Tesla, Bitcoin & Nvidia: Warum Tech-Riesen plötzlich wackeln
Tesla, Bitcoin & Nvidia: Warum Tech-Riesen plötzlich wackeln
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal braucht es nur einen Tag, um aus Euphorie Ernüchterung zu machen. Während Anleger noch vor Kurzem auf neue Rekorde bei Tech-Aktien und Kryptowährungen setzten, zeigt sich heute ein ganz anderes Bild: Bitcoin rutscht unter die magische 100.000-Dollar-Marke, der Krypto-Gesamtmarkt verliert über 300 Milliarden Dollar – und selbst die großen Tech-Namen kämpfen mit Gegenwind. Was steckt hinter diesem plötzlichen Stimmungsumschwung? Und welche deutschen Unternehmen trotzen dem Trend?
Krypto-Crash: 300 Milliarden Dollar in Rauch aufgelöst
Der 4. November wird vielen Krypto-Investoren in Erinnerung bleiben – allerdings nicht positiv. An nur einem Tag schmolz die Marktkapitalisierung des gesamten Krypto-Sektors um über 300 Milliarden Dollar zusammen. Bitcoin, das digitale Gold, durchbrach die psychologisch wichtige Schwelle von 100.000 Dollar nach unten und fiel zeitweise auf 99.075 Dollar. Ethereum erwischte es noch härter: Minus 8,6 Prozent auf rund 3.325 Dollar.
Die Ursachen? Ein toxischer Mix aus mehreren Faktoren. Der US-Dollar legte gegenüber dem Euro zu, was risikoreichere Assets wie Kryptowährungen unter Druck setzt. Hinzu kommt die Ankündigung der Federal Reserve, Zinssenkungen künftig seltener vorzunehmen – Gift für spekulative Investments, die auf billiges Geld angewiesen sind. Besonders schmerzhaft: Liquidationen erreichten einen Tagesrekord von 1,3 Milliarden Dollar, wobei Long-Positionen allein 1,1 Milliarden Dollar verloren.
Doch nicht alle sehen schwarz. Langfristige Bitcoin-Anleger betrachten solche Rücksetzer traditionell als Kaufgelegenheit. "Seltsam, Bitcoin unter 100.000 Dollar fallen zu sehen. Große Kaufgelegenheit für alle, die nicht auf die 'Bitcoin ist Schrott'-Seite gewechselt sind", kommentierte ein Investor auf Twitter. Tatsächlich zeigt die Historie: Der November gilt als bullischer Monat für Kryptowährungen – auch wenn der Start diesmal holprig ausfällt.
Bitcoin-Wale drücken auf den Verkaufsknopf
Was diesen Abschwung von früheren unterscheidet: Diesmal sind es nicht nervöse Kleinanleger, sondern die großen Player – die sogenannten Bitcoin-Wale – die verkaufen. Laut Krypto-Experte Markus Thielen stoßen Großinvestoren Milliarden an Positionen ab und lösen damit eine Verkaufswelle aus, die tiefer reicht als bloße Marktpanik.
Spot-Bitcoin- und Ethereum-ETFs verzeichneten bereits den fünften Tag in Folge Abflüsse. Aus dem BTC-ETF flossen 189 Millionen Dollar ab, während der ETH-ETF immerhin 136 Millionen Dollar Zuflüsse verbuchen konnte – ein schwacher Trost bei der allgemeinen Marktschwäche. Die Gesamtmarktkapitalisierung des Kryptosektors fiel auf 3,36 Billionen Dollar, ein Minus von 6 Prozent. Altcoins wie Solana und XRP sanken um 7-8 Prozent, Meme-Coins wie Dogwifhat erwischte es mit minus 12 Prozent noch härter.
Interessant: Prognosemärkte hatten diesen Abschwung vorhergesehen. Wer dagegen wettete, verlor Geld – ein weiterer Beleg für die Unberechenbarkeit des Marktes. Händler sprechen von einer Phase der Neuausrichtung. Lacie Zhang von Bitget Wallet erwartet, dass Bitcoin kurzfristig zwischen 94.000 und 118.000 Dollar schwankt. Sollten die Preisniveaus über wichtigen Unterstützungen bleiben, könnte das Spielraum für eine erneute Rotation bieten – falls das Vertrauen in Altcoins wiederhergestellt wird.
AMD glänzt mit Zahlen – und verliert trotzdem
Auch im Aktienbereich zeigt sich: Gute Nachrichten sind nicht mehr automatisch gut fürs Depot. AMD legte hervorragende Quartalszahlen vor und übertraf die Analystenerwartungen auf ganzer Linie. Der Umsatz sprang um beeindruckende Prozentsätze nach oben, getrieben von KI-Chips und dem boomenden Rechenzentrumsgeschäft. Die Datacenter-Sparte allein steigerte ihren Umsatz um 22 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar, Client- und Gaming-Geschäft legten sogar um 73 Prozent auf 4 Milliarden Dollar zu.
Dennoch: Die Aktie gab nach. Der Grund liegt in den düsteren Wolken, die sich über den gesamten Tech-Sektor schieben. Investoren fürchten zunehmend, dass die Bewertungen vieler Tech-Unternehmen zu hoch gestiegen sind – trotz solider Fundamentaldaten. Auch die Sorge vor einer KI-Blase macht die Runde. AMD-CEO Lisa Su sprach zwar von "beispiellosen Wachstumschancen" durch KI, doch die Anleger bleiben skeptisch.
Für das laufende Quartal prognostiziert AMD einen Umsatz von 9,6 Milliarden Dollar (plus/minus 300 Millionen), was ebenfalls über den Erwartungen liegt. Die Analysten von Jefferies zeigen sich optimistisch: Die höheren Betriebsausgaben seien auf Forschung und Entwicklung fokussiert und "zu erwarten", da AMD die Produktion intensiviere. Nächste Woche steht AMDs Analyst Day an – dort dürfte es weitere Details zur "AI-Opportunity" geben.
Aixtron: Der unterschätzte KI-Profiteur?
Während viele Tech-Werte straucheln, erlebt ein deutscher Maschinenbauer eine bemerkenswerte Rally. Die Aixtron-Aktie schoss am Mittwoch um 6,5 Prozent auf 16,73 Euro nach oben – ein Jahreshoch. Seit Veröffentlichung der Q3-Zahlen vergangene Woche summieren sich die Kursgewinne auf über 30 Prozent.
Was steckt dahinter? Anleger setzen zunehmend auf die Rolle von Aixtron bei der Lösung eines Problems, das die KI-Revolution bedroht: den explodierenden Stromhunger von Rechenzentren. Neue 800-Volt-Architekturen für KI-Datacenter benötigen effizientere Chips aus Galliumnitrid (GaN) und Siliziumcarbid (SiC) statt herkömmlicher Silizium-Halbleiter. Und genau hier kommt Aixtron ins Spiel: Das Unternehmen liefert die Maschinen zur Herstellung dieser Spezialachips – mit einem Marktanteil von 70 bis 90 Prozent.
Barclays-Analyst Rohan Bahl sieht in den Energie-Management-Chips eine "aufregende Wachstumsstory" für Aixtron. Er hob das Kursziel von 12 auf 20 Euro an und stufte die Aktie von "Equal Weight" auf "Overweight" hoch. Die jährliche Umsatzchance durch diese Chips schätzt er auf rund 100 Millionen Euro – mit weiterem Überraschungspotenzial. Selbst nach dem heutigen Kurssprung sieht Bahl noch 20 Prozent Luft nach oben.
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Apropos Halbleiter: Während US-Techs wie Nvidia oder AMD derzeit unter Bewertungsdruck stehen, rückt ein europäischer Player in den Fokus, der von der globalen Chip-Nachfrage direkt profitiert. In einem aktuellen Forschungsbericht wird diese Aktie bereits als „neue Nvidia Europas“ bezeichnet – mit enormem Wachstumspotenzial im Umfeld des US-Chip-Acts und der europäischen Förderinitiativen. Wer verstehen möchte, welches Unternehmen gemeint ist und warum es laut Experten ein zentraler Gewinner des Megatrends 2025 sein könnte, findet die vollständige Analyse hier: Zur Hintergrundstudie über den europäischen Chip-Profiteur
Vonovia: Zurück auf Wachstumskurs
"Nach drei Jahren der Stagnation wachsen wir jetzt wieder mit hoher Dynamik – wie vor der Krise." Mit diesen Worten präsentierte Vonovia-Chef Rolf Buch die Neunmonatszahlen des größten deutschen Wohnimmobilienkonzerns. Und tatsächlich: Die Zahlen können sich sehen lassen. Das bereinigte EBITDA kletterte um 6,4 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro, unter dem Strich erwirtschaftete Vonovia einen Gewinn von 3,4 Milliarden Euro – nach einem Verlust von 592 Millionen im Vorjahr.
Der Turnaround gelingt durch höhere Mieteinnahmen (durchschnittlich 8,28 Euro pro Quadratmeter, plus 4,3 Prozent), bessere Geschäfte mit Zusatzleistungen und stabilisierte Immobilienverkäufe. "Wir sind vollvermietet und die Nachfrage ist ungebrochen hoch", betonte Buch. Für 2026 peilt der Konzern ein bereinigtes EBITDA von 2,95 bis 3,05 Milliarden Euro an – mindestens 200 Millionen mehr als für 2025 geplant.
Trotz der positiven Nachrichten gab die Aktie leicht nach. Anleger dürften auf konkretere Wachstumssignale warten. Immerhin: Vonovia will die Investitionen deutlich hochfahren – von 1,2 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 1,4 Milliarden 2026 und bis zu zwei Milliarden jährlich bis 2028. Der Fokus liegt auf energetischer Sanierung, Neubau und dem Ausbau von Photovoltaik und Wärmepumpen. Zudem nahm der Konzern nach zweijähriger Pause den Neubau mit 3.000 Wohnungen wieder auf.
BMW: Operative Stärke trotz Absatzschwäche
Auch BMW konnte mit seinen Q3-Zahlen überzeugen – zumindest operativ. Der Betriebsgewinn (EBIT) kletterte um ein Drittel auf 2,26 Milliarden Euro, die operative Rendite im Autogeschäft verbesserte sich auf 5,2 Prozent von 2,3 Prozent im Vorjahr. Das lag vor allem an rückläufigen Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Der Umsatz sank marginal um 0,3 Prozent auf 32,3 Milliarden Euro – ein Jahr zuvor hatte eine Auslieferungssperre wegen Bremsproblemen die Zahlen belastet.
Die Analysten zeigen sich zufrieden. Die operative Rendite übertraf mit 5,2 Prozent die Konsenserwartung von 4,9 Prozent. Für das Gesamtjahr bestätigte BMW die im Oktober gesenkte Prognose: Die Marge im Autogeschäft soll zwischen 5 und 6 Prozent liegen, der Absatz leicht über Vorjahresniveau. Das Konzernergebnis vor Steuern wird voraussichtlich um 5 bis 10 Prozent sinken.
Die BMW-Aktie legte daraufhin leicht zu und gewann zeitweise 0,87 Prozent auf 81 Euro. Analysten sehen weiteres Potenzial nach oben, auch wenn die Herausforderungen im Automobilsektor – schwächelnde Nachfrage in China, Transformation zur E-Mobilität, Kostendruck – bestehen bleiben.
Volkswagen: Der KI-Chip aus China
Volkswagen schlägt einen ungewöhnlichen Weg ein, um im wichtigsten Markt China wieder Boden gutzumachen. Der Konzern entwickelt gemeinsam mit dem chinesischen Computing-Spezialisten Horizon Robotics einen eigenen KI-Chip für autonomes Fahren. Das Gemeinschaftsunternehmen Carizon soll den Chip entwickeln, der Daten von Kameras und Sensoren verarbeitet – Lieferung binnen drei bis fünf Jahren.
"Heute ist ein besonderer Moment", sagte VW-Chef Oliver Blume bei der Eröffnung von Chinas internationaler Importmesse in Shanghai. Die Mission sei, "ein Vorreiter in Automobiltechnologie zu werden". VW steckt mehr als 200 Millionen Euro in das Projekt. Der Hintergrund: In China preschen lokale Hersteller bei Fahrassistenzsystemen vor, unterstützt von Tech-Konzernen wie Xiaomi. VW will mit dem hauseigenen Chip aufschließen und die 800-Volt-Architektur für autonomes Fahren der Stufe drei ermöglichen – bei der der Fahrer zeitweise dem Auto das Fahren überlassen kann.
Die VW-Vorzugsaktien legten daraufhin 0,57 Prozent auf 91,70 Euro zu. Der Schritt zeigt: Volkswagen nimmt den Kampf um China ernst – und setzt dabei auf lokale Partnerschaften statt auf reine Importe aus Europa.
Evotec: Millionen-Deal kann Verluste nicht aufwiegen
Turbulenter Handel für Evotec: Nachdem die Aktie vorbörslich noch zulegte, stürzte sie im Xetra-Handel um mehr als 10 Prozent auf 6,33 Euro ab – größter Verlierer im SDAX. Der Grund: enttäuschende Quartalszahlen, die selbst ein Millionen-Deal mit Sandoz nicht wettmachen konnte.
Der Hamburger Biotech-Konzern verkauft seine Tochter Just-Evotec Biologics (JEB) an Sandoz für rund 350 Millionen Dollar bar. Zusätzlich hat Evotec Anspruch auf Lizenzgebühren und Meilensteinzahlungen von bis zu 300 Millionen Dollar. Klingt gut – doch die operativen Zahlen trüben das Bild. Der Umsatz ging in den ersten neun Monaten um 7,1 Prozent auf 535 Millionen Euro zurück, der bereinigte operative Verlust weitete sich von 6 auf fast 17 Millionen Euro aus.
Hauptproblem bleibt die schwache Nachfrage im Pharmadienstleistungsgeschäft, die zu Unterauslastung und hohen Fixkosten führt. RBC-Analyst Charles Weston sprach von einem "trostlosen dritten Quartal". Der Umsatz im Q3 habe die Konsensschätzung um 13 Prozent verfehlt, die JEB-Erlöse sogar um 27 Prozent. Immerhin: Die Ziele für 2025 und 2028 bestätigte Evotec.
Siemens Energy: Dividendenfreiheit als Vertrauensbeweis
Eine positive Überraschung gab es bei Siemens Energy: Die im Rahmen der Bund-Garantie eingeführte Dividendenbeschränkung wurde bereits für das Geschäftsjahr 2025 aufgehoben – ein Jahr früher als geplant. Möglich wurde dies durch die frühzeitige Ablösung der Garantie-Linie des Bundes im Juni 2025. Der Energietechnikkonzern kann nun uneingeschränkt über Ausschüttungen entscheiden und wird voraussichtlich im November einen Dividendenvorschlag vorlegen.
Die vorzeitige Freigabe unterstreicht die verbesserte Finanzsituation. Siemens Energy bewegt sich nach eigenen Angaben am oberen Ende der angehobenen Prognose für das Geschäftsjahr 2025. Für Anleger bedeutet dies potenziell höhere Ausschüttungen nach Jahren der Zurückhaltung. Die Aktie konnte in den vergangenen zwölf Monaten um rund 172 Prozent zulegen und erreichte am Montag bei 113,95 Euro ein neues 52-Wochen-Hoch. Am Mittwoch gab sie allerdings 4,11 Prozent auf 105 Euro nach.
Am 14. November veröffentlicht Siemens Energy die Zahlen für das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2025 – dann dürfte sich zeigen, ob die positive Entwicklung anhält.
Was diese Woche noch wichtig wird
Die kommenden Tage versprechen weitere Spannung. Am 11. November steht AMDs Financial Analyst Day an – dort erwarten Investoren Details zur KI-Strategie und den Wachstumsaussichten. Siemens Energy legt am 14. November seine Jahreszahlen vor. Und im Krypto-Sektor beobachten Händler gespannt, ob Bitcoin die 100.000-Dollar-Marke zurückerobern kann oder ob weitere Rücksetzer drohen.
Eines zeigt sich deutlich: Die Zeit der unkritischen Tech-Euphorie scheint vorerst vorbei. Anleger werden wählerischer, Bewertungen werden hinterfragt, und selbst starke Zahlen reichen nicht mehr automatisch für Kursgewinne. In diesem Umfeld trennt sich die Spreu vom Weizen – und Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und klaren Wachstumsstrategien dürften langfristig die Nase vorn haben.
Beste Grüße und einen erfolgreichen Handelstag,
Andreas Sommer








