Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal sagt ein Freitag mehr über die Märkte aus als eine ganze Handelswoche. Während in den USA der Government-Shutdown endlich Geschichte ist, zeigen sich die Investoren alles andere als erleichtert. Im Gegenteil: Tech-Aktien und Kryptowährungen gerieten unter Druck, die erhoffte Jahresendrallye blieb aus. Besonders bitter traf es ausgerechnet jene Namen, die noch vor Wochen als unantastbar galten. Von Patentstreitigkeiten über strategische Neuausrichtungen bis hin zu nervösen Bitcoin-Anlegern – die Gemengelage zeigt: Auch Schwergewichte sind nicht immun gegen Turbulenzen.

Apple verliert Milliardenstreit – und womöglich bald seinen Chef

Gleich zwei Nachrichten aus Cupertino sorgten für Aufsehen. Die schlechte zuerst: Ein kalifornisches Gericht verurteilte Apple zur Zahlung von 634 Millionen Dollar an den Medizintechnik-Spezialisten Masimo. Der Grund? Patentverletzungen bei der Blutsauerstoff-Messung der Apple Watch. Die Jury befand, dass die Trainingsmodi und Herzfrequenz-Benachrichtigungen gegen Masimos Schutzrechte verstoßen. Apple kündigte zwar Berufung an, doch der Fall ist nur ein Kapitel in einem erbitterten Rechtsstreit, der bereits 2023 zu einem Importstopp für bestimmte Watch-Modelle führte.

Derweil intensiviert Apple laut Financial Times die Nachfolgeplanung für CEO Tim Cook. John Ternus, derzeit Senior Vice President für Hardware-Engineering, gilt als heißester Kandidat. Eine Ankündigung könnte bereits Anfang 2026 erfolgen – rechtzeitig vor den großen Events im Sommer. Cook, der im November 65 Jahre alt wurde, führt das Unternehmen seit 2011 und katapultierte dessen Marktwert von 350 Milliarden auf aktuell 4 Billionen Dollar. Kein Wunder, dass Anleger nervös werden: Führungswechsel bei Giganten sind selten reibungslos.

Warren Buffetts Überraschung: Alphabet statt Apple

Das Orakel von Omaha sorgte mit seinen jüngsten 13F-Filings für Aufsehen. Berkshire Hathaway baute eine 4,3-Milliarden-Dollar-Position in Alphabet auf – und zwar direkt unter die Top-15-Beteiligungen. Gleichzeitig reduzierte Buffett seine Apple-Anteile um weitere 15 Prozent. Von einst 280 Millionen Aktien hält die Holding nun nur noch 238 Millionen Papiere. Auch bei der Bank of America griff Buffett zum Rotstift und verkaufte rund 6 Prozent der Position.

Die Botschaft ist klar: Selbst der legendäre Value-Investor sieht bei Tech-Aktien Bewertungsrisiken. Interessant ist die Wahl von Alphabet als neuer Schwerpunkt. Google profitiert massiv vom KI-Boom und plant allein in Deutschland zwei Rechenzentren im Wert von 5,5 Milliarden Euro. Ob Buffetts Timing stimmt, wird sich zeigen – die Alphabet-Aktie notiert derzeit rund 10 Prozent unter ihrem Jahreshoch.

Bitcoin stolpert unter 100.000 Dollar – und die Nerven liegen blank

Die psychologisch wichtige Marke von 100.000 Dollar konnte Bitcoin nicht halten. Nach einem kurzen Ausflug über diese Schwelle rutschte die Kryptowährung wieder ab und notiert aktuell bei rund 96.000 Dollar. Analysten warnen vor einer Trendwende: Der November, historisch ein starker Monat für Kryptos, enttäuscht bislang. Technisch betrachtet droht bei einem Bruch der 95.000-Dollar-Marke weiteres Abwärtspotenzial bis 90.000 Dollar.

Litecoin hingegen tanzte aus der Reihe und legte um satte 10 Prozent zu – der stärkste Tagesgewinn seit Anfang November. Doch die Euphorie täuscht: Mit einem aktuellen Kurs von 105 Dollar liegt die Kryptowährung noch immer 75 Prozent unter ihrem Allzeithoch von 420 Dollar aus dem Jahr 2017. Experten streiten derweil über die Zukunft von Burn-and-Pump-Mechanismen, die zuletzt bei Coins wie Hyperliquid und Uniswap für Furore sorgten. Der AAVE-Chef warnt: Solche Programme könnten die Dezentralisierung gefährden und die Macht bei wenigen Großinvestoren konzentrieren.

Chinas KI-Offensive: 90 Prozent der US-Leistung für einen Bruchteil der Kosten

Während die USA Milliarden in KI-Infrastruktur pumpen, zeigt China, dass es auch anders geht. Laut Jefferies erreichen chinesische KI-Modelle wie MiniMax M2 bereits 90 Prozent der Leistung von GPT-5 – und das bei nur 18 Prozent der Investitionen. Zwischen 2023 und 2025 gaben Alibaba, Baidu, Tencent und Bytedance zusammen 124 Milliarden Dollar aus, während Amazon, Microsoft, Google und Meta 694 Milliarden Dollar verbrannten.

Das Geheimnis? Effizienz statt Gigantismus. Chinesische Entwickler setzen auf schlanke Architekturen und Open-Source-Modelle, die bei geringerem Ressourcenverbrauch ähnliche Ergebnisse liefern. Für westliche Chipriesen wie Nvidia könnte das mittelfristig zum Problem werden – wenn China beweist, dass man nicht zwingend die teuerste Hardware braucht, um im KI-Rennen mitzuhalten.

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Tesla unter Druck: China-freie Lieferketten als neue Hürde

Der E-Auto-Pionier verschärft seine Anforderungen an Zulieferer drastisch. Laut Wall Street Journal müssen diese künftig sicherstellen, dass in den USA gefertigte Tesla-Modelle keine Bauteile aus China enthalten. Einige Komponenten wurden bereits ausgetauscht, der vollständige Umbau soll in ein bis zwei Jahren abgeschlossen sein.

Die Maßnahme dürfte die Produktionskosten erhöhen und Teslas Margendruck weiter verschärfen. Gleichzeitig zeigt sie, wie ernst es Elon Musk mit der Entflechtung von China meint – ein Balanceakt angesichts der Tatsache, dass China einer der wichtigsten Absatzmärkte bleibt.

Deutschlands Rohstoff-Roulette: Zwischen Abhängigkeit und Aufbruch

Die Bundesregierung plant einen jährlichen "China-Check", um strategische Abhängigkeiten zu identifizieren. Parallel dazu soll ein Rohstofffonds mit einer Milliarde Euro bis 2028 Projekte in Deutschland, Kanada und Australien fördern. Im Fokus: Lithium, Kupfer und Seltene Erden.

Für Unternehmen wie Aurubis, European Lithium oder die australische Chariot Corporation könnte das neue Chancen eröffnen. Aurubis kombiniert als einer der größten Kupferrecycler Europas klassische Metallproduktion mit Urban Mining – ein Ansatz, der angesichts steigender Nachfrage aus der Energiewende an Bedeutung gewinnt. Ob die staatlichen Milliarden tatsächlich Souveränität schaffen oder nur ein politisches Feigenblatt sind, wird sich zeigen.

Ausblick: Nervöse Märkte vor dem Jahresendspurt

Die kommende Woche bringt wichtige Quartalszahlen von Nvidia (19. November), Palo Alto Networks (19. November) und Salesforce (3. Dezember). Besonders Nvidias Ergebnisse dürften richtungsweisend sein – nach dem enttäuschenden Auftritt von AMD Anfang November sind die Erwartungen hoch. Zudem steht die Frage im Raum, ob die Fed im Dezember tatsächlich die Zinsen senkt oder ob fehlende Daten eine Pause erzwingen.

Für Anleger bleibt es eine Zeit der Widersprüche: Einerseits locken attraktive Bewertungen bei abgestraften Tech-Werten, andererseits mehren sich Warnsignale vor einer Korrektur. Wer jetzt investiert, braucht starke Nerven – und einen klaren Plan, was zu tun ist, falls die Unterstützungszonen brechen.

In diesem Sinne: Ein ruhiges Wochenende und einen kühlen Kopf für die kommenden Handelstage!

Herzliche Grüße
Andreas Sommer