Die Zeiten ändern sich für Telegram-Nutzer. Was einst als Hochburg der digitalen Privatsphäre galt, navigiert heute zwischen Nutzerinteressen und behördlichen Auflagen. Nach der Verhaftung von CEO Pavel Durov in Frankreich hat der Messenger seine Datenschutzrichtlinien grundlegend überarbeitet - erstmals werden nun Nutzerdaten an Strafverfolgungsbehörden weitergegeben.

Diese Entwicklung wirft neue Fragen zur Sicherheit auf. Während die App weiterhin mächtige Schutzfunktionen bietet, müssen Nutzer ihre Einstellungen bewusster denn je konfigurieren. Ein Überblick über die wichtigsten Sicherheitswerkzeuge und was sich wirklich geändert hat.

Verschlüsselung mit Haken: Standard-Chats bleiben einsehbar

Telegrams Verschlüsselungskonzept führt oft zu Missverständnissen. Die gewöhnlichen "Cloud-Chats" nutzen lediglich eine Server-Client-Verschlüsselung - das bedeutet: Nachrichten sind auf dem Übertragungsweg geschützt, aber für Telegram selbst auf den Servern lesbar.

Echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bieten nur die "Geheimen Chats". Diese müssen bewusst gestartet werden und funktionieren nur zwischen zwei Geräten - Cloud-Synchronisation ausgeschlossen. Ein wichtiger Fortschritt kam 2025 mit verschlüsselten Gruppenanrufen für bis zu 200 Teilnehmer. Doch auch hier gilt: Die Funktion muss aktiv gewählt werden.

Die Realität: Standard-Chats können von Telegram eingesehen werden - ein entscheidender Unterschied zu Diensten wie Signal, die standardmäßig alles verschlüsseln.

Digitale Spuren minimieren: Diese Einstellungen sind entscheidend

Wer seine Privatsphäre schützen will, sollte zunächst seine Sichtbarkeit einschränken. Telegram erlaubt detaillierte Kontrolle darüber, wer welche Informationen sehen kann.

Besonders kritisch: die Telefonnummer und der "Zuletzt gesehen"-Status. Beide sollten maximal auf "Meine Kontakte" beschränkt werden - andernfalls können Fremde diese Daten sammeln. Gleiches gilt für Profilfotos und die Berechtigung, Sie zu Gruppen hinzuzufügen.

Ein oft übersehener Punkt: Weitergeleitete Nachrichten können standardmäßig zu Ihrem Profil zurückverfolgt werden. Diese Verknüpfung lässt sich in den Datenschutzeinstellungen deaktivieren.

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Perfekter Account-Schutz: Zwei-Faktor-Authentifizierung ist Pflicht

Die Zwei-Schritt-Verifizierung gilt als wichtigste Sicherheitsmaßnahme überhaupt. Sie erfordert neben dem SMS-Code ein zusätzliches Passwort bei jeder Anmeldung auf neuen Geräten - selbst SIM-Karten-Attacken werden so wirkungslos.

Ergänzend schützt der Code-Sperrbildschirm die App selbst durch PIN oder biometrische Daten. Wird das Handy gestohlen, bleiben die Chats dennoch unzugänglich.

Regelmäßige Kontrolle: Überprüfen Sie die "Aktiven Sitzungen" in den Einstellungen. Unbekannte Geräte können dort sofort abgemeldet werden - ein einfacher Schritt mit großer Wirkung.

Politische Kehrtwende: Nutzerdaten fließen jetzt zu Behörden

Die größte Veränderung kam im September 2024: Nach jahrelangem Widerstand gibt Telegram nun IP-Adressen und Telefonnummern an Ermittlungsbehörden weiter - bei "rechtsgültigen Gerichtsbeschlüssen" für Strafermittlungen.

Diese Kehrtwende folgte auf die Verhaftung von CEO Durov in Frankreich. Bisher hatte das Unternehmen stolz verkündet, "null Bytes an Nutzernachrichten" an Dritte weitergegeben zu haben. Diese Zeiten sind vorbei.

Was das bedeutet: Telegram nähert sich anderen Tech-Giganten an, die längst mit Behörden kooperieren. Für Nutzer, die auf absolute Anonymität angewiesen sind, wird die Plattform problematischer.

Ausblick: Wachsamkeit wird zur Bürgerpflicht

Die Zukunft von Telegram steht im Spannungsfeld zwischen Nutzerrechten, praktischer Bedienbarkeit und regulatorischen Zwängen. Weitere Richtlinienänderungen sind wahrscheinlich - Nutzer müssen wachsam bleiben.

Bedrohungen entwickeln sich stetig weiter: Phishing-Attacken, als Dateien getarnte Malware und SIM-Swapping-Angriffe bleiben aktuelle Gefahren. Regelmäßige Überprüfung der Sicherheitseinstellungen wird zur Standardaufgabe.

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Die Botschaft: Telegramms Werkzeuge funktionieren - aber nur, wenn sie bewusst eingesetzt werden. Der Mythos der automatischen Sicherheit ist endgültig zu Ende.