Tesla, Micron & Stablecoins: Drei Märkte zwischen Erwartungsdruck und stillem Strukturwandel
Liebe Leserinnen und Leser,
vor genau einem Jahr hätte niemand geglaubt, dass Tesla 2025 mit sinkenden Auslieferungszahlen kämpfen würde – während gleichzeitig ein Chip-Hersteller wie Micron trotz historischer Rekorde abstürzt und Stablecoins sich anschicken, das globale Bankensystem umzukrempeln. Doch genau das passiert gerade. Die Märkte sortieren sich neu, und dabei zeigt sich: Nicht immer gewinnen die lautesten Player. Heute schauen wir auf drei Entwicklungen, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und doch eines gemeinsam haben: Sie alle stellen die Frage, ob die Erwartungen der Anleger noch zur Realität passen.
Tesla: Wenn Robotaxis die schwachen Zahlen überdecken sollen
405.000 Fahrzeuge – so viele Auslieferungen prognostiziert die Deutsche Bank für Tesla im vierten Quartal 2025. Das klingt nach viel, ist aber 14 Prozent weniger als im Vorjahr und satte 19 Prozent unter dem Vorquartal. Besonders brutal trifft es die Kernmärkte: In Europa und Nordamerika brechen die Deliveries um 34 bzw. 33 Prozent ein. Selbst China, sonst Teslas Rettungsanker, schwächelt mit einem Minus von rund 10 Prozent.
Die Gründe? Schwächere Nachfrage in westlichen Märkten, Produktionsrückgänge und damit verbunden eine schlechtere Fixkostenabsorption. Die Deutsche Bank erwartet, dass die Bruttomarge im Autogeschäft (ohne CO₂-Credits) auf 14,4 Prozent fällt – ein Prozentpunkt weniger als im dritten Quartal. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet Analyst Edison Yu mit nur 1,62 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen, während der Konsens noch bei 1,66 Millionen liegt. Das wäre ein Rückgang von 9 Prozent gegenüber 2024.
Doch Tesla bleibt Tesla: Während die Zahlen enttäuschen, hält Elon Musk die Robotaxi-Vision als Hoffnungsträger hoch. In Austin fahren inzwischen Teslas ohne Sicherheitsfahrer zu internen Testzwecken – ein Zeichen, dass der Rollout näher rückt. Die Deutsche Bank hebt ihr Kursziel dennoch auf 500 Dollar an, weil sie den Robotaxi- und Humanoid-Initiativen höhere Bewertungsmultiples zugesteht. Die Botschaft: Das Autogeschäft schwächelt, aber die Zukunftswetten rechtfertigen die Bewertung. Ob Anleger das auf Dauer mitmachen, wird sich zeigen – spätestens wenn die Q4-Zahlen offiziell auf dem Tisch liegen.
Micron: Rekorde, die niemand hören will
Manchmal ist selbst das Beste nicht gut genug. Micron Technology lieferte am Donnerstag Quartalszahlen ab, die Morgan Stanley als eine der größten Umsatz- und Gewinnüberraschungen in der Geschichte der US-Halbleiterindustrie bezeichnete. Der Speicherchip-Hersteller profitiert massiv von der KI-Nachfrage: Höhere Preise für DRAM und NAND, Rekordmargen und ein Ausblick, der alle Erwartungen übertraf. Analysten jubeln, dass die AI-Musik weiter spielt und die Nachfrage nach Speicher für KI-Workloads die gesamte Halbleiter-Supply-and-Demand-Dynamik unter Druck setzt.
Doch die Aktie? Stürzte am Donnerstag um über 10 Prozent ab und verlor am Freitag weitere 6,9 Prozent. Was auf den ersten Blick paradox wirkt, hat System: Microns Bewertung war vor den Zahlen bereits auf Rekordniveau geklettert, und viele Anleger nutzten die guten News zum Ausstieg. Die Sorge: Wenn selbst perfekte Ergebnisse nicht mehr für Kursgewinne reichen, könnte die KI-Rally überhitzt sein.
Für deutsche Anleger ist das ein Warnsignal. Micron ist nicht allein – auch Nvidia, Broadcom und andere KI-Profiteure kämpfen mit extremen Bewertungen. Ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von über 30, wie es bei einigen Mega-Caps zu sehen ist, markierte in der Vergangenheit oft Wendepunkte. Hinzu kommt: Viele große Kunden von Nvidia und Micron entwickeln inzwischen eigene Chips, um Kosten zu senken und Abhängigkeiten zu reduzieren. Sollte dieser Trend an Fahrt gewinnen, könnten die Gewinnmargen der Speicher- und KI-Chip-Giganten schneller schrumpfen als gedacht.
Anzeige: Was bedeutet das konkret für uns als Anleger? Tech-Experte Bernd Wünsche hat gemeinsam mit Felix Baarz eine umfassende Analyse zum Tech-Sektor 2026 durchgeführt und dabei vier Unternehmen identifiziert, die vom KI-Boom maximal profitieren könnten – die sogenannten „Future 4". Eine dieser Aktien ist CrowdStrike, das Unternehmen für KI-Sicherheit, das als Betriebssystem für die neue digitale Infrastruktur gilt. Die anderen drei Unternehmen decken zentrale Bereiche ab: KI-Steuerung auf Unternehmensebene, Datenplattformen für KI-Modelle und On-Device-Chips für Smartphones und Wearables. In ihrem kostenlosen Spezialreport „Tech-Aktien-Millionär" zeigen die beiden Experten, warum 2026 nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Tech-Superzyklus sein könnte. Sie können die Tech-Aktien-Masterclass vier Wochen lang für nur 99 Cent testen und erhalten den Report als Bonus. Details zum Projekt Tech-Millionär und den Future 4 für 2026
Stablecoins: Die stille Revolution im Zahlungsverkehr
Während Tesla und Micron die Schlagzeilen dominieren, vollzieht sich im Krypto-Sektor ein Wandel, der weitreichender sein könnte als jede Quartalszahl: Stablecoins wie USDT und USDC entwickeln sich von reinen Trading-Instrumenten zu echter Finanzinfrastruktur. Nick Elledge, COO von Stablecore, prognostiziert, dass regionale Banken 2026 aufhören werden, für grenzüberschreitende Überweisungen auf große Money-Center-Banken zu setzen. Stattdessen nutzen sie Stablecoin-Rails, die 90 Prozent günstiger sind, in Sekunden abwickeln und – entscheidend – 24/7 verfügbar sind, auch wenn klassische Zahlungssysteme geschlossen haben.
Das klingt nach Zukunftsmusik, ist aber näher als viele denken. Emily Goodman von FS Vector sieht 2026 als das Jahr, in dem der strategische Fokus von der reinen Stablecoin-Emission zur Orchestrierung von Transaktionen wechselt. Gemeint ist damit die Koordination von Zahlungsströmen zwischen Blockchains, Banken, Zahlungsnetzwerken und Legacy-Systemen. Hier entstehen neue Geschäftsmodelle: Routing-Layer, Settlement-Koordination, Compliance-Tools und Interoperabilitäts-Plattformen.
Für Anleger bedeutet das: Die nächste Welle nachhaltiger Krypto-Einnahmen kommt nicht aus dem Trading, sondern aus der Infrastruktur, die Stablecoin-basierte Transaktionen in die Realwirtschaft integriert. Unternehmen, die diese Brücken bauen, könnten die heimlichen Gewinner des Jahres 2026 werden – während die Aufmerksamkeit weiter auf Bitcoin-Kurse und Altcoin-Rallyes gerichtet bleibt. Ein Beispiel: Regionale Banken könnten Konsortien bilden und eigene tokenisierte Einlagen schaffen, um am Wochenende Liquidität außerhalb des FedWire-Fensters zu bewegen. Das ist keine Spekulation mehr, sondern konkrete Planung.
Oracle und TikTok: Der Deal, der Fragen aufwirft
Am Freitag schoss die Oracle-Aktie um über 8 Prozent nach oben, nachdem bekannt wurde, dass ByteDance mehr als 80 Prozent von TikToks US-Geschäft an ein Konsortium verkaufen will – mit Oracle, Silver Lake und dem Abu Dhabi-basierten Fonds MGX an Bord. Auf den ersten Blick ein Coup für Oracle, das damit seine Cloud-Partnerschaft mit TikTok auf eine neue Stufe hebt und möglicherweise Zugang zu einem der wertvollsten Algorithmen der Welt erhält.
Doch die Details bleiben nebulös. Unklar ist, ob der Empfehlungsalgorithmus – TikToks Kronjuwel – tatsächlich übertragen, lizenziert oder weiterhin von ByteDance kontrolliert wird, während Oracle lediglich Monitoring übernimmt. Auch die chinesische Regierung hat sich noch nicht geäußert, obwohl Peking 2020 Exportkontrollen für Algorithmen und Quellcodes eingeführt hat. Sollte Peking den Deal blockieren oder Auflagen machen, könnte Oracles Kurssprung schnell verpuffen.
Für Anleger bleibt die Situation ambivalent: Oracle profitiert kurzfristig von der Euphorie, aber die langfristigen Implikationen – von der Kontrolle über Nutzerdaten bis zur geopolitischen Dimension – sind noch völlig offen. Der Deal zeigt aber eines deutlich: Im Tech-Sektor geht es 2026 nicht mehr nur um Produkte und Margen, sondern um Datenhoheit, Algorithmen und regulatorische Macht.
Nike: Wenn China-Schwäche die Margen auffrisst
Während Tesla und Micron zumindest strukturell noch Hoffnung verbreiten, hatte Nike am Freitag einen Tag zum Vergessen. Die Aktie stürzte um über 10 Prozent ab, nachdem das Unternehmen zwar im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn übertraf, aber die Details enttäuschten: Die Verkäufe in China gingen zurück, und steigende Inputkosten durch US-Zölle fressen die Margen auf.
Für Nike ist China ein Schlüsselmarkt, und die Schwäche dort wiegt schwer. Zudem zeigt sich, dass die Produktverbesserungen – vor allem im Laufschuh-Segment – zwar erste Erfolge zeigen, aber noch nicht ausreichen, um die Erwartungen zu erfüllen. Analysten wie Joseph Civello von Truist sehen zwar Fortschritte im Turnaround, warnen aber, dass der Weg holprig bleibt. Die Expansion mit bestehenden und neuen Handelspartnern läuft, doch die Frage ist, ob Nike schnell genug liefern kann, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen.
Rivian: Autonomie als Kurstreiber
Während Tesla mit sinkenden Zahlen kämpft, erlebt Rivian gerade das Gegenteil. Die Aktie schoss am Donnerstag und Freitag hoch und liegt auf Wochensicht rund 33 Prozent im Plus. Der Grund: positive Analystenstimmen nach dem jüngsten Autonomy and AI Day des Unternehmens. Baird-Analyst Ben Kallo hob das Kursziel auf 25 Dollar an und begründete das mit dem bevorstehenden Launch des R2 Mitte 2026.
Rivians Strategie, eigene Chips zu entwickeln und eine autonome Fahrstrategie zu verfolgen, überzeugt die Märkte. Kallo sieht darin einen langfristigen Wettbewerbsvorteil, der über die reine Elektromobilität hinausgeht. Für deutsche Anleger, die nach Alternativen zu Tesla suchen, könnte Rivian 2026 eine spannende Wette sein – vorausgesetzt, der R2-Launch gelingt und die Produktionszahlen stimmen.
Amicus Therapeutics: Der Biotech-Deal der Woche
Zu guter Letzt noch ein Blick auf Biotech: BioMarin Pharmaceutical hat angekündigt, Amicus Therapeutics für 14,50 Dollar pro Aktie in bar zu übernehmen – insgesamt 4,8 Milliarden Dollar. Die Amicus-Aktie sprang am Freitag um über 30 Prozent. BioMarin-CEO Alexander Hardy betonte, dass die globale Reichweite und die hauseigenen Produktionskapazitäten von BioMarin die Kombination zu einem strategischen Volltreffer machen.
Für Anleger ist das ein Zeichen, dass Konsolidierung im Biotech-Sektor weitergeht. Kleinere Unternehmen mit vielversprechenden Pipelines werden von größeren Playern geschluckt, die Skaleneffekte und Marktmacht nutzen wollen. Der Deal soll im zweiten Quartal 2026 abgeschlossen werden – ein weiterer Termin, den man im Auge behalten sollte.
Was bleibt
Drei Märkte, drei Geschichten – und doch ein gemeinsames Muster: Die Erwartungen der Anleger kollidieren mit der Realität. Tesla setzt auf Robotaxis, während die Autozahlen schwächeln. Micron liefert Rekorde, die niemand mehr hören will. Und Stablecoins bereiten sich darauf vor, das Bankensystem zu revolutionieren, während die meisten noch auf Bitcoin-Kurse starren.
Für deutsche Anleger heißt das: 2026 wird ein Jahr der Neubewertung. Wer nur auf die großen Namen setzt, könnte enttäuscht werden. Wer aber genau hinschaut – auf Infrastruktur statt Hype, auf Strukturwandel statt Quartalszahlen –, findet möglicherweise die Gewinner von morgen.
In diesem Sinne: Ein ruhiges Wochenende und einen klaren Blick auf die kommende Woche!
Beste Grüße
Andreas Sommer








