Teamviewer-Aktie bricht nach Permira-Ausstieg massiv ein

Der Ausstieg des Großinvestors Permira hat die Teamviewer-Aktie am Donnerstag schwer unter Druck gesetzt. Der Finanzinvestor verkaufte seine verbliebenen knapp 12,5 Millionen Anteile für 9,20 Euro pro Stück an institutionelle Anleger – und nahm dabei einen Abschlag von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss in Kauf.
Die Reaktion der Börse ließ nicht lange auf sich warten: Die Papiere des Softwareanbieters brachen um 7,6 Prozent auf 9,00 Euro ein und wurden damit zum Schlusslicht im MDax der mittelgroßen Unternehmen.
Technische Signale zeigen nach unten
Der Kursrutsch hatte technische Konsequenzen: Die Aktie fiel unter ihre 50-Tage-Linie und den 21-Tage-Durchschnitt – beides wichtige Indikatoren für den kurz- bis mittelfristigen Trend. Dabei war der Ausflug über die 50-Tage-Linie erst wenige Tage alt. Zu Wochenbeginn hatte eine Kaufempfehlung der Bank of America die Aktien noch auf das höchste Niveau seit Juni getrieben.
Das platzierte Aktienvolumen entspricht etwa sieben Prozent des Teamviewer-Grundkapitals. Permira hält nach eigenen Angaben nun keine Anteile mehr. Ein Händler kommentierte: Der bei dem Deal berücksichtigte Abschlag sei "in Ordnung" gewesen. Der sogenannte Aktienüberhang – Positionen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit verkauft werden – verschwinde damit.
Analyst bleibt trotzdem optimistisch
Aus Sicht von DZ-Bank-Analyst Armin Kremser steht der Schritt im Einklang mit Permiras Plan, sich komplett aus der Teamviewer-Beteiligung zurückzuziehen. Obwohl der Kurs zuletzt kurzfristig angezogen habe, zeigte sich Kremser von der Platzierung auf dem vergleichsweise niedrigen Niveau überrascht.
Dennoch hält er an seiner Kaufempfehlung fest: "Wir begrüßen den Streubesitz von 100 Prozent, künftig wird es keinen Platzierungsdruck mehr geben." Eine durchaus mutige Einschätzung angesichts der aktuellen Entwicklung.
Von der Corona-Hausse zum Absturz
Die Teamviewer-Aktie entfernte sich am Donnerstag weiter von ihrem Jahreshoch bei 13,55 Euro Anfang Mai. Im laufenden Jahr ist die Kursbilanz mit einem Minus von fast sechs Prozent wieder klar negativ.
Dabei blickt das Unternehmen auf eine bewegte Börsengeschichte zurück:
* 2019: Börsengang zu 26,25 Euro
* Juli 2020: Höchststand bei fast 55 Euro während der Corona-Hausse
* Oktober 2022: Tiefststand bei knapp 7,70 Euro
Während der Pandemie wurde Teamviewer für seine Fernwartungs-Software gefeiert, die im Home Office half. Doch Zweifel an den Wachstumsaussichten und Kritik an Sponsoring-Verträgen – unter anderem mit dem Fußballclub Manchester United – ließen den Höhenflug jäh enden.
Permira: Ein lukratives Engagement
Für Permira hat sich das Investment trotzdem prächtig gelohnt: Der Finanzinvestor hatte Teamviewer 2014 für rund 870 Millionen Euro gekauft. Alleine am Börsengang verdiente Permira 2,2 Milliarden Euro, insgesamt brachten der IPO und der gestaffelte Verkauf von Anteilen knapp sechs Milliarden Euro ein.
Laut Finanzkreisen hat der Investor sein eingesetztes Eigenkapital damit mehr als verzehnfacht. Allerdings: Der jetzige Verkaufspreis von 9,20 Euro fiel deutlich geringer aus als in der Vergangenheit. Noch im Februar 2021 hatte Permira Aktien für 44,50 Euro das Stück verkauft.
Die Frage bleibt: Kann Teamviewer ohne den Platzierungsdruck des Großinvestors jetzt durchstarten – oder wiegen die fundamentalen Herausforderungen weiter schwer? Die nächsten Handelstage werden es zeigen.