Tesla, Nvidia & Bitcoin: Die KI-Blase zeigt erste Risse

Tesla, Nvidia & Bitcoin: Die KI-Blase zeigt erste Risse
Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, Sie hätten vor einem Jahr 100.000 Euro gleichmäßig auf Tesla, Nvidia und Bitcoin verteilt – heute wären Sie deutlich reicher, aber auch deutlich nervöser. Denn während die Künstliche Intelligenz weiter Milliarden-Investments anzieht und Bitcoin neue Höhen erklimmt, mehren sich die Warnsignale an allen Fronten. Die Party läuft noch, doch immer mehr Gäste verlassen bereits diskret den Saal.
Nvidia: Wenn selbst Euphorie nicht mehr reicht
Die Analysten überschlagen sich förmlich mit Superlativen. HSBC hebt Nvidia auf "Buy" und sieht die Aktie bei 320 Dollar. Die Begründung klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman: 351 Milliarden Dollar Datacenter-Umsatz bis 2027, satte 36 Prozent über dem Konsens. Doch hier liegt der Haken – diese astronomischen Zahlen basieren auf der Annahme, dass der KI-Boom nicht nur anhält, sondern sich noch beschleunigt.
Was HSBC verschweigt: Die gesamte Rechnung steht und fällt mit Nvidias Quasi-Monopol bei KI-Chips. Sobald AMD mit seinen neuen MI450-Prozessoren ernst macht oder Broadcom überraschend aufholt, könnte aus der 320-Dollar-Vision schnell ein 200-Dollar-Albtraum werden. Besonders brisant: OpenAI, einer der größten Nvidia-Kunden, diversifiziert bereits seine Chip-Lieferanten. Das 100-Milliarden-Investment mag beeindruckend klingen, doch es zeigt auch, dass selbst die treuesten Kunden nach Alternativen suchen.
Die unterschätzte Samsung-Story
Während alle auf Nvidia starren, vollzieht sich bei Samsung eine stille Revolution. KB Securities sieht den koreanischen Riesen vor einem "strukturellen Wachstumsschub" und hebt das Kursziel um satte 18 Prozent. Der Grund: Künstliche Intelligenz frisst Speicher wie ein Schwarzes Loch Materie.
Bis 2030 soll sich das Investment in KI-Datenzentren verfünffachen. Samsung sitzt dabei an der Quelle – ihre HBM-Speicher sind das Öl der KI-Revolution. Und das Beste: Neue Kapazitäten kommen erst 2028 online. Bis dahin herrscht Knappheit, und Knappheit bedeutet Preismacht. Mit erwarteten 64 Billionen Won Betriebsgewinn 2026 könnte Samsung das höchste Ergebnis seit acht Jahren einfahren. Für deutsche Anleger besonders interessant: Samsung ist über ETFs leicht handelbar und bietet eine Alternative zum überhitzten US-Techmarkt.
Bitcoin: Rekord mit Fragezeichen
126.000 Dollar – Bitcoin hat wieder einmal alle Skeptiker Lügen gestraft. Der "Uptober" macht seinem Namen alle Ehre, und die Krypto-Gemeinde feiert. Doch während die Schlagzeilen jubeln, deuten die Details auf Vorsicht hin. K33 Research, nicht gerade als Bitcoin-Bären bekannt, sieht "das Hoch in Reichweite" – Analystensprech für "es wird Zeit, Gewinne mitzunehmen".
Die Historie spricht Bände: Nach jedem parabolischen Anstieg folgte bisher eine schmerzhafte Korrektur. Diesmal soll es anders sein, versprechen die Bullen. ETF-Zuflüsse, institutionelle Adoption, digitales Gold – die Narrative klingen überzeugend. Doch wenn selbst konservative Vermögensverwalter beginnen, Bitcoin-Positionen aufzubauen, ist das oft ein Kontraindikator. Die Frage ist nicht ob, sondern wann die Korrektur kommt. 20 Prozent Minus sind im Krypto-Space ein normaler Dienstag.
Siemens Energy: Vom Helden zum Sorgenkind
Was für eine Wandlung! Noch vor wenigen Monaten feierte die Börse Siemens Energy als Gewinner der Energiewende. Die Aktie hatte sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt – ein Märchen wie aus dem Bilderbuch. Jetzt schlagen Charttechniker Alarm: Dreifache negative Divergenzen, so etwas sieht man selten, und wenn, dann kracht es gewaltig.
Das Kursziel: zunächst 80 Euro, im Extremfall sogar 60 Euro. Das wäre fast eine Halbierung vom aktuellen Niveau. Die Ironie dabei: Fundamental läuft es gar nicht so schlecht. Die Energiewende schreitet voran, der Bedarf an Windkraft und Netzinfrastruktur explodiert. Doch die Börse handelt die Zukunft, und die sieht plötzlich düster aus. Wer bei 110 Euro nicht verkauft hat, dürfte sich bald ärgern.
Das große Ganze: Zirkularität als Warnsignal
Was haben all diese Geschichten gemeinsam? Sie zeigen die gefährliche Zirkularität des aktuellen Booms. Nvidia verkauft Chips an OpenAI, OpenAI investiert Milliarden zurück in Nvidia. Die Hyperscaler – Amazon, Microsoft, Google – pumpen 510 Milliarden Dollar bis 2027 in KI-Infrastruktur, kaufen damit Chips von Nvidia, die wiederum ihre eigene Nachfrage schaffen.
Goldman Sachs beruhigt: KI-Investments machen "nur" ein Prozent des US-BIP aus. Im Dotcom-Boom waren es bis zu fünf Prozent. Doch diese Rechnung hat einen Fehler. Damals verteilten sich die Investments auf Hunderte Unternehmen. Heute konzentriert sich alles auf eine Handvoll Giganten. Wenn diese Blase platzt, wird der Knall konzentrierter und heftiger.
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Während Nvidia, AMD und Co. um die Vorherrschaft im KI-Zeitalter kämpfen, richten sich viele Investoren bereits auf den nächsten europäischen Wachstums-Champion aus, der an der Schnittstelle von Chip-Technologie und Künstlicher Intelligenz operiert. In einem aktuellen Börsen-Webinar wird genau dieses Unternehmen als mögliche „neue Nvidia“ bezeichnet – inklusive detaillierter Analyse und Hintergrund. Wer mehr über diese mögliche Schlüsselaktie der europäischen Chip-Strategie erfahren möchte, findet alle Informationen hier: Zur Analyse "Die neue Nvidia" lesen
Überraschungen am Rande
Während alle auf die großen Namen starren, passieren im Schatten interessante Dinge. ASML, der niederländische Chip-Equipment-Spezialist, wird von UBS bei 1.000 Euro gesehen. Die Begründung: Ohne ihre Maschinen läuft gar nichts, egal ob bei Nvidia, AMD oder Intel. Das ist wie in einem Goldrausch auf die Schaufelhersteller zu setzen – historisch die bessere Wette.
Salesforce überrascht mit 440 Millionen Dollar Umsatz aus "Agentic AI" – einer KI, die selbstständig handelt statt nur zu antworten. 400 Prozent Wachstum Jahr über Jahr. Das zeigt: Die nächste KI-Welle rollt bereits an, während viele noch die erste verdauen.
Die kommende Woche wird spannend. Das APEC-Gipfeltreffen in Südkorea Ende Oktober bringt die Tech-Elite zusammen. Jensen Huang von Nvidia trifft auf Samsung und SK Hynix. Deals werden geschmiedet, Allianzen geformt. Gleichzeitig könnten Trump und Xi über Handelskrieg und Chip-Sanktionen sprechen. Für Anleger bedeutet das: Volatilität garantiert.
Bleiben Sie aufmerksam und hinterfragen Sie die schönen Narrative. In Märkten, wo jeder Analyst "Buy" schreit und selbst konservative Stimmen euphorisch werden, ist Skepsis die beste Lebensversicherung.
Herzliche Grüße und eine erfolgreiche Woche
Ihr Andreas Sommer