Tesla, Adidas & Rüstungsaktien: Zwischen Rekorden und Rückschlägen
Tesla, Adidas & Rüstungsaktien: Zwischen Rekorden und Rückschlägen
Liebe Leserinnen und Leser,
gestern Abend noch Umsatzrekord, heute Morgen schon Kursverlust – die Börse zeigt mal wieder ihre launische Seite. Während Adidas trotz Bestmarken von Anlegern abgestraft wird, erleben Rüstungswerte eine bemerkenswerte Renaissance. Und bei Tesla? Da warten alle gespannt auf die Zahlen heute Abend, während das Unternehmen still und leise fast 13.000 Fahrzeuge zurückruft.
Adidas: Wenn Rekorde nicht reichen
Das hätte Björn Gulden sich sicher anders vorgestellt. "Der höchste Umsatz, den wir als Unternehmen je in einem Quartal erzielt haben", verkündete der Adidas-Chef stolz – und die Börse quittiert es mit einem Minus von über zwei Prozent.
Der Sportartikelhersteller hob gestern Abend seine Gewinnprognose kräftig an: Statt 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro sollen es nun rund 2 Milliarden Euro Betriebsgewinn werden. Die Marke wuchs im dritten Quartal sogar um satte 12 Prozent, wenn man die eingestellte Yeezy-Kollektion herausrechnet. Selbst die gefürchteten US-Zölle konnte das Unternehmen geschickt abfedern – teilweise durch Preiserhöhungen, wie die auf 100 Dollar verteuerten Samba-Sneaker zeigen.
Doch hier zeigt sich ein klassisches Börsenphänomen: Die Rally der vergangenen Wochen hatte die guten Nachrichten bereits vorweggenommen. Seit Anfang September war die Aktie um fast 17 Prozent gestiegen. "Sell on good news", murmeln die Händler und nehmen Gewinne mit. Für langfristig orientierte Anleger könnte sich hier allerdings eine Chance auftun – das Metzler Bankhaus sieht bei Adidas eine "mehrjährige überdurchschnittliche Entwicklung" voraus.
Rüstung im Aufwind: Wenn Friedenshoffnungen schwinden
Ein verschobenes Trump-Putin-Treffen reichte aus, um die Rüstungsaktien auf Touren zu bringen. Rheinmetall legte 2,6 Prozent zu, Hensoldt sogar 3,7 Prozent. Der Grund: Trumps ernüchternde Aussage, ein Gipfel mit Putin sei derzeit "sinnlos", lässt die Hoffnungen auf einen schnellen Waffenstillstand in der Ukraine schwinden.
Besonders spektakulär bleibt die Performance von Renk: Mit einem Plus von 274 Prozent seit Jahresbeginn liefert sich der Panzergetriebe-Spezialist ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Friedrich Vorwerk um den Titel des besten Wertes in der Dax-Familie. Ein neuer Großauftrag aus Polen über 70 Millionen Euro für Getriebe des Kampfpanzers K2 zeigt: Die Auftragsbücher sind prall gefüllt.
Die Analystin Chloe Lemarie von Jefferies bringt es auf den Punkt: "Der mangelnde Fortschritt bestärkt uns darin, dass ein Waffenstillstand kurzfristig unwahrscheinlich bleibt." Für Anleger bedeutet das: Die Rally der Rüstungswerte könnte noch weitergehen, auch wenn sie vom Rekordniveau bei Rheinmetall von über 2.000 Euro noch ein gutes Stück entfernt sind.
Tesla vor den Zahlen: Zwischen Spannung und Batterieproblemen
Die Spannung steigt: Nach US-Börsenschluss legt Tesla seine Quartalszahlen vor. Während Anleger auf Fortschritte bei autonomen Fahrsystemen und Energiespeichern hoffen, sorgt eine Rückrufaktion für Unruhe. Fast 13.000 Fahrzeuge der Modelle 3 und Y müssen wegen eines Batteriedefekts in die Werkstatt – ein plötzlicher Leistungsverlust während der Fahrt droht.
36 Garantiefälle und 26 Meldungen aus dem Feld hat Tesla bereits registriert, Unfälle gab es zum Glück noch keine. Trotzdem: Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein. Die Märkte erwarten nicht nur solide Auslieferungszahlen, sondern vor allem Klarheit über Teslas Zukunftsstrategie. Kann das Unternehmen seine Margen stabilisieren? Wie entwickelt sich das Geschäft in China? Und was ist mit den vollmundigen Versprechen zu Robotaxis?
Die Volatilität dürfte heute Abend hoch sein – je nachdem, ob Elon Musk die hohen Erwartungen erfüllen kann oder enttäuscht.
Tech unter Druck: Texas Instruments zieht die Branche runter
Ein schwacher Ausblick von Texas Instruments reichte aus, um die gesamte europäische Halbleiterbranche ins Minus zu drücken. Infineon verlor 2,8 Prozent und war damit Schlusslicht im Dax. Der US-Chiphersteller kämpft mit Einfuhrzöllen und dem Handelskonflikt mit China – Probleme, die auch die europäischen Konkurrenten betreffen.
Besonders bitter für deutsche Anleger: Die Chipknappheit trifft nun auch die Autoindustrie. Mercedes warnte, dass die gesamte Branche unter dem Mangel an Nexperia-Chips leide. Die niederländische Regierung hatte jüngst die Kontrolle über den wichtigen Halbleiterlieferanten vom chinesischen Eigentümer übernommen – ein weiteres Beispiel für die zunehmende Politisierung der Tech-Lieferketten.
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Apropos Halbleiterbranche: Wer sich näher mit den Folgen des globalen Chip-Wettrüstens beschäftigen und mögliche Profiteure identifizieren möchte, findet dazu spannende Einblicke in einem aktuellen Webinar von Bernd Wünsche. Er erläutert dort, welche Rolle europäische Tech-Werte im „Chip-Krieg“ zwischen den USA und China künftig spielen könnten – und welche Aktie laut seiner Analyse dabei besonders im Fokus steht. Mehr dazu finden Sie hier: Zum Webinar „Die neue Nvidia – Ihre Gewinn-Chance im Megatrend-Tsunami 2025“
Krypto-Neuigkeiten: Privatsphäre mit Haken
Während die traditionellen Märkte schwächeln, sorgt Coinbase-Chef Brian Armstrong für Aufsehen in der Krypto-Welt. Die hauseigene Layer-2-Lösung Base soll künftig private Transaktionen ermöglichen. Das klingt nach einem großen Schritt in Richtung Anonymität – doch Experten warnen vor zu viel Euphorie. Die Details der Umsetzung bleiben vage, und regulatorische Hürden könnten dem Projekt noch einen Strich durch die Rechnung machen.
Für Bitcoin selbst ging es unterdessen bergab: Mit einem Minus von 2,3 Prozent notiert die wichtigste Kryptowährung bei 108.282 Dollar. Die Korrelation zu den traditionellen Märkten bleibt hoch – wenn es an der Wall Street rumpelt, zittern auch die digitalen Assets.
Der heutige Mittwoch zeigt einmal mehr: Die Börse folgt ihrer eigenen Logik. Rekorde garantieren keine Kursgewinne, verschobene Friedensgespräche treiben Rüstungsaktien, und selbst Tech-Giganten sind vor Lieferkettenproblemen nicht gefeit. Bleiben Sie wachsam – besonders heute Abend, wenn Tesla seine Karten auf den Tisch legt. Das könnte den Ton für die restliche Earnings Season angeben.
Mit analytischen Grüßen,
Andreas Sommer








