Tesla, Munich Re & Beyond Meat: Wenn selbst gute Zahlen nicht reichen
Tesla, Munich Re & Beyond Meat: Wenn selbst gute Zahlen nicht reichen
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal ist die Börse ein undankbares Pflaster. Da legt ein Rückversicherungsriese einen Milliardengewinn hin, ein Raumfahrt-Startup verdoppelt seinen Umsatz – und trotzdem hagelt es Kritik. Heute zeigt sich einmal mehr: An den Märkten zählt nicht nur, was du lieferst, sondern vor allem, was du versprichst. Während Munich Re mit starken Quartalszahlen kämpft, die Anleger dennoch enttäuschen, stürzt Beyond Meat nach schwachen Prognosen regelrecht ab. Und mittendrin: SoftBank, das seine komplette Nvidia-Beteiligung für fast 6 Milliarden Dollar auf den Markt wirft. Was steckt dahinter?
Munich Re: Zwei Milliarden Gewinn – und trotzdem Stirnrunzeln
Der weltgrößte Rückversicherer hat im dritten Quartal mehr als doppelt so viel verdient wie vor einem Jahr: knapp 2 Milliarden Euro. Der Grund? Ein katastrophenarmer Sommer. Während 2024 Naturkatastrophen die Kasse mit 1,3 Milliarden Euro belasteten, waren es diesmal gerade mal 118 Millionen. Das klingt nach Grund zum Feiern – doch die Börse sah das anders.
Die Aktie rutschte zeitweise um über 3 Prozent ab, bevor sie sich wieder fing. Was war passiert? Munich Re hat zum zweiten Mal binnen weniger Monate die Umsatzprognose gesenkt – von ursprünglich 62 auf nun 61 Milliarden Euro. Schuld sind veränderte Vertragsbedingungen und Wechselkurse im Rückversicherungsgeschäft. Noch schwerer wiegt: Anders als Konkurrent Hannover Rück, der tags zuvor sein Gewinnziel angehoben hatte, beließ Munich Re die Prognose bei 6 Milliarden Euro – obwohl nach neun Monaten bereits 5,2 Milliarden in den Büchern stehen.
CFO Christoph Jurecka begründete die Vorsicht mit geplanten Bilanzstärkungen: Man wolle festverzinsliche Wertpapiere mit unrealisierten Verlusten verkaufen und die Mittel zu höheren Zinsen neu anlegen. Das drückt kurzfristig den Gewinn. Außerdem lauert noch Hurrikan "Melissa", der Ende Oktober Jamaika verwüstete – Belastung: mittlerer dreistelliger Millionenbetrag. Analysten sehen das gelassen und erwarten trotzdem ein Übertreffen des Gewinnziels. Der wahre Katalysator dürfte der Kapitalmarkttag am 11. Dezember werden – dann rechnen Experten mit einer deutlichen Aufstockung der Aktienrückkäufe.
Beyond Meat: Vom Hype zur Häme
Hier wird's schmerzhaft. Die Aktie des Fleischersatz-Pioniers brach im nachbörslichen Handel regelrecht ein, nachdem das Unternehmen seine Zahlen vorlegte. Der Umsatz im dritten Quartal lag bei 70,2 Millionen Dollar – ein Rückgang von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch schlimmer: Die Prognose für das laufende Quartal liegt deutlich unter den Erwartungen der Wall Street.
Beyond Meat kämpft mit einer toxischen Mischung aus schwacher Nachfrage, steigenden Kosten und strukturellen Problemen. Der Markt für pflanzliche Fleischalternativen, einst als Wachstumsrakete gefeiert, erweist sich als deutlich kleiner als gedacht. Verbraucher kehren zurück zu tierischen Produkten oder greifen zu günstigeren Alternativen. Was bleibt, ist ein Unternehmen, das verzweifelt versucht, die Kurve zu kriegen – während Anleger längst das Vertrauen verloren haben.
SoftBank macht Kasse: Nvidia-Ausstieg für 5,8 Milliarden
Eine Nachricht, die aufhorchen lässt: Der japanische Tech-Investor SoftBank hat im Oktober seine gesamte Nvidia-Beteiligung verkauft. 32,1 Millionen Aktien gingen für 5,83 Milliarden Dollar über den Tisch. Dazu veräußerte SoftBank auch Anteile an T-Mobile US – insgesamt 9,2 Milliarden Dollar aus 40,2 Millionen Papieren.
Klingt nach Panik? Mitnichten. SoftBank-Gründer Masayoshi Son baut sich gerade sein eigenes KI-Imperium auf. Seit März flossen bereits 7,5 Milliarden Dollar in OpenAI, weitere 22,5 Milliarden sind fest eingeplant. Außerdem ist SoftBank Teil des "Stargate"-Projekts von US-Präsident Donald Trump – ein 500-Milliarden-Dollar-Programm zum Bau von KI-Rechenzentren, gemeinsam mit Oracle, OpenAI und dem Investor MGX aus Abu Dhabi. Die Nvidia-Aktie reagierte vorbörslich mit leichten Verlusten, während SoftBank dank Buchgewinnen aus dem Verkauf einen Quartalsgewinn von umgerechnet 14,1 Milliarden Euro vermeldete.
Interessant: SoftBank bleibt Nvidia indirekt über das Stargate-Projekt verbunden. Der Ausstieg ist also weniger eine Abkehr von Nvidia als vielmehr eine strategische Neuausrichtung hin zu eigenen KI-Beteiligungen.
Plug Power: Ein Hoffnungsschimmer im Wasserstoff-Tal
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Während Beyond Meat abstürzt, gibt es bei Plug Power zumindest zaghafte Lichtblicke. Der Brennstoffzellen-Spezialist meldete für das dritte Quartal einen Verlust von 0,12 Dollar je Aktie – etwas besser als die erwarteten 0,13 Dollar. Der Umsatz stieg leicht auf 177 Millionen Dollar, blieb aber unter den Analystenschätzungen von 187 Millionen.
Die Aktie reagierte vorbörslich mit einem Plus von knapp 5 Prozent. TD Cowen bekräftigte seine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 4,50 Dollar – das wären 76 Prozent Aufwärtspotenzial. Die Analysten setzen vor allem auf das Elektrolyseur-Geschäft, das von europäischer Förderpolitik und der Partnerschaft mit Galp profitieren soll. Management-Ziel: Bruttomargenneutralität bis Ende 2025 und positives EBITDA in der zweiten Jahreshälfte 2026. Ob das reicht, um die skeptischen Anleger zu überzeugen? Der Markt wird am 18. November beim Plug Symposium genauer hinhören.
Rocket Lab: Wenn Wachstum auf Begeisterung trifft
Hier läuft's rund. Das Raumfahrt-Startup meldete für das dritte Quartal ein Umsatzwachstum von 48 Prozent im Jahresvergleich – und übertraf damit sogar die eigene Prognose. Die Electron-Rakete hat 17 neue Starts im Backlog, was etwa 145 Millionen Dollar Wert entspricht. Vier Starts wurden im Quartal absolviert, 16 im Gesamtjahr – und das Management peilt mehr als 20 Starts für 2025 an.
Besonders beeindruckend: Die Bruttomarge verbesserte sich auf 41,9 Prozent, ein Plus von fast 5 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal. Stifel erhöhte daraufhin das Kursziel von 65 auf 75 Dollar und bekräftigte die Kaufempfehlung. Der Clou: Die Neutron-Rakete soll im ersten Quartal 2026 auf der Startrampe stehen. Für Anleger, die auf den privaten Raumfahrt-Boom setzen, bleibt Rocket Lab eine spannende Wette – auch wenn die Aktie in der vergangenen Woche 8 Prozent verlor.
Intel: CEO übernimmt KI-Führung nach Abgang zu OpenAI
Ein personeller Paukenschlag bei Intel: Sachin Katti, der seit Januar die KI-Strategie des Chipriesen verantwortete, wechselt zu OpenAI. Intel-CEO Lip-Bu Tan übernimmt nun persönlich die Leitung der KI-Sparte – ein ungewöhnlicher Schritt, der zeigt, wie wichtig das Thema für den angeschlagenen Konzern ist.
Intel kämpft seit Jahren darum, im KI-Chip-Geschäft gegen Nvidia aufzuschließen. Der Abgang eines Schlüsselmanagers zu ausgerechnet OpenAI, einem der wichtigsten KI-Player, dürfte da nicht gerade für Freude sorgen. Dass der CEO nun selbst ran muss, unterstreicht die Dringlichkeit. Für Anleger bleibt Intel eine Turnaround-Story mit hohem Risiko – und der nächste Analyst Day wird zeigen müssen, ob die Strategie aufgeht.
Was diese Woche noch kommt
Während in den USA der Veterans Day gefeiert wird und der Anleihehandel pausiert, dürften die Aktienmärkte normal weiterlaufen. Der US-Senat hat einem Übergangshaushalt zugestimmt – das Ende des längsten Regierungsstillstands der Geschichte rückt näher. Sobald das Repräsentantenhaus zustimmt und Präsident Trump unterschreibt, werden auch wieder Konjunkturdaten veröffentlicht. Anleger warten gespannt auf Zahlen zu Arbeitsmarkt und Inflation, die seit Wochen fehlen.
Am Mittwoch steht zudem der Monatsbericht der OPEC an – mit neuen Prognosen zur Ölnachfrage. Zuletzt hatten die Kartellstaaten ihre Fördermengen mehrfach erhöht, während die Internationale Energieagentur vor einem Überangebot warnte. Und nicht zu vergessen: AMDs Financial Analyst Day am 11. November könnte wichtige Impulse für den gesamten Chip-Sektor liefern.
Bis dahin zeigt sich einmal mehr: An der Börse zählt nicht nur die Gegenwart, sondern vor allem die Zukunft. Und wer die Erwartungen nicht erfüllt, wird gnadenlos abgestraft – selbst wenn die Zahlen auf dem Papier glänzen.
Viele Grüße und eine erfolgreiche Handelswoche
Andreas Sommer








