anders aus. Selbst die großen Wallets sind vorsichtiger geworden.
Ein Mistrial in Manhattan sorgte zusätzlich für Schlagzeilen. Zwei MIT-Absolventen standen vor Gericht, weil sie angeblich in zwölf Sekunden 25 Millionen Dollar in Kryptowährung gestohlen hatten – durch Manipulation der Ethereum-Blockchain. Die Jury konnte sich nicht einigen. Der Fall zeigt: Die technischen Möglichkeiten sind da, die rechtlichen Grauzonen auch. Für Anleger ist das keine beruhigende Nachricht.
Rüstung und Überraschungen – wer profitiert vom Aufrüstungstrend
Während Tech und Krypto schwächeln, gibt es Branchen, die weiter boomen. Hensoldt meldete einen Auftragsbestand von über sieben Milliarden Euro – mehr als das Dreifache des Jahresumsatzes. Der deutsche Sensor- und Optronikspezialist profitiert massiv von der Zeitenwende. Die Frage ist nicht, ob die Aufträge kommen, sondern ob sie profitabel abgearbeitet werden können. Die Zahlen deuten darauf hin.
Auch Saab steht vor einem Mega-Deal. Der ukrainische Präsident Selenskyj unterzeichnete eine Absichtserklärung zum Kauf von Gripen-E-Kampfjets. Sollte der Vertrag zustande kommen, wäre es die größte Bestellung in der Geschichte des schwedischen Konzerns – 15 Milliarden Dollar stehen im Raum. Rheinmetall bekommt Konkurrenz.
Weniger bekannt, aber nicht weniger spannend: Eutelsat Communications. Der französische Satellitenbetreiber baut klammheimlich die europäische Alternative zu Starlink auf. Das Geschäft mit erdnahen Satelliten wuchs im ersten Quartal um 70 Prozent. Zusammen mit der ESA gelang ein technischer Durchbruch bei 5G über Satellit. Die Aktie dümpelt bei 3,20 Euro vor sich hin. Analysten sagen, sie sei zu billig. Die Charttechnik zeigt erste Lebenszeichen. Wer früh einsteigt, könnte hier richtig absahnen – oder auch nicht. Ohne Risiko gibt es nichts zu holen.
Inflation, KI und die Frage nach dem Wendepunkt
Deutsche Bank warnt: Die Märkte seien zu entspannt, was Inflation angeht. Nach der Handelsentspannung zwischen den USA und China fielen die Inflationsswaps auf den niedrigsten Stand seit Mai. Gold gab nach, Anleihen und Aktien stiegen. Doch was, wenn die Inflation hartnäckiger ist als erwartet? Die Fed könnte gezwungen sein, ihre Zinspolitik zu verschärfen – genau das, was niemand hören will.
Morgan Stanley wirft eine andere Frage auf: Wann zahlt sich der KI-Boom endlich aus? Die Tech-Giganten geben Hunderte Milliarden für Rechenzentren und Chips aus. Die Hoffnung ist, dass KI die Produktivität steigert – ähnlich wie das Internet in den 2000ern. Doch bisher fehlen die Beweise. Optimisten glauben, es geht schneller als damals. Pessimisten verweisen auf Trumps Zölle, die das Wachstum bremsen könnten.
Jefferies bleibt bullish. Die Investmentbank erwartet, dass der S&P 500 bis Ende 2026 auf 7.500 Punkte steigt – neun Prozent über dem aktuellen Niveau. Die Begründung: zweistelliges Gewinnwachstum, starke Profitabilität in KI-nahen Branchen. Doch auch Jefferies räumt ein: Wenn die Inflation nicht mitspielt, könnte es anders kommen.
Was jetzt zählt
Die Märkte stehen an einem Scheideweg. Die Rally der letzten Monate wurde von wenigen Schwergewichten getragen – den Glorreichen Sieben, wie sie genannt werden. Alphabet, Apple, Nvidia, Microsoft, Meta, Amazon. Zusammen stellen sie den Großteil der Gewinne im S&P 500. Doch die Konzentration ist gefährlich. Wenn diese Aktien schwächeln, zieht der gesamte Index nach unten.
In der kommenden Woche wird Nvidia seine Quartalszahlen vorlegen. Das wird der Lackmustest. Kann der Chip-Riese die hohen Erwartungen erfüllen? Oder bestätigt sich Michael Burrys Warnung vor einer Blase? Auch Metsera-Aktionäre stimmen am 13. November über den Pfizer-Deal ab. Und Tesla muss zeigen, dass die Robotaxi-Pläne mehr sind als nur Musks neueste Vision.
Eines ist klar: Die Phase der grenzenlosen Euphorie ist vorbei. Anleger werden kritischer. Bewertungen werden hinterfragt. Das ist nicht unbedingt schlecht. Märkte brauchen Pausen, um gesund zu bleiben. Aber es bedeutet auch: Wer jetzt investiert, sollte genau hinschauen.
Bis nächste Woche – und bleiben Sie wachsam.
Herzliche Grüße
Andreas Sommer








